Reimarus, Johann Albert Heinrich: Die Ursache des Einschlagens vom Blitze. Langensalza, 1769.§. 12. Diese Anstalten sind sehr einfach und auf zeigen *) Hr. D. Watson hat demnach auch bey Gele-
genheit des Londoner Gewitters eben derglei- chen Vorschlag gethan. (Phil. Trans. Vol. LIV p. 221.) Besonders hat er eine solche Beschü- tzung der prächtigen Pauls Kirche in London angerathen Denn, wie er erinnert, so stehet das metallene Kreuz daselbst oben auf der La- terne der Kuppel mit seinem Fusse eingemauert, und ruhet auf den steinernen Bögen. Es hat also keinen Zusammenhang mit dem bleyernen Dache der Kuppel, so wie auch die hievon her- untergehenden bleyernen Röhren das Wasser nur bis zu einer unter der Gallerie befindli- chen langen steinernen Rinne führen, und von dieser hernach andere bleyerne Röhren bis zur Erde herunter gehen. Daher würden die zwi- schenliegenden Theile des Gebäudes in Gefahr stehen, von einem Wetterstrahle zerschmettert zu werden, wenn nicht etwa der Platzregen bey dem Gewitter die Materie des Blitzes aussen herableitete. §. 12. Dieſe Anſtalten ſind ſehr einfach und auf zeigen *) Hr. D. Watſon hat demnach auch bey Gele-
genheit des Londoner Gewitters eben derglei- chen Vorſchlag gethan. (Phil. Tranſ. Vol. LIV p. 221.) Beſonders hat er eine ſolche Beſchuͤ- tzung der praͤchtigen Pauls Kirche in London angerathen Denn, wie er erinnert, ſo ſtehet das metallene Kreuz daſelbſt oben auf der La- terne der Kuppel mit ſeinem Fuſſe eingemauert, und ruhet auf den ſteinernen Boͤgen. Es hat alſo keinen Zuſammenhang mit dem bleyernen Dache der Kuppel, ſo wie auch die hievon her- untergehenden bleyernen Roͤhren das Waſſer nur bis zu einer unter der Gallerie befindli- chen langen ſteinernen Rinne fuͤhren, und von dieſer hernach andere bleyerne Roͤhren bis zur Erde herunter gehen. Daher wuͤrden die zwi- ſchenliegenden Theile des Gebaͤudes in Gefahr ſtehen, von einem Wetterſtrahle zerſchmettert zu werden, wenn nicht etwa der Platzregen bey dem Gewitter die Materie des Blitzes auſſen herableitete. <TEI> <text> <body> <pb facs="#f0027" n="27"/> <div n="1"> <head>§. 12.</head><lb/> <p>Dieſe Anſtalten ſind ſehr einfach und auf<lb/> ſichere Erfahrung gegruͤndet <note place="foot" n="*)">Hr. D. Watſon hat demnach auch bey Gele-<lb/> genheit des Londoner Gewitters eben derglei-<lb/> chen Vorſchlag gethan. (<hi rendition="#aq">Phil. Tranſ. Vol. LIV p.</hi><lb/> 221.) Beſonders hat er eine ſolche Beſchuͤ-<lb/> tzung der praͤchtigen Pauls Kirche in London<lb/> angerathen Denn, wie er erinnert, ſo ſtehet<lb/> das metallene Kreuz daſelbſt oben auf der La-<lb/> terne der Kuppel mit ſeinem Fuſſe eingemauert,<lb/> und ruhet auf den ſteinernen Boͤgen. Es hat<lb/> alſo keinen Zuſammenhang mit dem bleyernen<lb/> Dache der Kuppel, ſo wie auch die hievon her-<lb/> untergehenden bleyernen Roͤhren das Waſſer<lb/> nur bis zu einer unter der Gallerie befindli-<lb/> chen langen ſteinernen Rinne fuͤhren, und von<lb/> dieſer hernach andere bleyerne Roͤhren bis zur<lb/> Erde herunter gehen. Daher wuͤrden die zwi-<lb/> ſchenliegenden Theile des Gebaͤudes in Gefahr<lb/> ſtehen, von einem Wetterſtrahle zerſchmettert<lb/> zu werden, wenn nicht etwa der Platzregen bey<lb/> dem Gewitter die Materie des Blitzes auſſen<lb/> herableitete.</note>. Wenn nun<lb/> an einer ſchon mit Metall gedeckten Spitze nichts<lb/> hinzugethan, oder wo kein metallenes Dach<lb/> waͤre, nur von dem ſchon am Gipfel befindlichen<lb/> Helmſtangen, Kreutzen oder Wetterfahnen ein<lb/> Ableitungsmetall heruntergefuͤhret wuͤrde; ſo<lb/> koͤnnte wahrlich doch keine Sorge entſtehen, daß,<lb/> wie man von den Franklinſchen ſpitzen Stan-<lb/> gen ſich vorgeſtellet hat, vielmehr der Blitz auf<lb/> das Gebaͤude geleitet werden moͤchte, davon ich<lb/> doch das Mißverſtaͤndniß heben, und vielmehr<lb/> <fw place="bottom" type="catch">zeigen</fw><lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [27/0027]
§. 12.
Dieſe Anſtalten ſind ſehr einfach und auf
ſichere Erfahrung gegruͤndet *). Wenn nun
an einer ſchon mit Metall gedeckten Spitze nichts
hinzugethan, oder wo kein metallenes Dach
waͤre, nur von dem ſchon am Gipfel befindlichen
Helmſtangen, Kreutzen oder Wetterfahnen ein
Ableitungsmetall heruntergefuͤhret wuͤrde; ſo
koͤnnte wahrlich doch keine Sorge entſtehen, daß,
wie man von den Franklinſchen ſpitzen Stan-
gen ſich vorgeſtellet hat, vielmehr der Blitz auf
das Gebaͤude geleitet werden moͤchte, davon ich
doch das Mißverſtaͤndniß heben, und vielmehr
zeigen
*) Hr. D. Watſon hat demnach auch bey Gele-
genheit des Londoner Gewitters eben derglei-
chen Vorſchlag gethan. (Phil. Tranſ. Vol. LIV p.
221.) Beſonders hat er eine ſolche Beſchuͤ-
tzung der praͤchtigen Pauls Kirche in London
angerathen Denn, wie er erinnert, ſo ſtehet
das metallene Kreuz daſelbſt oben auf der La-
terne der Kuppel mit ſeinem Fuſſe eingemauert,
und ruhet auf den ſteinernen Boͤgen. Es hat
alſo keinen Zuſammenhang mit dem bleyernen
Dache der Kuppel, ſo wie auch die hievon her-
untergehenden bleyernen Roͤhren das Waſſer
nur bis zu einer unter der Gallerie befindli-
chen langen ſteinernen Rinne fuͤhren, und von
dieſer hernach andere bleyerne Roͤhren bis zur
Erde herunter gehen. Daher wuͤrden die zwi-
ſchenliegenden Theile des Gebaͤudes in Gefahr
ſtehen, von einem Wetterſtrahle zerſchmettert
zu werden, wenn nicht etwa der Platzregen bey
dem Gewitter die Materie des Blitzes auſſen
herableitete.
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