Wie die Ueberschrift andeutet, ist dieser Abschnitt der Ueber- sicht und näheren Beschreibung japanischer Orte gewidmet. Der leichten Bauart ihrer Häuser und der häufigen Feuersbrünste, denen sie ausgesetzt sind, wurde bereits früher gedacht. Ueberblickt man eine grössere japanische Stadt von einem höheren Standpunkte aus, so erscheint sie als ein verschwommenes Häusermeer, von dem man, da die Höhe der Gebäude nur wenig differiert, fast nur die breiten grauschwarzen Dächer ohne Schornsteine erkennt, untermischt mit den weissen Giebelspitzen der feuerfesten godowns (kura oder dozo). Nur die auffallend gestalteten, aber verhältnissmässig seltenen Pa- goden (to, Thürme) mit ihren 3--7 Etagen paralleler, übergreifender Dächer, und der schraubenförmigen Spitze -- ein bescheidenes Aequi- valent der Kirchthürme und Minarete, -- sowie die schweren Tem- peldächer, welche man nicht unpassend mit aufgestülpten Filzhüten verglichen hat, ragen darüber etwas hinaus, vermögen aber die grosse Monotonie des Bildes nur wenig zu mildern. Weit mehr geschieht dies durch malerische Baumgruppen und selbst kleine Haine, welche manche Tempelgebäude umgeben und durch ihr liebliches Grün das Auge erfreuen *).
Da die Japaner im ganzen Lande so ziemlich in derselben Weise bauen, wiederholt sich das Interesse, welches der Reiz der Neuheit beim Betreten der ersten Stadt uns gewährt, nicht in gleichem Maasse wie bei andern Ländern; wer eine japanische Stadt kennen gelernt hat, kennt alle; nur erscheint die eine etwas reinlicher und minder
*) Es ist behauptet worden, diese leichte niedrige Bauart japanischer Häuser aus Holz sei bedingt durch die häufigen Erdbeben, gegen welche sie am meisten Schutz gewähre, doch theilen Andere, z. B. der englische Ingenieur Brunton, diese Ansicht keineswegs.
III. Topographie.
Wie die Ueberschrift andeutet, ist dieser Abschnitt der Ueber- sicht und näheren Beschreibung japanischer Orte gewidmet. Der leichten Bauart ihrer Häuser und der häufigen Feuersbrünste, denen sie ausgesetzt sind, wurde bereits früher gedacht. Ueberblickt man eine grössere japanische Stadt von einem höheren Standpunkte aus, so erscheint sie als ein verschwommenes Häusermeer, von dem man, da die Höhe der Gebäude nur wenig differiert, fast nur die breiten grauschwarzen Dächer ohne Schornsteine erkennt, untermischt mit den weissen Giebelspitzen der feuerfesten godowns (kura oder dozô). Nur die auffallend gestalteten, aber verhältnissmässig seltenen Pa- goden (tô, Thürme) mit ihren 3—7 Etagen paralleler, übergreifender Dächer, und der schraubenförmigen Spitze — ein bescheidenes Aequi- valent der Kirchthürme und Minarete, — sowie die schweren Tem- peldächer, welche man nicht unpassend mit aufgestülpten Filzhüten verglichen hat, ragen darüber etwas hinaus, vermögen aber die grosse Monotonie des Bildes nur wenig zu mildern. Weit mehr geschieht dies durch malerische Baumgruppen und selbst kleine Haine, welche manche Tempelgebäude umgeben und durch ihr liebliches Grün das Auge erfreuen *).
Da die Japaner im ganzen Lande so ziemlich in derselben Weise bauen, wiederholt sich das Interesse, welches der Reiz der Neuheit beim Betreten der ersten Stadt uns gewährt, nicht in gleichem Maasse wie bei andern Ländern; wer eine japanische Stadt kennen gelernt hat, kennt alle; nur erscheint die eine etwas reinlicher und minder
*) Es ist behauptet worden, diese leichte niedrige Bauart japanischer Häuser aus Holz sei bedingt durch die häufigen Erdbeben, gegen welche sie am meisten Schutz gewähre, doch theilen Andere, z. B. der englische Ingenieur Brunton, diese Ansicht keineswegs.
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[[539]/0577]
III.
Topographie.
Wie die Ueberschrift andeutet, ist dieser Abschnitt der Ueber-
sicht und näheren Beschreibung japanischer Orte gewidmet. Der
leichten Bauart ihrer Häuser und der häufigen Feuersbrünste, denen
sie ausgesetzt sind, wurde bereits früher gedacht. Ueberblickt man
eine grössere japanische Stadt von einem höheren Standpunkte aus,
so erscheint sie als ein verschwommenes Häusermeer, von dem man,
da die Höhe der Gebäude nur wenig differiert, fast nur die breiten
grauschwarzen Dächer ohne Schornsteine erkennt, untermischt mit
den weissen Giebelspitzen der feuerfesten godowns (kura oder dozô).
Nur die auffallend gestalteten, aber verhältnissmässig seltenen Pa-
goden (tô, Thürme) mit ihren 3—7 Etagen paralleler, übergreifender
Dächer, und der schraubenförmigen Spitze — ein bescheidenes Aequi-
valent der Kirchthürme und Minarete, — sowie die schweren Tem-
peldächer, welche man nicht unpassend mit aufgestülpten Filzhüten
verglichen hat, ragen darüber etwas hinaus, vermögen aber die grosse
Monotonie des Bildes nur wenig zu mildern. Weit mehr geschieht
dies durch malerische Baumgruppen und selbst kleine Haine, welche
manche Tempelgebäude umgeben und durch ihr liebliches Grün das
Auge erfreuen *).
Da die Japaner im ganzen Lande so ziemlich in derselben Weise
bauen, wiederholt sich das Interesse, welches der Reiz der Neuheit
beim Betreten der ersten Stadt uns gewährt, nicht in gleichem Maasse
wie bei andern Ländern; wer eine japanische Stadt kennen gelernt
hat, kennt alle; nur erscheint die eine etwas reinlicher und minder
*) Es ist behauptet worden, diese leichte niedrige Bauart japanischer Häuser
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Schutz gewähre, doch theilen Andere, z. B. der englische Ingenieur Brunton,
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Rein, Johann Justus: Japan nach Reisen und Studien. Bd. 1. Leipzig, 1881, S. [539]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rein_japan01_1881/577>, abgerufen am 21.11.2024.
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