brauch zu Kerzen beschränkte, und ausserdem dadurch, dass es den sehr ansehnlichen Theil der Früchte des Lackbaumes, welcher jetzt unbeachtet verloren geht, sammelte und verwerthete. Ueberdies hat das Land zur Ausdehnung der Cultur beider Sumacharten noch weite Areale zur Verfügung, falls sich dieselbe vortheilhaft erweisen sollte. --
16) Ibota-ro, Ibota-Wachs von Ligustrum Ibota Sieb. (L. vulgare Thunb.). Dasselbe ist sehr fest, schön weiss, faserig und seidenglän- zend, wie die Fasern einer Asbestschicht, und erinnert an das chine- sische Pelah-Wachs, welches bekanntlich durch eine Schildlaus (Coc- cus Pelah) auf den jungen Trieben von Fraxinus chinensis Roxb. er- zeugt wird. Das Ibota-Wachs soll von den Secretionen eines ähn- lichen Insectes stammen. Gewinnung und Verwendung desselben kenne ich nicht, noch habe ich jene Schildlaus auf der viel verbreiteten Ibota- Rainweide beobachtet.*)
Zusätze.
Thunberg bemerkt in seiner Flora japonica pg. 180 zu Melia Azedarach, dass aus den im December reifenden Früchten ein fettes Oel von der Consistenz des Wachses bereitet und zu Kerzen verwen- det werde. Diese Notiz ist auch in verschiedene neuere Werke über- gegangen.
Ich muss mich jedoch bezüglich derselben dem Ausspruch Sie- bold's anschliessen: "E fructibus exprimitur oleum (Thunb.), id quod ignoro" und möchte glauben, dass hier möglicherweise eine Verwechs- lung mit Rhus succedanea oder R. vernicifera vorliegt, mit deren Früchten diejenigen der Melia Azedarach einige Aehnlichkeit haben, wenn sie auch an Grösse dieselben weit übertreffen.
Nach Siebold wird auch aus den Früchten von Listaea glauca L. und L. Thunbergii Sieb. (Tomex japonica Thunb.) Oel gewonnen; doch habe ich hierüber nichts weiter erfahren können.
Dem Thierreich entnommen sind Kujira-abura, Walfischöl
*) Der Freundlichkeit des Herrn Professor Fesca in Tokio verdanke ich nach- träglich folgende, durch seinen jap. Assistenten gesammelte Notizen über diesen Gegenstand: "Ibota-Wachs wird hauptsächlich in den Provinzen Chikuzen, Chikugo und Buzen der Insel Kiushiu gewonnen und über Ozaka in den Handel gebracht. Man schätzt die Gesammtmenge aus jenen drei Provinzen auf nur 2000 kin (1202 kg.) im Jahr. Der Preis von 100 kin bewegt sich zwischen 50 und 70 yen. Die Japaner verwenden dieses Fett als Firniss (?) für ihre Möbel." Eine kleine Probe des Rohmaterials, welche mir Prof. Fesca sandte, stellt leichte, lockere Klümpchen von grauweisser Farbe dar, die sich wie Mehl anfühlen.
Rein, Japan. II. 13
3. Handelsgewächse.
brauch zu Kerzen beschränkte, und ausserdem dadurch, dass es den sehr ansehnlichen Theil der Früchte des Lackbaumes, welcher jetzt unbeachtet verloren geht, sammelte und verwerthete. Ueberdies hat das Land zur Ausdehnung der Cultur beider Sumacharten noch weite Areale zur Verfügung, falls sich dieselbe vortheilhaft erweisen sollte. —
16) Ibota-rô, Ibota-Wachs von Ligustrum Ibota Sieb. (L. vulgare Thunb.). Dasselbe ist sehr fest, schön weiss, faserig und seidenglän- zend, wie die Fasern einer Asbestschicht, und erinnert an das chine- sische Pelah-Wachs, welches bekanntlich durch eine Schildlaus (Coc- cus Pelah) auf den jungen Trieben von Fraxinus chinensis Roxb. er- zeugt wird. Das Ibota-Wachs soll von den Secretionen eines ähn- lichen Insectes stammen. Gewinnung und Verwendung desselben kenne ich nicht, noch habe ich jene Schildlaus auf der viel verbreiteten Ibota- Rainweide beobachtet.*)
Zusätze.
Thunberg bemerkt in seiner Flora japonica pg. 180 zu Melia Azedarach, dass aus den im December reifenden Früchten ein fettes Oel von der Consistenz des Wachses bereitet und zu Kerzen verwen- det werde. Diese Notiz ist auch in verschiedene neuere Werke über- gegangen.
Ich muss mich jedoch bezüglich derselben dem Ausspruch Sie- bold’s anschliessen: »E fructibus exprimitur oleum (Thunb.), id quod ignoro« und möchte glauben, dass hier möglicherweise eine Verwechs- lung mit Rhus succedanea oder R. vernicifera vorliegt, mit deren Früchten diejenigen der Melia Azedarach einige Aehnlichkeit haben, wenn sie auch an Grösse dieselben weit übertreffen.
Nach Siebold wird auch aus den Früchten von Listaea glauca L. und L. Thunbergii Sieb. (Tomex japonica Thunb.) Oel gewonnen; doch habe ich hierüber nichts weiter erfahren können.
Dem Thierreich entnommen sind Kujira-abura, Walfischöl
*) Der Freundlichkeit des Herrn Professor Fesca in Tôkio verdanke ich nach- träglich folgende, durch seinen jap. Assistenten gesammelte Notizen über diesen Gegenstand: »Ibota-Wachs wird hauptsächlich in den Provinzen Chikuzen, Chikugo und Buzen der Insel Kiushiu gewonnen und über Ôzaka in den Handel gebracht. Man schätzt die Gesammtmenge aus jenen drei Provinzen auf nur 2000 kin (1202 kg.) im Jahr. Der Preis von 100 kin bewegt sich zwischen 50 und 70 yen. Die Japaner verwenden dieses Fett als Firniss (?) für ihre Möbel.« Eine kleine Probe des Rohmaterials, welche mir Prof. Fesca sandte, stellt leichte, lockere Klümpchen von grauweisser Farbe dar, die sich wie Mehl anfühlen.
Rein, Japan. II. 13
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><p><pbfacs="#f0215"n="193"/><fwplace="top"type="header">3. Handelsgewächse.</fw><lb/>
brauch zu Kerzen beschränkte, und ausserdem dadurch, dass es den<lb/>
sehr ansehnlichen Theil der Früchte des Lackbaumes, welcher jetzt<lb/>
unbeachtet verloren geht, sammelte und verwerthete. Ueberdies hat<lb/>
das Land zur Ausdehnung der Cultur beider Sumacharten noch weite<lb/>
Areale zur Verfügung, falls sich dieselbe vortheilhaft erweisen sollte. —</p><lb/><p>16) <hirendition="#g">Ibota-rô,</hi> Ibota-Wachs von Ligustrum Ibota Sieb. (L. vulgare<lb/>
Thunb.). Dasselbe ist sehr fest, schön weiss, faserig und seidenglän-<lb/>
zend, wie die Fasern einer Asbestschicht, und erinnert an das chine-<lb/>
sische Pelah-Wachs, welches bekanntlich durch eine Schildlaus (Coc-<lb/>
cus Pelah) auf den jungen Trieben von Fraxinus chinensis Roxb. er-<lb/>
zeugt wird. Das Ibota-Wachs soll von den Secretionen eines ähn-<lb/>
lichen Insectes stammen. Gewinnung und Verwendung desselben kenne<lb/>
ich nicht, noch habe ich jene Schildlaus auf der viel verbreiteten Ibota-<lb/>
Rainweide beobachtet.<noteplace="foot"n="*)">Der Freundlichkeit des Herrn Professor Fesca in Tôkio verdanke ich nach-<lb/>
träglich folgende, durch seinen jap. Assistenten gesammelte Notizen über diesen<lb/>
Gegenstand:<lb/>
»<hirendition="#g">Ibota-Wachs</hi> wird hauptsächlich in den Provinzen Chikuzen, Chikugo und<lb/>
Buzen der Insel Kiushiu gewonnen und über Ôzaka in den Handel gebracht.<lb/>
Man schätzt die Gesammtmenge aus jenen drei Provinzen auf nur 2000 kin<lb/>
(1202 kg.) im Jahr. Der Preis von 100 kin bewegt sich zwischen 50 und 70 yen.<lb/>
Die Japaner verwenden dieses Fett als Firniss (?) für ihre Möbel.« Eine kleine<lb/>
Probe des Rohmaterials, welche mir Prof. Fesca sandte, stellt leichte, lockere<lb/>
Klümpchen von grauweisser Farbe dar, die sich wie Mehl anfühlen.</note></p></div><lb/><divn="4"><head><hirendition="#g">Zusätze.</hi></head><lb/><p>Thunberg bemerkt in seiner Flora japonica pg. 180 zu Melia<lb/>
Azedarach, dass aus den im December reifenden Früchten ein fettes<lb/>
Oel von der Consistenz des Wachses bereitet und zu Kerzen verwen-<lb/>
det werde. Diese Notiz ist auch in verschiedene neuere Werke über-<lb/>
gegangen.</p><lb/><p>Ich muss mich jedoch bezüglich derselben dem Ausspruch Sie-<lb/>
bold’s anschliessen: »E fructibus exprimitur oleum (Thunb.), id quod<lb/>
ignoro« und möchte glauben, dass hier möglicherweise eine Verwechs-<lb/>
lung mit Rhus succedanea oder R. vernicifera vorliegt, mit deren<lb/>
Früchten diejenigen der Melia Azedarach einige Aehnlichkeit haben,<lb/>
wenn sie auch an Grösse dieselben weit übertreffen.</p><lb/><p>Nach Siebold wird auch aus den Früchten von Listaea glauca L.<lb/>
und L. Thunbergii Sieb. (Tomex japonica Thunb.) Oel gewonnen; doch<lb/>
habe ich hierüber nichts weiter erfahren können.</p><lb/><p>Dem <hirendition="#g">Thierreich</hi> entnommen sind <hirendition="#g">Kujira-abura,</hi> Walfischöl<lb/><fwplace="bottom"type="sig"><hirendition="#g">Rein,</hi> Japan. II. 13</fw><lb/></p></div></div></div></div></body></text></TEI>
[193/0215]
3. Handelsgewächse.
brauch zu Kerzen beschränkte, und ausserdem dadurch, dass es den
sehr ansehnlichen Theil der Früchte des Lackbaumes, welcher jetzt
unbeachtet verloren geht, sammelte und verwerthete. Ueberdies hat
das Land zur Ausdehnung der Cultur beider Sumacharten noch weite
Areale zur Verfügung, falls sich dieselbe vortheilhaft erweisen sollte. —
16) Ibota-rô, Ibota-Wachs von Ligustrum Ibota Sieb. (L. vulgare
Thunb.). Dasselbe ist sehr fest, schön weiss, faserig und seidenglän-
zend, wie die Fasern einer Asbestschicht, und erinnert an das chine-
sische Pelah-Wachs, welches bekanntlich durch eine Schildlaus (Coc-
cus Pelah) auf den jungen Trieben von Fraxinus chinensis Roxb. er-
zeugt wird. Das Ibota-Wachs soll von den Secretionen eines ähn-
lichen Insectes stammen. Gewinnung und Verwendung desselben kenne
ich nicht, noch habe ich jene Schildlaus auf der viel verbreiteten Ibota-
Rainweide beobachtet. *)
Zusätze.
Thunberg bemerkt in seiner Flora japonica pg. 180 zu Melia
Azedarach, dass aus den im December reifenden Früchten ein fettes
Oel von der Consistenz des Wachses bereitet und zu Kerzen verwen-
det werde. Diese Notiz ist auch in verschiedene neuere Werke über-
gegangen.
Ich muss mich jedoch bezüglich derselben dem Ausspruch Sie-
bold’s anschliessen: »E fructibus exprimitur oleum (Thunb.), id quod
ignoro« und möchte glauben, dass hier möglicherweise eine Verwechs-
lung mit Rhus succedanea oder R. vernicifera vorliegt, mit deren
Früchten diejenigen der Melia Azedarach einige Aehnlichkeit haben,
wenn sie auch an Grösse dieselben weit übertreffen.
Nach Siebold wird auch aus den Früchten von Listaea glauca L.
und L. Thunbergii Sieb. (Tomex japonica Thunb.) Oel gewonnen; doch
habe ich hierüber nichts weiter erfahren können.
Dem Thierreich entnommen sind Kujira-abura, Walfischöl
*) Der Freundlichkeit des Herrn Professor Fesca in Tôkio verdanke ich nach-
träglich folgende, durch seinen jap. Assistenten gesammelte Notizen über diesen
Gegenstand:
»Ibota-Wachs wird hauptsächlich in den Provinzen Chikuzen, Chikugo und
Buzen der Insel Kiushiu gewonnen und über Ôzaka in den Handel gebracht.
Man schätzt die Gesammtmenge aus jenen drei Provinzen auf nur 2000 kin
(1202 kg.) im Jahr. Der Preis von 100 kin bewegt sich zwischen 50 und 70 yen.
Die Japaner verwenden dieses Fett als Firniss (?) für ihre Möbel.« Eine kleine
Probe des Rohmaterials, welche mir Prof. Fesca sandte, stellt leichte, lockere
Klümpchen von grauweisser Farbe dar, die sich wie Mehl anfühlen.
Rein, Japan. II. 13
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Rein, Johann Justus: Japan nach Reisen und Studien. Bd. 2. Leipzig, 1886, S. 193. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rein_japan02_1886/215>, abgerufen am 23.02.2025.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften
(Kontakt).
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2025. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.