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Reil, Johann Christian: Rhapsodieen über die Anwendung der psychischen Curmethode auf Geisteszerrüttungen. Halle, 1803.

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besteht in einer rastlosen Unruhe, die den Kran-
ken veranlasst, ohne Bewusstseyn eines Zwecks
an öden Oertern herumzuirren; jene ist eine Cata-
lepsie des Vorstellungsvermögens, durch welche
sein Fortschreiten, sein Einfluss auf die Bewe-
gungsorgane und die Freiheit des Willens aufge-
hoben ist. Beide sind Produkte eines astheni-
schen Zustandes der Seelenkräfte.

In dem dumpfen Wahnsinn *) ist der
Kranke unbeweglich wie eine Bildsäule. Er
steht, sitzt oder liegt auf einer Stelle, rührt weder
Hand noch Fuss, hat die Augen geschlossen, oder
starrt kurz und ängstlich herum, ohne die Ein-
drücke in ihrer Verbindung wahrzunehmen. Er
begehrt weder Speise noch Trank, verschlingt
sie aber ohne Besonnenheit, wenn sie ihm ge-
bracht werden. Er ist ganz stumm oder antwor-
tet kurz und unbestimmt. Zuweilen ist ein durch-
dringendes Gebrüll das einzige, was man ihm
ablocken kann. Befällt ihn die Krankheit unbe-
kleidet, so leidet er auch keine Kleider. Sie
entsteht von anhaltenden Meditationen, heftigen
und traurigen Leidenschaften, kurz von allen
plötzlichen und starken Erschütterungen der See-
le, die sie in einen kataleptischen Zustand ver-
setzen. Zuweilen kann eine andere Erschütterung

*) Melancholia errabunda, silvestris,
Hydroleros
der Griechen, von einem Fisch,
der niemals in dem Wasser, wo er wohnt, an
einer Stelle bleibt.

beſteht in einer raſtloſen Unruhe, die den Kran-
ken veranlaſst, ohne Bewuſstſeyn eines Zwecks
an öden Oertern herumzuirren; jene iſt eine Cata-
lepſie des Vorſtellungsvermögens, durch welche
ſein Fortſchreiten, ſein Einfluſs auf die Bewe-
gungsorgane und die Freiheit des Willens aufge-
hoben iſt. Beide ſind Produkte eines aſtheni-
ſchen Zuſtandes der Seelenkräfte.

In dem dumpfen Wahnſinn *) iſt der
Kranke unbeweglich wie eine Bildſäule. Er
ſteht, ſitzt oder liegt auf einer Stelle, rührt weder
Hand noch Fuſs, hat die Augen geſchloſſen, oder
ſtarrt kurz und ängſtlich herum, ohne die Ein-
drücke in ihrer Verbindung wahrzunehmen. Er
begehrt weder Speiſe noch Trank, verſchlingt
ſie aber ohne Beſonnenheit, wenn ſie ihm ge-
bracht werden. Er iſt ganz ſtumm oder antwor-
tet kurz und unbeſtimmt. Zuweilen iſt ein durch-
dringendes Gebrüll das einzige, was man ihm
ablocken kann. Befällt ihn die Krankheit unbe-
kleidet, ſo leidet er auch keine Kleider. Sie
entſteht von anhaltenden Meditationen, heftigen
und traurigen Leidenſchaften, kurz von allen
plötzlichen und ſtarken Erſchütterungen der See-
le, die ſie in einen kataleptiſchen Zuſtand ver-
ſetzen. Zuweilen kann eine andere Erſchütterung

*) Melancholia errabunda, ſilveſtris,
Hydroleros
der Griechen, von einem Fiſch,
der niemals in dem Waſſer, wo er wohnt, an
einer Stelle bleibt.
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[361/0366] beſteht in einer raſtloſen Unruhe, die den Kran- ken veranlaſst, ohne Bewuſstſeyn eines Zwecks an öden Oertern herumzuirren; jene iſt eine Cata- lepſie des Vorſtellungsvermögens, durch welche ſein Fortſchreiten, ſein Einfluſs auf die Bewe- gungsorgane und die Freiheit des Willens aufge- hoben iſt. Beide ſind Produkte eines aſtheni- ſchen Zuſtandes der Seelenkräfte. In dem dumpfen Wahnſinn *) iſt der Kranke unbeweglich wie eine Bildſäule. Er ſteht, ſitzt oder liegt auf einer Stelle, rührt weder Hand noch Fuſs, hat die Augen geſchloſſen, oder ſtarrt kurz und ängſtlich herum, ohne die Ein- drücke in ihrer Verbindung wahrzunehmen. Er begehrt weder Speiſe noch Trank, verſchlingt ſie aber ohne Beſonnenheit, wenn ſie ihm ge- bracht werden. Er iſt ganz ſtumm oder antwor- tet kurz und unbeſtimmt. Zuweilen iſt ein durch- dringendes Gebrüll das einzige, was man ihm ablocken kann. Befällt ihn die Krankheit unbe- kleidet, ſo leidet er auch keine Kleider. Sie entſteht von anhaltenden Meditationen, heftigen und traurigen Leidenſchaften, kurz von allen plötzlichen und ſtarken Erſchütterungen der See- le, die ſie in einen kataleptiſchen Zuſtand ver- ſetzen. Zuweilen kann eine andere Erſchütterung *) Melancholia errabunda, ſilveſtris, Hydroleros der Griechen, von einem Fiſch, der niemals in dem Waſſer, wo er wohnt, an einer Stelle bleibt.

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Zitationshilfe: Reil, Johann Christian: Rhapsodieen über die Anwendung der psychischen Curmethode auf Geisteszerrüttungen. Halle, 1803, S. 361. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/reil_curmethode_1803/366>, abgerufen am 22.11.2024.