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Rein, Johann Justus: Japan nach Reisen und Studien. Bd. 2. Leipzig, 1886.

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I. Land- und Forstwirthschaft.
darüber, was ihm vornehmlich nach japanischen Quellen bekannt
wurde, in einem Artikel betitelt "Der Kampferspinner (Genziki mushi)"*)
veröffentlicht.

Das Insekt nährt sich von den Blättern der Kastanie, der Wall-
nuss, verschiedener Eichen- und Sumacharten und im südlichen Japan
auch von denen des Kampferlorbeers. Ich fand es häufig auf allen
meinen Reisen in Japan und überzeugte mich, dass sein Lieblings-
wirth der Kuri (Castanea vulgaris Lamk.) ist. Die grossen Raupen
fressen einzelnstehende Kastanienbäume oft ganz kahl und rufen auch
in grösseren Beständen zuweilen erkleckliche Verheerungen hervor,
während sie andere Bäume daneben meist ganz verschonen. Da nun
ausserdem jene Nährpflanze gleich der Raupe selbst über ganz Japan
verbreitet ist, so ziehe ich vor, diese "Kastanienspinner" zu
nennen, weil dies die allein passende Bezeichnung ist. Der Bauch
dieser grossen Raupe ist hellgrün, der Rücken grauweiss. Eine Reihe
schöner blauer Flecken bezeichnet auf jeder Seite die Tracheen.
Seidenglänzende, grauweisse Haare von Centimeterlänge bedecken die
Oberseite und bewirken im Verein mit der hellen Farbe der Raupen
selbst, dass diese aus einiger Entfernung das Aussehen der blühenden
Kätzchen ihres Ernährers haben.

Der Kastanienspinner bildet kein allseits geschlossenes Cocon,
sondern ein ziemlich grobes netzförmiges Gewebe von bräunlicher
Färbung, dessen Fäden nur mühsam abzuwinden und nur als Ein-
schlag zu groben Zeugen zu verwenden sind. Früher benutzte man die
spinnreifen Raupen, wie es scheint häufiger als jetzt, zu den sogenannten
Tengusu (Silkworm guts), indem man sie in Essig legte, sorgfältig an
den Spinndrüsen öffnete, und die Seide als Faden von mehreren Fuss
Länge hervorzog. Seitdem jedoch das feinere Material aus China
leicht und billig zu haben ist, geben diesem auch die japanischen
Angelfischer den Vorzug. (Siehe pg. 232 Anmkg.)


5. Forstwirthschaft.

Verhältniss der japanischen Wälder (Hayashi) zu den übrigen Culturformen und
zum Oedland. Unterscheidung derselben in Cultur- und Natur- oder Gebirgswälder.
Charakter, Verbreitung und Verwerthung beider Arten. Einfluss auf das Klima. --

Nach der früher (S. 11 u. 12) gegebenen Uebersicht der wirth-
schaftlichen Bodeneintheilung in Alt-Japan, welche sich auf officielle

*) Mitth. d. deutsch. Ges. etc. 9. Heft. Yokohama 1876.

I. Land- und Forstwirthschaft.
darüber, was ihm vornehmlich nach japanischen Quellen bekannt
wurde, in einem Artikel betitelt »Der Kampferspinner (Genziki mushi)«*)
veröffentlicht.

Das Insekt nährt sich von den Blättern der Kastanie, der Wall-
nuss, verschiedener Eichen- und Sumacharten und im südlichen Japan
auch von denen des Kampferlorbeers. Ich fand es häufig auf allen
meinen Reisen in Japan und überzeugte mich, dass sein Lieblings-
wirth der Kuri (Castanea vulgaris Lamk.) ist. Die grossen Raupen
fressen einzelnstehende Kastanienbäume oft ganz kahl und rufen auch
in grösseren Beständen zuweilen erkleckliche Verheerungen hervor,
während sie andere Bäume daneben meist ganz verschonen. Da nun
ausserdem jene Nährpflanze gleich der Raupe selbst über ganz Japan
verbreitet ist, so ziehe ich vor, diese »Kastanienspinner« zu
nennen, weil dies die allein passende Bezeichnung ist. Der Bauch
dieser grossen Raupe ist hellgrün, der Rücken grauweiss. Eine Reihe
schöner blauer Flecken bezeichnet auf jeder Seite die Tracheen.
Seidenglänzende, grauweisse Haare von Centimeterlänge bedecken die
Oberseite und bewirken im Verein mit der hellen Farbe der Raupen
selbst, dass diese aus einiger Entfernung das Aussehen der blühenden
Kätzchen ihres Ernährers haben.

Der Kastanienspinner bildet kein allseits geschlossenes Cocon,
sondern ein ziemlich grobes netzförmiges Gewebe von bräunlicher
Färbung, dessen Fäden nur mühsam abzuwinden und nur als Ein-
schlag zu groben Zeugen zu verwenden sind. Früher benutzte man die
spinnreifen Raupen, wie es scheint häufiger als jetzt, zu den sogenannten
Tengusu (Silkworm guts), indem man sie in Essig legte, sorgfältig an
den Spinndrüsen öffnete, und die Seide als Faden von mehreren Fuss
Länge hervorzog. Seitdem jedoch das feinere Material aus China
leicht und billig zu haben ist, geben diesem auch die japanischen
Angelfischer den Vorzug. (Siehe pg. 232 Anmkg.)


5. Forstwirthschaft.

Verhältniss der japanischen Wälder (Hayashi) zu den übrigen Culturformen und
zum Oedland. Unterscheidung derselben in Cultur- und Natur- oder Gebirgswälder.
Charakter, Verbreitung und Verwerthung beider Arten. Einfluss auf das Klima. —

Nach der früher (S. 11 u. 12) gegebenen Uebersicht der wirth-
schaftlichen Bodeneintheilung in Alt-Japan, welche sich auf officielle

*) Mitth. d. deutsch. Ges. etc. 9. Heft. Yokohama 1876.
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[250/0274] I. Land- und Forstwirthschaft. darüber, was ihm vornehmlich nach japanischen Quellen bekannt wurde, in einem Artikel betitelt »Der Kampferspinner (Genziki mushi)« *) veröffentlicht. Das Insekt nährt sich von den Blättern der Kastanie, der Wall- nuss, verschiedener Eichen- und Sumacharten und im südlichen Japan auch von denen des Kampferlorbeers. Ich fand es häufig auf allen meinen Reisen in Japan und überzeugte mich, dass sein Lieblings- wirth der Kuri (Castanea vulgaris Lamk.) ist. Die grossen Raupen fressen einzelnstehende Kastanienbäume oft ganz kahl und rufen auch in grösseren Beständen zuweilen erkleckliche Verheerungen hervor, während sie andere Bäume daneben meist ganz verschonen. Da nun ausserdem jene Nährpflanze gleich der Raupe selbst über ganz Japan verbreitet ist, so ziehe ich vor, diese »Kastanienspinner« zu nennen, weil dies die allein passende Bezeichnung ist. Der Bauch dieser grossen Raupe ist hellgrün, der Rücken grauweiss. Eine Reihe schöner blauer Flecken bezeichnet auf jeder Seite die Tracheen. Seidenglänzende, grauweisse Haare von Centimeterlänge bedecken die Oberseite und bewirken im Verein mit der hellen Farbe der Raupen selbst, dass diese aus einiger Entfernung das Aussehen der blühenden Kätzchen ihres Ernährers haben. Der Kastanienspinner bildet kein allseits geschlossenes Cocon, sondern ein ziemlich grobes netzförmiges Gewebe von bräunlicher Färbung, dessen Fäden nur mühsam abzuwinden und nur als Ein- schlag zu groben Zeugen zu verwenden sind. Früher benutzte man die spinnreifen Raupen, wie es scheint häufiger als jetzt, zu den sogenannten Tengusu (Silkworm guts), indem man sie in Essig legte, sorgfältig an den Spinndrüsen öffnete, und die Seide als Faden von mehreren Fuss Länge hervorzog. Seitdem jedoch das feinere Material aus China leicht und billig zu haben ist, geben diesem auch die japanischen Angelfischer den Vorzug. (Siehe pg. 232 Anmkg.) 5. Forstwirthschaft. Verhältniss der japanischen Wälder (Hayashi) zu den übrigen Culturformen und zum Oedland. Unterscheidung derselben in Cultur- und Natur- oder Gebirgswälder. Charakter, Verbreitung und Verwerthung beider Arten. Einfluss auf das Klima. — Nach der früher (S. 11 u. 12) gegebenen Uebersicht der wirth- schaftlichen Bodeneintheilung in Alt-Japan, welche sich auf officielle *) Mitth. d. deutsch. Ges. etc. 9. Heft. Yokohama 1876.

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Zitationshilfe: Rein, Johann Justus: Japan nach Reisen und Studien. Bd. 2. Leipzig, 1886, S. 250. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rein_japan02_1886/274>, abgerufen am 22.12.2024.