Da Leder (Kawa) früher in Japan wenig verwendet und in den meisten Fällen durch das sogenannte Lederpapier ersetzt wurde, seine Darstellung und Verarbeitung ausserdem zu den unreinen, verachteten Be- schäftigungen gehörten, welche den Etas zufielen, waren die Leistungen auf diesem Gebiete entsprechend gering und kamen Gerbstoffe als solche weniger in Betracht, als vielmehr zur Erzeugung der schwarzen Farbe in der Färberei. In der Neuzeit hat die europäische Bekleidungs- und Bewaffnungsweise beim Militär, sowie in Beamtenkreisen und sonst auch hier Wandel gebracht. Das Schuhmacherhandwerk und die Gerberei entwickelten sich rasch und wurden in der öffentlichen Mei- nung ehrbare Berufsarten. Damit stieg denn auch die Nachfrage nach Gerbmitteln, von denen das Land manche aufweist. Der Bedarf wird bis jetzt vornehmlich durch Eichenrinden, insbesondere von der Ka- shiwa (Quercus dentata Thunb.) gedeckt; doch schätzt man auch die- jenige der Yama-momo (Myrica rubra S. & Z.).
Eigenartig und von viel grösserem Interesse sind aber zwei an- dere Gerbstoffe des Landes, welche unter den Namen Fushi und Shibu allbekannt sind und vielfache Verwendung finden.
Unter Fushi oder Gobaishi versteht man in Japan die eigen- thümlichen, gerbsäurereichen Gallen von Rhus semi-alata Murr. (R. Osbeckii D. C., R. javanica L.). Dieser schön belaubte Sumach, Narude, Fushi-no-ki, Kachi-ki oder Yenbuju genannt, bildet einen ansehnlichen Strauch oder kleinen Baum von 3--8 m Höhe, der in den Bergwaldungen Japans, wie Ostasiens überhaupt, sehr ver- breitet ist. Die Gallen stellen vielgestaltige und verschieden grosse Blasen dar, welche durchschnittlich 4--5 gr Gewicht, 4--6 cm Länge und in ihren dicksten Theilen 2--4 cm Umfang erreichen. Sie sind sehr unregelmässig gebildet, mit Höckern und Hörnern versehen und hängen in der Regel an den Blattstielen (selten an jungen Zweigen) mit einem spitz zulaufenden Horn fest, ähnlich wie die Hängepuppen mancher Tagfalter. Die Grundfarbe ist braun, tritt aber nur an den Vorsprüngen hervor, während sonst ein kurzer, dichter, erdgrauer Filz sie bedeckt. Nach der sich zuspitzenden Basis erkennt man, zumal auf der convexen Seite dieser so mannigfaltig und höchst eigenthüm- lich gestalteten Gallen, eine deutliche Streifung, die sich nach den dickeren Theilen allmählich verliert. Die Wandung ist meist gegen 0,5 mm, ausnahmsweise aber auch 3--4 mal so dick, sehr spröde, durchscheinend, hornig.
Diese eigenartigen Gebilde sollen durch den Stich einer Blattlaus
I. Land- und Forstwirthschaft.
Gerbstoffe.
Da Leder (Kawa) früher in Japan wenig verwendet und in den meisten Fällen durch das sogenannte Lederpapier ersetzt wurde, seine Darstellung und Verarbeitung ausserdem zu den unreinen, verachteten Be- schäftigungen gehörten, welche den Etas zufielen, waren die Leistungen auf diesem Gebiete entsprechend gering und kamen Gerbstoffe als solche weniger in Betracht, als vielmehr zur Erzeugung der schwarzen Farbe in der Färberei. In der Neuzeit hat die europäische Bekleidungs- und Bewaffnungsweise beim Militär, sowie in Beamtenkreisen und sonst auch hier Wandel gebracht. Das Schuhmacherhandwerk und die Gerberei entwickelten sich rasch und wurden in der öffentlichen Mei- nung ehrbare Berufsarten. Damit stieg denn auch die Nachfrage nach Gerbmitteln, von denen das Land manche aufweist. Der Bedarf wird bis jetzt vornehmlich durch Eichenrinden, insbesondere von der Ka- shiwa (Quercus dentata Thunb.) gedeckt; doch schätzt man auch die- jenige der Yama-momo (Myrica rubra S. & Z.).
Eigenartig und von viel grösserem Interesse sind aber zwei an- dere Gerbstoffe des Landes, welche unter den Namen Fushi und Shibu allbekannt sind und vielfache Verwendung finden.
Unter Fushi oder Gobaishi versteht man in Japan die eigen- thümlichen, gerbsäurereichen Gallen von Rhus semi-alata Murr. (R. Osbeckii D. C., R. javanica L.). Dieser schön belaubte Sumach, Narude, Fushi-no-ki, Kachi-ki oder Yenbuju genannt, bildet einen ansehnlichen Strauch oder kleinen Baum von 3—8 m Höhe, der in den Bergwaldungen Japans, wie Ostasiens überhaupt, sehr ver- breitet ist. Die Gallen stellen vielgestaltige und verschieden grosse Blasen dar, welche durchschnittlich 4—5 gr Gewicht, 4—6 cm Länge und in ihren dicksten Theilen 2—4 cm Umfang erreichen. Sie sind sehr unregelmässig gebildet, mit Höckern und Hörnern versehen und hängen in der Regel an den Blattstielen (selten an jungen Zweigen) mit einem spitz zulaufenden Horn fest, ähnlich wie die Hängepuppen mancher Tagfalter. Die Grundfarbe ist braun, tritt aber nur an den Vorsprüngen hervor, während sonst ein kurzer, dichter, erdgrauer Filz sie bedeckt. Nach der sich zuspitzenden Basis erkennt man, zumal auf der convexen Seite dieser so mannigfaltig und höchst eigenthüm- lich gestalteten Gallen, eine deutliche Streifung, die sich nach den dickeren Theilen allmählich verliert. Die Wandung ist meist gegen 0,5 mm, ausnahmsweise aber auch 3—4 mal so dick, sehr spröde, durchscheinend, hornig.
Diese eigenartigen Gebilde sollen durch den Stich einer Blattlaus
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I. Land- und Forstwirthschaft.
Gerbstoffe.
Da Leder (Kawa) früher in Japan wenig verwendet und in den
meisten Fällen durch das sogenannte Lederpapier ersetzt wurde, seine
Darstellung und Verarbeitung ausserdem zu den unreinen, verachteten Be-
schäftigungen gehörten, welche den Etas zufielen, waren die Leistungen
auf diesem Gebiete entsprechend gering und kamen Gerbstoffe als solche
weniger in Betracht, als vielmehr zur Erzeugung der schwarzen Farbe
in der Färberei. In der Neuzeit hat die europäische Bekleidungs-
und Bewaffnungsweise beim Militär, sowie in Beamtenkreisen und
sonst auch hier Wandel gebracht. Das Schuhmacherhandwerk und die
Gerberei entwickelten sich rasch und wurden in der öffentlichen Mei-
nung ehrbare Berufsarten. Damit stieg denn auch die Nachfrage nach
Gerbmitteln, von denen das Land manche aufweist. Der Bedarf wird
bis jetzt vornehmlich durch Eichenrinden, insbesondere von der Ka-
shiwa (Quercus dentata Thunb.) gedeckt; doch schätzt man auch die-
jenige der Yama-momo (Myrica rubra S. & Z.).
Eigenartig und von viel grösserem Interesse sind aber zwei an-
dere Gerbstoffe des Landes, welche unter den Namen Fushi und
Shibu allbekannt sind und vielfache Verwendung finden.
Unter Fushi oder Gobaishi versteht man in Japan die eigen-
thümlichen, gerbsäurereichen Gallen von Rhus semi-alata Murr.
(R. Osbeckii D. C., R. javanica L.). Dieser schön belaubte Sumach,
Narude, Fushi-no-ki, Kachi-ki oder Yenbuju genannt, bildet
einen ansehnlichen Strauch oder kleinen Baum von 3—8 m Höhe,
der in den Bergwaldungen Japans, wie Ostasiens überhaupt, sehr ver-
breitet ist. Die Gallen stellen vielgestaltige und verschieden grosse
Blasen dar, welche durchschnittlich 4—5 gr Gewicht, 4—6 cm Länge
und in ihren dicksten Theilen 2—4 cm Umfang erreichen. Sie sind
sehr unregelmässig gebildet, mit Höckern und Hörnern versehen und
hängen in der Regel an den Blattstielen (selten an jungen Zweigen)
mit einem spitz zulaufenden Horn fest, ähnlich wie die Hängepuppen
mancher Tagfalter. Die Grundfarbe ist braun, tritt aber nur an den
Vorsprüngen hervor, während sonst ein kurzer, dichter, erdgrauer Filz
sie bedeckt. Nach der sich zuspitzenden Basis erkennt man, zumal
auf der convexen Seite dieser so mannigfaltig und höchst eigenthüm-
lich gestalteten Gallen, eine deutliche Streifung, die sich nach den
dickeren Theilen allmählich verliert. Die Wandung ist meist gegen
0,5 mm, ausnahmsweise aber auch 3—4 mal so dick, sehr spröde,
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Rein, Johann Justus: Japan nach Reisen und Studien. Bd. 2. Leipzig, 1886, S. 212. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rein_japan02_1886/234>, abgerufen am 22.12.2024.
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