Die Begründung der Thonwaarenindustrie in Owari wird Kato- Shirosayemon, genannt Toshiro zugeschrieben, welcher, nachdem er fünf Jahre lang in China die Töpferei erlernt hatte, im Jahre 1223 zurückkehrte und sich zum Betrieb derselben in Seto niederliess. Er lieferte glasiertes Steinzeug und verwandte zu seinen ersten Versuchen gleich Gorodayu Shonsui in Arita Thon, welchen er aus China mit- gebracht hatte. In späterer Zeit folgte er einer verbreiteten Sitte und wechselte nochmals seinen Namen in Shunkei, so dass auf Toshiro- yaki das Shunkei-yaki folgte. Mehrere seiner Nachfolger zeich- neten sich durch Anfertigung von Theeurnen (Tsubo) und andern Gegenständen aus, welche man zur Blüthezeit der Cha-no-yu (Thee- gesellschaften) hochschätzte; auch kam zum Steingut unedle Faience mit gefärbter Email. Aber die Kunst, Porzellan zu verfertigen, lernte und übte man erst spät, nachdem ein jüngeres Glied der Töpferfamilie des Toshiro, nämlich Kato Tamikichi, auf listige Weise den Arita- töpfern das Geheimniss entlockt hatte.
Mino-yaki. Die Minowaaren, fast nur kleine Gebrauchsartikel, wie Theetöpfe, Schalen, Teller, Näpfe, wie sie zum Reisessen dienen, Sakeflaschen etc. sind meist weniger fein verziert, als die von Seto, und entsprechen mehr den Mitteln und Bedürfnissen des gewöhnlichen Mannes. Daher finden wir vornehmlich mancherlei irdenes Geschirr und unter diesem solches von vortrefflichem Material und sorgfältiger Arbeit, an der sich mancher unserer gewöhnlichen Töpfer ein Muster nehmen könnte. Die Porzellanindustrie folgte derjenigen von Seto und wurde erst 1810 eingeführt. Dieselbe erstreckt sich nordwärts bis zum Dorfe Nakatsugawa am Nakasendo. Mehr nach Owari hin wird sie in vielen Dörfern betrieben, vornehmlich in Takayama, Tajimi und Ichinokura. Zu den schönsten Leistungen gehören kleine Thee- und Sakeschalen aus vorzüglichem Porzellan, deren dünne Wandungen, wie in Hizen, durch Abdrehen der lufttrocknen Gebilde dargestellt und theils an den genannten Orten selbst, theils in Tokio mit Muffelschmelzfarben prächtig verziert werden.
Ota-yaki, Makudzu-yaki.
Im Jahre 1872 eröffnete der Kaufmann Miyagawa von Yoko- hama bei dem benachbarten Orte Ota eine Fabrik mit der Absicht, Satsuma und anderes Steingut, sowie Porzellan nachzumachen und damit besonders dem Verlangen nach Decorationsstücken für den aus- ländischen Markt zu entsprechen. Zur Leitung berief er einen Töpfer Namens Kayama aus Kioto. Man verfertigte vornehmlich Vasen und bezog dazu als Rohmaterialien Amakusa-ishi und verschiedene Thone
III. Kunstgewerbe und Verwandtes.
Die Begründung der Thonwaarenindustrie in Owari wird Kato- Shirosayemon, genannt Tôshiro zugeschrieben, welcher, nachdem er fünf Jahre lang in China die Töpferei erlernt hatte, im Jahre 1223 zurückkehrte und sich zum Betrieb derselben in Seto niederliess. Er lieferte glasiertes Steinzeug und verwandte zu seinen ersten Versuchen gleich Gorodayu Shonsui in Arita Thon, welchen er aus China mit- gebracht hatte. In späterer Zeit folgte er einer verbreiteten Sitte und wechselte nochmals seinen Namen in Shunkei, so dass auf Tôshiro- yaki das Shunkei-yaki folgte. Mehrere seiner Nachfolger zeich- neten sich durch Anfertigung von Theeurnen (Tsubo) und andern Gegenständen aus, welche man zur Blüthezeit der Cha-no-yu (Thee- gesellschaften) hochschätzte; auch kam zum Steingut unedle Faïence mit gefärbter Email. Aber die Kunst, Porzellan zu verfertigen, lernte und übte man erst spät, nachdem ein jüngeres Glied der Töpferfamilie des Tôshiro, nämlich Kato Tamikichi, auf listige Weise den Arita- töpfern das Geheimniss entlockt hatte.
Mino-yaki. Die Minowaaren, fast nur kleine Gebrauchsartikel, wie Theetöpfe, Schalen, Teller, Näpfe, wie sie zum Reisessen dienen, Sakeflaschen etc. sind meist weniger fein verziert, als die von Seto, und entsprechen mehr den Mitteln und Bedürfnissen des gewöhnlichen Mannes. Daher finden wir vornehmlich mancherlei irdenes Geschirr und unter diesem solches von vortrefflichem Material und sorgfältiger Arbeit, an der sich mancher unserer gewöhnlichen Töpfer ein Muster nehmen könnte. Die Porzellanindustrie folgte derjenigen von Seto und wurde erst 1810 eingeführt. Dieselbe erstreckt sich nordwärts bis zum Dorfe Nakatsugawa am Nakasendo. Mehr nach Owari hin wird sie in vielen Dörfern betrieben, vornehmlich in Takayama, Tajimi und Ichinokura. Zu den schönsten Leistungen gehören kleine Thee- und Sakeschalen aus vorzüglichem Porzellan, deren dünne Wandungen, wie in Hizen, durch Abdrehen der lufttrocknen Gebilde dargestellt und theils an den genannten Orten selbst, theils in Tôkio mit Muffelschmelzfarben prächtig verziert werden.
Ôta-yaki, Makudzu-yaki.
Im Jahre 1872 eröffnete der Kaufmann Miyagawa von Yoko- hama bei dem benachbarten Orte Ôta eine Fabrik mit der Absicht, Satsuma und anderes Steingut, sowie Porzellan nachzumachen und damit besonders dem Verlangen nach Decorationsstücken für den aus- ländischen Markt zu entsprechen. Zur Leitung berief er einen Töpfer Namens Kayama aus Kiôto. Man verfertigte vornehmlich Vasen und bezog dazu als Rohmaterialien Amakusa-ishi und verschiedene Thone
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><pbfacs="#f0626"n="572"/><fwplace="top"type="header">III. Kunstgewerbe und Verwandtes.</fw><lb/><p>Die Begründung der Thonwaarenindustrie in Owari wird <hirendition="#g">Kato-<lb/>
Shirosayemon</hi>, genannt <hirendition="#g">Tôshiro</hi> zugeschrieben, welcher, nachdem<lb/>
er fünf Jahre lang in China die Töpferei erlernt hatte, im Jahre 1223<lb/>
zurückkehrte und sich zum Betrieb derselben in Seto niederliess. Er<lb/>
lieferte glasiertes Steinzeug und verwandte zu seinen ersten Versuchen<lb/>
gleich Gorodayu Shonsui in Arita Thon, welchen er aus China mit-<lb/>
gebracht hatte. In späterer Zeit folgte er einer verbreiteten Sitte und<lb/>
wechselte nochmals seinen Namen in Shunkei, so dass auf <hirendition="#g">Tôshiro-<lb/>
yaki</hi> das <hirendition="#g">Shunkei-yaki</hi> folgte. Mehrere seiner Nachfolger zeich-<lb/>
neten sich durch Anfertigung von Theeurnen (Tsubo) und andern<lb/>
Gegenständen aus, welche man zur Blüthezeit der Cha-no-yu (Thee-<lb/>
gesellschaften) hochschätzte; auch kam zum Steingut unedle Faïence<lb/>
mit gefärbter Email. Aber die Kunst, Porzellan zu verfertigen, lernte<lb/>
und übte man erst spät, nachdem ein jüngeres Glied der Töpferfamilie<lb/>
des Tôshiro, nämlich <hirendition="#g">Kato Tamikichi</hi>, auf listige Weise den Arita-<lb/>
töpfern das Geheimniss entlockt hatte.</p><lb/><p><hirendition="#g">Mino-yaki</hi>. Die Minowaaren, fast nur kleine Gebrauchsartikel,<lb/>
wie Theetöpfe, Schalen, Teller, Näpfe, wie sie zum Reisessen dienen,<lb/>
Sakeflaschen etc. sind meist weniger fein verziert, als die von Seto,<lb/>
und entsprechen mehr den Mitteln und Bedürfnissen des gewöhnlichen<lb/>
Mannes. Daher finden wir vornehmlich mancherlei irdenes Geschirr<lb/>
und unter diesem solches von vortrefflichem Material und sorgfältiger<lb/>
Arbeit, an der sich mancher unserer gewöhnlichen Töpfer ein Muster<lb/>
nehmen könnte. Die Porzellanindustrie folgte derjenigen von Seto<lb/>
und wurde erst 1810 eingeführt. Dieselbe erstreckt sich nordwärts bis<lb/>
zum Dorfe <hirendition="#g">Nakatsugawa</hi> am Nakasendo. Mehr nach Owari hin<lb/>
wird sie in vielen Dörfern betrieben, vornehmlich in <hirendition="#g">Takayama,<lb/>
Tajimi</hi> und <hirendition="#g">Ichinokura</hi>. Zu den schönsten Leistungen gehören<lb/>
kleine Thee- und Sakeschalen aus vorzüglichem Porzellan, deren dünne<lb/>
Wandungen, wie in Hizen, durch Abdrehen der lufttrocknen Gebilde<lb/>
dargestellt und theils an den genannten Orten selbst, theils in Tôkio<lb/>
mit Muffelschmelzfarben prächtig verziert werden.</p></div><lb/><divn="3"><head><hirendition="#g">Ôta-yaki, Makudzu-yaki</hi>.</head><lb/><p>Im Jahre 1872 eröffnete der Kaufmann <hirendition="#g">Miyagawa</hi> von Yoko-<lb/>
hama bei dem benachbarten Orte Ôta eine Fabrik mit der Absicht,<lb/>
Satsuma und anderes Steingut, sowie Porzellan nachzumachen und<lb/>
damit besonders dem Verlangen nach Decorationsstücken für den aus-<lb/>
ländischen Markt zu entsprechen. Zur Leitung berief er einen Töpfer<lb/>
Namens <hirendition="#g">Kayama</hi> aus Kiôto. Man verfertigte vornehmlich Vasen und<lb/>
bezog dazu als Rohmaterialien Amakusa-ishi und verschiedene Thone<lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[572/0626]
III. Kunstgewerbe und Verwandtes.
Die Begründung der Thonwaarenindustrie in Owari wird Kato-
Shirosayemon, genannt Tôshiro zugeschrieben, welcher, nachdem
er fünf Jahre lang in China die Töpferei erlernt hatte, im Jahre 1223
zurückkehrte und sich zum Betrieb derselben in Seto niederliess. Er
lieferte glasiertes Steinzeug und verwandte zu seinen ersten Versuchen
gleich Gorodayu Shonsui in Arita Thon, welchen er aus China mit-
gebracht hatte. In späterer Zeit folgte er einer verbreiteten Sitte und
wechselte nochmals seinen Namen in Shunkei, so dass auf Tôshiro-
yaki das Shunkei-yaki folgte. Mehrere seiner Nachfolger zeich-
neten sich durch Anfertigung von Theeurnen (Tsubo) und andern
Gegenständen aus, welche man zur Blüthezeit der Cha-no-yu (Thee-
gesellschaften) hochschätzte; auch kam zum Steingut unedle Faïence
mit gefärbter Email. Aber die Kunst, Porzellan zu verfertigen, lernte
und übte man erst spät, nachdem ein jüngeres Glied der Töpferfamilie
des Tôshiro, nämlich Kato Tamikichi, auf listige Weise den Arita-
töpfern das Geheimniss entlockt hatte.
Mino-yaki. Die Minowaaren, fast nur kleine Gebrauchsartikel,
wie Theetöpfe, Schalen, Teller, Näpfe, wie sie zum Reisessen dienen,
Sakeflaschen etc. sind meist weniger fein verziert, als die von Seto,
und entsprechen mehr den Mitteln und Bedürfnissen des gewöhnlichen
Mannes. Daher finden wir vornehmlich mancherlei irdenes Geschirr
und unter diesem solches von vortrefflichem Material und sorgfältiger
Arbeit, an der sich mancher unserer gewöhnlichen Töpfer ein Muster
nehmen könnte. Die Porzellanindustrie folgte derjenigen von Seto
und wurde erst 1810 eingeführt. Dieselbe erstreckt sich nordwärts bis
zum Dorfe Nakatsugawa am Nakasendo. Mehr nach Owari hin
wird sie in vielen Dörfern betrieben, vornehmlich in Takayama,
Tajimi und Ichinokura. Zu den schönsten Leistungen gehören
kleine Thee- und Sakeschalen aus vorzüglichem Porzellan, deren dünne
Wandungen, wie in Hizen, durch Abdrehen der lufttrocknen Gebilde
dargestellt und theils an den genannten Orten selbst, theils in Tôkio
mit Muffelschmelzfarben prächtig verziert werden.
Ôta-yaki, Makudzu-yaki.
Im Jahre 1872 eröffnete der Kaufmann Miyagawa von Yoko-
hama bei dem benachbarten Orte Ôta eine Fabrik mit der Absicht,
Satsuma und anderes Steingut, sowie Porzellan nachzumachen und
damit besonders dem Verlangen nach Decorationsstücken für den aus-
ländischen Markt zu entsprechen. Zur Leitung berief er einen Töpfer
Namens Kayama aus Kiôto. Man verfertigte vornehmlich Vasen und
bezog dazu als Rohmaterialien Amakusa-ishi und verschiedene Thone
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Rein, Johann Justus: Japan nach Reisen und Studien. Bd. 2. Leipzig, 1886, S. 572. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rein_japan02_1886/626>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.