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Reichardt, Christian: Land- und Garten-Schatzes. Bd. 6. 2. Aufl. Erfurt, 1765.

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und Wartung der Nelken.
abgeschnitten werden. Alsdenn versetzet man die
Pflanzen fein behutsam in die vorhero mit guter
zubereiteter Erde angefülte Scherben oder Ka-
sten, bis an den andern Knoten, daß solcher mit
der Erde in einer Gleiche stehet. Man begießet
hernachmalen die Gefäße stark, daß sich die Erde
ansetzer, bringet dieselben eine Zeitlang in Schat-
ten, und verfähret ferner damit, wie vorher ge-
meldet worden. Solten aber diese Pflanzen um
Bartholomäi wider Verhoffen, nicht zeigen, daß
sie wachsen wollen, so stellet man sie einige Wo-
chen auf ein Mist-Bette, welchem die stärkeste
Hitze vergangen, in Schatten, und bringet sie her-
nach an die Sonne daß sie hart werden, und den
kalten Winter ausstehen können.

Wenn man im Früh-Jahre die Nelken-Stö-
cke in Garten bringet, können diejenigen Zweige,
welche so hoch über der Erde stehen, folglich zum
Ablegen sich nicht wohl schicken, am allerbesten
hierzu genommen werden, denn diese machen ohne
dis einem Stocke kein gutes Ansehen.

§. 11.

Man muß sich über das Vorgeben in denDaß die
Vermeh-
rung der
Nelken
durch das
Oculiren
nicht ange-
he.

Garten-Büchern ungemein wundern, daß man
nemlich durch das Oculiren verschiedene Arten und
Farben auf einen Stock bringen könne. Was
einer erdacht und geschrieben hat, das schreibet der
andere, ohne solche Kunst-Griffe zu probiren, nach.
Jch habe mir immer gewünschet, Jemanden zu
kennen, welcher solche Kunst verstünde, habe aber

noch

und Wartung der Nelken.
abgeſchnitten werden. Alsdenn verſetzet man die
Pflanzen fein behutſam in die vorhero mit guter
zubereiteter Erde angefuͤlte Scherben oder Ka-
ſten, bis an den andern Knoten, daß ſolcher mit
der Erde in einer Gleiche ſtehet. Man begießet
hernachmalen die Gefaͤße ſtark, daß ſich die Erde
anſetzer, bringet dieſelben eine Zeitlang in Schat-
ten, und verfaͤhret ferner damit, wie vorher ge-
meldet worden. Solten aber dieſe Pflanzen um
Bartholomaͤi wider Verhoffen, nicht zeigen, daß
ſie wachſen wollen, ſo ſtellet man ſie einige Wo-
chen auf ein Miſt-Bette, welchem die ſtaͤrkeſte
Hitze vergangen, in Schatten, und bringet ſie her-
nach an die Sonne daß ſie hart werden, und den
kalten Winter ausſtehen koͤnnen.

Wenn man im Fruͤh-Jahre die Nelken-Stoͤ-
cke in Garten bringet, koͤnnen diejenigen Zweige,
welche ſo hoch uͤber der Erde ſtehen, folglich zum
Ablegen ſich nicht wohl ſchicken, am allerbeſten
hierzu genommen werden, denn dieſe machen ohne
dis einem Stocke kein gutes Anſehen.

§. 11.

Man muß ſich uͤber das Vorgeben in denDaß die
Vermeh-
rung der
Nelken
durch das
Oculiren
nicht ange-
he.

Garten-Buͤchern ungemein wundern, daß man
nemlich durch das Oculiren verſchiedene Arten und
Farben auf einen Stock bringen koͤnne. Was
einer erdacht und geſchrieben hat, das ſchreibet der
andere, ohne ſolche Kunſt-Griffe zu probiren, nach.
Jch habe mir immer gewuͤnſchet, Jemanden zu
kennen, welcher ſolche Kunſt verſtuͤnde, habe aber

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[59/0073] und Wartung der Nelken. abgeſchnitten werden. Alsdenn verſetzet man die Pflanzen fein behutſam in die vorhero mit guter zubereiteter Erde angefuͤlte Scherben oder Ka- ſten, bis an den andern Knoten, daß ſolcher mit der Erde in einer Gleiche ſtehet. Man begießet hernachmalen die Gefaͤße ſtark, daß ſich die Erde anſetzer, bringet dieſelben eine Zeitlang in Schat- ten, und verfaͤhret ferner damit, wie vorher ge- meldet worden. Solten aber dieſe Pflanzen um Bartholomaͤi wider Verhoffen, nicht zeigen, daß ſie wachſen wollen, ſo ſtellet man ſie einige Wo- chen auf ein Miſt-Bette, welchem die ſtaͤrkeſte Hitze vergangen, in Schatten, und bringet ſie her- nach an die Sonne daß ſie hart werden, und den kalten Winter ausſtehen koͤnnen. Wenn man im Fruͤh-Jahre die Nelken-Stoͤ- cke in Garten bringet, koͤnnen diejenigen Zweige, welche ſo hoch uͤber der Erde ſtehen, folglich zum Ablegen ſich nicht wohl ſchicken, am allerbeſten hierzu genommen werden, denn dieſe machen ohne dis einem Stocke kein gutes Anſehen. §. 11. Man muß ſich uͤber das Vorgeben in den Garten-Buͤchern ungemein wundern, daß man nemlich durch das Oculiren verſchiedene Arten und Farben auf einen Stock bringen koͤnne. Was einer erdacht und geſchrieben hat, das ſchreibet der andere, ohne ſolche Kunſt-Griffe zu probiren, nach. Jch habe mir immer gewuͤnſchet, Jemanden zu kennen, welcher ſolche Kunſt verſtuͤnde, habe aber noch Daß die Vermeh- rung der Nelken durch das Oculiren nicht ange- he.

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Zitationshilfe: Reichardt, Christian: Land- und Garten-Schatzes. Bd. 6. 2. Aufl. Erfurt, 1765, S. 59. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/reichart_landschatz06_1755/73>, abgerufen am 21.11.2024.