Rein, Johann Justus: Japan nach Reisen und Studien. Bd. 1. Leipzig, 1881.Ogasawara-shima, Muninto oder Bonin-Inseln. an China anlehnte. Eine Folge davon war die pag. 361 erwähnteExpedition von Satsuma. Von da ab stellte sich das alte freundliche Verhältniss wieder her. Der König erkannte die Oberhoheit Japans an, zahlte einen kleinen jährlichen Tribut an Satsuma, that dasselbe China gegenüber und stand so unter dem Schutze beider mächtigen Nachbarn, die sich im übrigen um seine Angelegenheiten und das Schicksal seines Ländchens nicht kümmerten. Die Bewohner der Riukiu aber, ein biederes, höfliches, freundliches und friedfertiges Völkchen, lebten frugal und glücklich unter diesen Verhältnissen. Da kamen 1874 die Auseinandersetzungen Japans mit China betreffs Formosa. Von da ab glaubte ersteres ein ausschliessliches Recht auf die Inseln zu haben, brachte ihnen Dampfschiffverkehr und anderes mehr und verbot die fernere Uebersendung von Geschenken an China. Die Riukiu-Insulaner erklärten ihre Zufriedenheit mit den bisherigen Verhältnissen, baten um Belassung derselben, konnten aber schliess- lich nicht hindern, dass 1876 ihr Fürst mediatisiert und sein Besitz- thum als 36. Regierungsbezirk Nippon zugefügt und ganz unter japa- nische Verwaltung gestellt wurde. Ogasawara-shima, Muninto oder Bonin-Inseln. Die Bonin-Inseln -- der Name erscheint als Corruption des japa- Ogasawara-shima, Munintô oder Bonin-Inseln. an China anlehnte. Eine Folge davon war die pag. 361 erwähnteExpedition von Satsuma. Von da ab stellte sich das alte freundliche Verhältniss wieder her. Der König erkannte die Oberhoheit Japans an, zahlte einen kleinen jährlichen Tribut an Satsuma, that dasselbe China gegenüber und stand so unter dem Schutze beider mächtigen Nachbarn, die sich im übrigen um seine Angelegenheiten und das Schicksal seines Ländchens nicht kümmerten. Die Bewohner der Riukiu aber, ein biederes, höfliches, freundliches und friedfertiges Völkchen, lebten frugal und glücklich unter diesen Verhältnissen. Da kamen 1874 die Auseinandersetzungen Japans mit China betreffs Formosa. Von da ab glaubte ersteres ein ausschliessliches Recht auf die Inseln zu haben, brachte ihnen Dampfschiffverkehr und anderes mehr und verbot die fernere Uebersendung von Geschenken an China. Die Riukiu-Insulaner erklärten ihre Zufriedenheit mit den bisherigen Verhältnissen, baten um Belassung derselben, konnten aber schliess- lich nicht hindern, dass 1876 ihr Fürst mediatisiert und sein Besitz- thum als 36. Regierungsbezirk Nippon zugefügt und ganz unter japa- nische Verwaltung gestellt wurde. Ogasawara-shima, Munintô oder Bonin-Inseln. Die Bonin-Inseln — der Name erscheint als Corruption des japa- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <p><pb facs="#f0663" n="615"/><fw place="top" type="header">Ogasawara-shima, Munintô oder Bonin-Inseln.</fw><lb/> an China anlehnte. Eine Folge davon war die pag. 361 erwähnte<lb/> Expedition von Satsuma. Von da ab stellte sich das alte freundliche<lb/> Verhältniss wieder her. Der König erkannte die Oberhoheit Japans<lb/> an, zahlte einen kleinen jährlichen Tribut an Satsuma, that dasselbe<lb/> China gegenüber und stand so unter dem Schutze beider mächtigen<lb/> Nachbarn, die sich im übrigen um seine Angelegenheiten und das<lb/> Schicksal seines Ländchens nicht kümmerten. Die Bewohner der<lb/> Riukiu aber, ein biederes, höfliches, freundliches und friedfertiges<lb/> Völkchen, lebten frugal und glücklich unter diesen Verhältnissen.<lb/> Da kamen 1874 die Auseinandersetzungen Japans mit China betreffs<lb/> Formosa. 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Ogasawara-shima, Munintô oder Bonin-Inseln.
an China anlehnte. Eine Folge davon war die pag. 361 erwähnte
Expedition von Satsuma. Von da ab stellte sich das alte freundliche
Verhältniss wieder her. Der König erkannte die Oberhoheit Japans
an, zahlte einen kleinen jährlichen Tribut an Satsuma, that dasselbe
China gegenüber und stand so unter dem Schutze beider mächtigen
Nachbarn, die sich im übrigen um seine Angelegenheiten und das
Schicksal seines Ländchens nicht kümmerten. Die Bewohner der
Riukiu aber, ein biederes, höfliches, freundliches und friedfertiges
Völkchen, lebten frugal und glücklich unter diesen Verhältnissen.
Da kamen 1874 die Auseinandersetzungen Japans mit China betreffs
Formosa. Von da ab glaubte ersteres ein ausschliessliches Recht
auf die Inseln zu haben, brachte ihnen Dampfschiffverkehr und anderes
mehr und verbot die fernere Uebersendung von Geschenken an China.
Die Riukiu-Insulaner erklärten ihre Zufriedenheit mit den bisherigen
Verhältnissen, baten um Belassung derselben, konnten aber schliess-
lich nicht hindern, dass 1876 ihr Fürst mediatisiert und sein Besitz-
thum als 36. Regierungsbezirk Nippon zugefügt und ganz unter japa-
nische Verwaltung gestellt wurde.
Ogasawara-shima, Munintô oder Bonin-Inseln.
Die Bonin-Inseln — der Name erscheint als Corruption des japa-
nischen Munin-tô oder Munin-jima, d. h. menschenleere Inseln —
liegen zwischen 26° 30' und 27° 45' N. ungefähr 100 Meilen SSO.
von Yokohama. Die Japaner nennen sie jetzt nach ihrem ersten Ent-
decker (oder Besitzer?) Ogasawara und kennen sie seit dem Jahre
1593. Wahrscheinlich sind die Arzobispo spanischer Seefahrer
nach Manila die südlichste Gruppe. Unsere näheren Kenntnisse von
den Inseln verdanken wir aber Capt. Beechey, der mit der Blossom
am 9. Juni 1827 an einer derselben landete und ihr den Namen Peel
Island gab, den Hafen aber Port Lloyd nannte und seine Lage unter
27° 5' 35″ N. und 142° 11' 30″ O. Gr. bestimmte. Es sind drei
Gruppen kleiner Inseln, welche seit Beechey auf Seekarten in Meri-
dianrichtung von Nord nach Süd als Parry-, Beechey- und Coffin-
Inseln unterschieden werden. Bevor Beechey die Inseln verliess, be-
festigte er ein Kupferblech auf ein Brett, das er wider einen Baum
zu Port Lloyd nagelte. Das Kupfer trägt folgende Proclamation:
»H. M. S. Blossom, Captain Beechey, R. N., took possession of this
group of Islands in the name and on behalf of His Majesty King
George, the 14th. June 1827«.
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