a. Die Perry-Expedition und ihre unmittelbaren Folgen. Handelsverträge mit Japan. Unzufriedenheit und wachsende Gährung im Lande. Mordanfälle auf Einheimische und Fremde. Beschiessung von Kagoshima und von Shimonoseki. Streit des Bakufu mit Choshiu.
Es sind jetzt etwa 13 Jahre her, seitdem eine Bewegung ohne Gleichen in der Geschichte orientalischer Völker die Japaner erfasste und antrieb, das Shogunat mit sammt dem Feudalsystem zu stürzen, mit alten Vorurteilen, Sitten und Gewohnheiten zu brechen, die grossen Verkehrsschranken zu beseitigen und diejenigen als Lehr- meister ins Land zu rufen, welche noch kurz vorher als fremde Bar- baren verhasst waren. Diese politischen und socialen Umwälzungen überraschten in hohem Grade das gebildete Abendland, welches die langen Vorbereitungen auf den Sturm nicht kannte, der so plötzlich über das Land dahin brauste.
Der Niedergang und endliche Zusammenbruch der Herrschaft der Tokugawa begann, als die Nachfolger der ersten so einflussreichen Shogune Schwächlinge wurden und die Macht einzelner Fürsten des Südens, wie Satsuma, Choshiu und Tosa so gewachsen war, dass sie es wagen durften, in einzelnen Dingen dem Bakufu Trotz zu bieten. Die alten politischen Gegensätze und die grosse Abneigung dieser Clane gegen das Haus Tokugawa waren im Laufe der Jahrhunderte nicht ausgestorben, sondern hatten sich von Generation auf Generation fortgepflanzt und immer neue Nahrung in der unwürdigen Rolle ge- funden, welche sie gegenüber den Usurpatoren der Gewalt spielten. Diese Stimmung fand endlich offenen Ausdruck, als nach der Landung des Commodore Perry im Jahre 1854 der Bakufu Verträge mit den Fremden abschloss und ihnen Yokohama öffnete. In geschickter Weise wurde nun alle Unzufriedenheit im Lande und die Abneigung gegen die Fremden genährt und verwerthet und keine Gelegenheit versäumt, um die Regierung zu Yedo bei den Samurai in Misscredit zu bringen und ihr Verlegenheiten zu bereiten. Das Stichwort war: "Ehret den Mikado und vertreibet die fremden Barbaren." Die Führerschaft dieser Bewegung unternahmen die Kuge und jetzigen Minister Sanjo und Iwakura, sowie die Samurai Kido von Choshiu, Saigo von Satsuma und Itagaki von Tosa. Shimadzu Saburo, einer der wenigen, auch geistig mehr hervorragenden Fürsten des Landes --
7. Periode. Japan seit dem Jahre 1854.
7. Periode. Japan seit dem Jahre 1854.
a. Die Perry-Expedition und ihre unmittelbaren Folgen. Handelsverträge mit Japan. Unzufriedenheit und wachsende Gährung im Lande. Mordanfälle auf Einheimische und Fremde. Beschiessung von Kagoshima und von Shimonoseki. Streit des Bakufu mit Chôshiu.
Es sind jetzt etwa 13 Jahre her, seitdem eine Bewegung ohne Gleichen in der Geschichte orientalischer Völker die Japaner erfasste und antrieb, das Shôgunat mit sammt dem Feudalsystem zu stürzen, mit alten Vorurteilen, Sitten und Gewohnheiten zu brechen, die grossen Verkehrsschranken zu beseitigen und diejenigen als Lehr- meister ins Land zu rufen, welche noch kurz vorher als fremde Bar- baren verhasst waren. Diese politischen und socialen Umwälzungen überraschten in hohem Grade das gebildete Abendland, welches die langen Vorbereitungen auf den Sturm nicht kannte, der so plötzlich über das Land dahin brauste.
Der Niedergang und endliche Zusammenbruch der Herrschaft der Tokugawa begann, als die Nachfolger der ersten so einflussreichen Shôgune Schwächlinge wurden und die Macht einzelner Fürsten des Südens, wie Satsuma, Chôshiu und Tosa so gewachsen war, dass sie es wagen durften, in einzelnen Dingen dem Bakufu Trotz zu bieten. Die alten politischen Gegensätze und die grosse Abneigung dieser Clane gegen das Haus Tokugawa waren im Laufe der Jahrhunderte nicht ausgestorben, sondern hatten sich von Generation auf Generation fortgepflanzt und immer neue Nahrung in der unwürdigen Rolle ge- funden, welche sie gegenüber den Usurpatoren der Gewalt spielten. Diese Stimmung fand endlich offenen Ausdruck, als nach der Landung des Commodore Perry im Jahre 1854 der Bakufu Verträge mit den Fremden abschloss und ihnen Yokohama öffnete. In geschickter Weise wurde nun alle Unzufriedenheit im Lande und die Abneigung gegen die Fremden genährt und verwerthet und keine Gelegenheit versäumt, um die Regierung zu Yedo bei den Samurai in Misscredit zu bringen und ihr Verlegenheiten zu bereiten. Das Stichwort war: »Ehret den Mikado und vertreibet die fremden Barbaren.« Die Führerschaft dieser Bewegung unternahmen die Kuge und jetzigen Minister Sanjô und Iwakura, sowie die Samurai Kido von Chôshiu, Saigo von Satsuma und Itagaki von Tosa. Shimadzu Saburo, einer der wenigen, auch geistig mehr hervorragenden Fürsten des Landes —
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7. Periode. Japan seit dem Jahre 1854.
7. Periode.
Japan seit dem Jahre 1854.
a. Die Perry-Expedition und ihre unmittelbaren Folgen.
Handelsverträge mit Japan. Unzufriedenheit und wachsende
Gährung im Lande. Mordanfälle auf Einheimische und Fremde.
Beschiessung von Kagoshima und von Shimonoseki. Streit des
Bakufu mit Chôshiu.
Es sind jetzt etwa 13 Jahre her, seitdem eine Bewegung ohne
Gleichen in der Geschichte orientalischer Völker die Japaner erfasste
und antrieb, das Shôgunat mit sammt dem Feudalsystem zu stürzen,
mit alten Vorurteilen, Sitten und Gewohnheiten zu brechen, die
grossen Verkehrsschranken zu beseitigen und diejenigen als Lehr-
meister ins Land zu rufen, welche noch kurz vorher als fremde Bar-
baren verhasst waren. Diese politischen und socialen Umwälzungen
überraschten in hohem Grade das gebildete Abendland, welches die
langen Vorbereitungen auf den Sturm nicht kannte, der so plötzlich
über das Land dahin brauste.
Der Niedergang und endliche Zusammenbruch der Herrschaft
der Tokugawa begann, als die Nachfolger der ersten so einflussreichen
Shôgune Schwächlinge wurden und die Macht einzelner Fürsten des
Südens, wie Satsuma, Chôshiu und Tosa so gewachsen war, dass sie
es wagen durften, in einzelnen Dingen dem Bakufu Trotz zu bieten.
Die alten politischen Gegensätze und die grosse Abneigung dieser Clane
gegen das Haus Tokugawa waren im Laufe der Jahrhunderte nicht
ausgestorben, sondern hatten sich von Generation auf Generation
fortgepflanzt und immer neue Nahrung in der unwürdigen Rolle ge-
funden, welche sie gegenüber den Usurpatoren der Gewalt spielten.
Diese Stimmung fand endlich offenen Ausdruck, als nach der Landung
des Commodore Perry im Jahre 1854 der Bakufu Verträge mit den
Fremden abschloss und ihnen Yokohama öffnete. In geschickter Weise
wurde nun alle Unzufriedenheit im Lande und die Abneigung gegen
die Fremden genährt und verwerthet und keine Gelegenheit versäumt,
um die Regierung zu Yedo bei den Samurai in Misscredit zu bringen
und ihr Verlegenheiten zu bereiten. Das Stichwort war: »Ehret den
Mikado und vertreibet die fremden Barbaren.« Die Führerschaft
dieser Bewegung unternahmen die Kuge und jetzigen Minister Sanjô
und Iwakura, sowie die Samurai Kido von Chôshiu, Saigo von
Satsuma und Itagaki von Tosa. Shimadzu Saburo, einer der
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Rein, Johann Justus: Japan nach Reisen und Studien. Bd. 1. Leipzig, 1881, S. 393. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rein_japan01_1881/421>, abgerufen am 13.11.2024.
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