Von der fer- neren War- tung in den Sommer- Tagen.
Wenn die Nelken anfangen in die Höhe zu ge- hen, und in ihre Knöpfe treiben, so müssen zeitig gleiche Stäblein, drey Schuhe lang, und eines kleinen Fingers dicke, bey die Stengel gestecket wer- den, doch nicht so nahe, damit die Wurzeln des Stockes nicht Schaden leiden. Auch muß man darauf sehen, daß sie fein in eine Gleiche kommen: denn wenn einer hoch, und der andere [ni]edrig ist, so verursachet solches in Gärten einen Uebel- stand.
Es müssen auch die Knospen-Stengel alsobald mit Pinsen oder Bast an die Stäblein, jedoch nicht so feste, angebunden werden, damit ihr Trieb zwi- schen den Stäblein und der Pinse fortwachsen könne, welches durch das alzufeste Anbinden gewiß würde verhindert werden.
Es muß auch das Anbinden an einen Blumen- Stengel zwey, drey auch wohl mehrmalen gesche- hen, nachdem sie unterweilen hoch treiben, denn es wachsen einige Sorten der Nelken höher als die andern.
Solte sichs finden, wie es unterweilen zu ge- schehen pfleget, daß alle Ableger oder Pflanzen in die Blumen-Stengel trieben, und man dadurch um den Stock kommen möchte, so ist kein besser Mit- tel, als daß man einige Stengel nahe an der Erde, bis auf zwey Knoten oder Absätze, welche her- nach neue Fechser hervor bringen, abschneide.
Siehet man, daß die Stengel so viele Blu- men-Knospen, und sonderlich an den Gelenken her-
vor
Zweytes Cap. Von Erziehung
§. 15.
Von der fer- neren War- tung in den Sommer- Tagen.
Wenn die Nelken anfangen in die Hoͤhe zu ge- hen, und in ihre Knoͤpfe treiben, ſo muͤſſen zeitig gleiche Staͤblein, drey Schuhe lang, und eines kleinen Fingers dicke, bey die Stengel geſtecket wer- den, doch nicht ſo nahe, damit die Wurzeln des Stockes nicht Schaden leiden. Auch muß man darauf ſehen, daß ſie fein in eine Gleiche kommen: denn wenn einer hoch, und der andere [ni]edrig iſt, ſo verurſachet ſolches in Gaͤrten einen Uebel- ſtand.
Es muͤſſen auch die Knoſpen-Stengel alſobald mit Pinſen oder Baſt an die Staͤblein, jedoch nicht ſo feſte, angebunden werden, damit ihr Trieb zwi- ſchen den Staͤblein und der Pinſe fortwachſen koͤnne, welches durch das alzufeſte Anbinden gewiß wuͤrde verhindert werden.
Es muß auch das Anbinden an einen Blumen- Stengel zwey, drey auch wohl mehrmalen geſche- hen, nachdem ſie unterweilen hoch treiben, denn es wachſen einige Sorten der Nelken hoͤher als die andern.
Solte ſichs finden, wie es unterweilen zu ge- ſchehen pfleget, daß alle Ableger oder Pflanzen in die Blumen-Stengel trieben, und man dadurch um den Stock kommen moͤchte, ſo iſt kein beſſer Mit- tel, als daß man einige Stengel nahe an der Erde, bis auf zwey Knoten oder Abſaͤtze, welche her- nach neue Fechſer hervor bringen, abſchneide.
Siehet man, daß die Stengel ſo viele Blu- men-Knoſpen, und ſonderlich an den Gelenken her-
vor
<TEI><text><body><divn="1"><pbfacs="#f0078"n="64"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Zweytes Cap. Von Erziehung</hi></fw><lb/><divn="2"><head>§. 15.</head><lb/><noteplace="left">Von der fer-<lb/>
neren War-<lb/>
tung in den<lb/>
Sommer-<lb/>
Tagen.</note><p>Wenn die Nelken anfangen in die Hoͤhe zu ge-<lb/>
hen, und in ihre Knoͤpfe treiben, ſo muͤſſen zeitig<lb/>
gleiche Staͤblein, drey Schuhe lang, und eines<lb/>
kleinen Fingers dicke, bey die Stengel geſtecket wer-<lb/>
den, doch nicht ſo nahe, damit die Wurzeln des<lb/>
Stockes nicht Schaden leiden. Auch muß man<lb/>
darauf ſehen, daß ſie fein in eine Gleiche kommen:<lb/>
denn wenn einer hoch, und der andere <supplied>ni</supplied>edrig iſt,<lb/>ſo verurſachet ſolches in Gaͤrten einen Uebel-<lb/>ſtand.</p><lb/><p>Es muͤſſen auch die Knoſpen-Stengel alſobald<lb/>
mit Pinſen oder Baſt an die Staͤblein, jedoch nicht<lb/>ſo feſte, angebunden werden, damit ihr Trieb zwi-<lb/>ſchen den Staͤblein und der Pinſe fortwachſen<lb/>
koͤnne, welches durch das alzufeſte Anbinden gewiß<lb/>
wuͤrde verhindert werden.</p><lb/><p>Es muß auch das Anbinden an einen Blumen-<lb/>
Stengel zwey, drey auch wohl mehrmalen geſche-<lb/>
hen, nachdem ſie unterweilen hoch treiben, denn es<lb/>
wachſen einige Sorten der Nelken hoͤher als die<lb/>
andern.</p><lb/><p>Solte ſichs finden, wie es unterweilen zu ge-<lb/>ſchehen pfleget, daß alle Ableger oder Pflanzen in<lb/>
die Blumen-Stengel trieben, und man dadurch um<lb/>
den Stock kommen moͤchte, ſo iſt kein beſſer Mit-<lb/>
tel, als daß man einige Stengel nahe an der Erde,<lb/>
bis auf zwey Knoten oder Abſaͤtze, welche her-<lb/>
nach neue Fechſer hervor bringen, abſchneide.</p><lb/><p>Siehet man, daß die Stengel ſo viele Blu-<lb/>
men-Knoſpen, und ſonderlich an den Gelenken her-<lb/><fwplace="bottom"type="catch">vor</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[64/0078]
Zweytes Cap. Von Erziehung
§. 15.
Wenn die Nelken anfangen in die Hoͤhe zu ge-
hen, und in ihre Knoͤpfe treiben, ſo muͤſſen zeitig
gleiche Staͤblein, drey Schuhe lang, und eines
kleinen Fingers dicke, bey die Stengel geſtecket wer-
den, doch nicht ſo nahe, damit die Wurzeln des
Stockes nicht Schaden leiden. Auch muß man
darauf ſehen, daß ſie fein in eine Gleiche kommen:
denn wenn einer hoch, und der andere niedrig iſt,
ſo verurſachet ſolches in Gaͤrten einen Uebel-
ſtand.
Es muͤſſen auch die Knoſpen-Stengel alſobald
mit Pinſen oder Baſt an die Staͤblein, jedoch nicht
ſo feſte, angebunden werden, damit ihr Trieb zwi-
ſchen den Staͤblein und der Pinſe fortwachſen
koͤnne, welches durch das alzufeſte Anbinden gewiß
wuͤrde verhindert werden.
Es muß auch das Anbinden an einen Blumen-
Stengel zwey, drey auch wohl mehrmalen geſche-
hen, nachdem ſie unterweilen hoch treiben, denn es
wachſen einige Sorten der Nelken hoͤher als die
andern.
Solte ſichs finden, wie es unterweilen zu ge-
ſchehen pfleget, daß alle Ableger oder Pflanzen in
die Blumen-Stengel trieben, und man dadurch um
den Stock kommen moͤchte, ſo iſt kein beſſer Mit-
tel, als daß man einige Stengel nahe an der Erde,
bis auf zwey Knoten oder Abſaͤtze, welche her-
nach neue Fechſer hervor bringen, abſchneide.
Siehet man, daß die Stengel ſo viele Blu-
men-Knoſpen, und ſonderlich an den Gelenken her-
vor
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Reichardt, Christian: Land- und Garten-Schatzes. Bd. 6. 2. Aufl. Erfurt, 1765, S. 64. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/reichart_landschatz06_1755/78>, abgerufen am 21.02.2025.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften
(Kontakt).
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2025. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.