Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Reichardt, Christian: Land- und Garten-Schatzes. Bd. 6. 2. Aufl. Erfurt, 1765.

Bild:
<< vorherige Seite

und Wartung der Nelken.
ten sich fast im Lande, und in freyer Luft noch viel
schöner als in den Scherben selbsten.

Viele Gärtner und Garten-Bücher geben
vor, daß die Pflänzlein, welche anfänglich im
Hervorwachsen nur zwey Blätlein brächten, ein-
fach würden, welche aber mehrere Blätlein
hätten, dieselben würden gefülte Blumen hervor
bringen. Und ich habe gesehen, daß einige Gärt-
ner aus diesem Grunde, solche Pflänzlein, welche
nur zwey Blätrer gehabt, hinweg geschmissen.

Damit ich nun hinter diese Wahrheit kom-
men möchte, so habe ich etlichemal die zweyblätte-
rigen Pflänzlein alleine, und die vielblätterigen
auch alleine pflanzen und zeichnen lassen, wobey
ich gefunden, daß so wohl die zwey als vielblät-
terigen Pflanzen, gefülte und einfache Blumen
untereinander hervorgebracht haben. Und also
fält diese eingebildete Wissenschaft hinweg. Es
kan auch im ersten Theile des Land- und Gar-
ten-Schatzes
pag. 49. hiervon nachgelesen wer-
den.

Wenn die gepflanzten Stöcke im andern
Jahre zu ihrer Flor kommen, und man, wie schon
gesagt, was sonderliches von schönen Blumen dar-
unter findet, so muß man die Stöcke, so viel mög-
lich ist, mit der Erde ausheben und in die Scher-
ben versetzen, fleißig begießen und acht bis zehn Ta-
ge in Schatten stellen.

§. 9.

Befindet sich entweder in einem Scherben,Die andere
Vermeh-
rung ge-

oder auch im Lande ein Nelken-Stock welcher

schö-
D 4

und Wartung der Nelken.
ten ſich faſt im Lande, und in freyer Luft noch viel
ſchoͤner als in den Scherben ſelbſten.

Viele Gaͤrtner und Garten-Buͤcher geben
vor, daß die Pflaͤnzlein, welche anfaͤnglich im
Hervorwachſen nur zwey Blaͤtlein braͤchten, ein-
fach wuͤrden, welche aber mehrere Blaͤtlein
haͤtten, dieſelben wuͤrden gefuͤlte Blumen hervor
bringen. Und ich habe geſehen, daß einige Gaͤrt-
ner aus dieſem Grunde, ſolche Pflaͤnzlein, welche
nur zwey Blaͤtrer gehabt, hinweg geſchmiſſen.

Damit ich nun hinter dieſe Wahrheit kom-
men moͤchte, ſo habe ich etlichemal die zweyblaͤtte-
rigen Pflaͤnzlein alleine, und die vielblaͤtterigen
auch alleine pflanzen und zeichnen laſſen, wobey
ich gefunden, daß ſo wohl die zwey als vielblaͤt-
terigen Pflanzen, gefuͤlte und einfache Blumen
untereinander hervorgebracht haben. Und alſo
faͤlt dieſe eingebildete Wiſſenſchaft hinweg. Es
kan auch im erſten Theile des Land- und Gar-
ten-Schatzes
pag. 49. hiervon nachgeleſen wer-
den.

Wenn die gepflanzten Stoͤcke im andern
Jahre zu ihrer Flor kommen, und man, wie ſchon
geſagt, was ſonderliches von ſchoͤnen Blumen dar-
unter findet, ſo muß man die Stoͤcke, ſo viel moͤg-
lich iſt, mit der Erde ausheben und in die Scher-
ben verſetzen, fleißig begießen und acht bis zehn Ta-
ge in Schatten ſtellen.

§. 9.

Befindet ſich entweder in einem Scherben,Die andere
Vermeh-
rung ge-

oder auch im Lande ein Nelken-Stock welcher

ſchoͤ-
D 4
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0069" n="55"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">und Wartung der Nelken.</hi></fw><lb/>
ten &#x017F;ich fa&#x017F;t im Lande, und in freyer Luft noch viel<lb/>
&#x017F;cho&#x0364;ner als in den Scherben &#x017F;elb&#x017F;ten.</p><lb/>
          <p>Viele Ga&#x0364;rtner und Garten-Bu&#x0364;cher geben<lb/>
vor, daß die Pfla&#x0364;nzlein, welche anfa&#x0364;nglich im<lb/>
Hervorwach&#x017F;en nur zwey Bla&#x0364;tlein bra&#x0364;chten, ein-<lb/>
fach wu&#x0364;rden, welche aber mehrere Bla&#x0364;tlein<lb/>
ha&#x0364;tten, die&#x017F;elben wu&#x0364;rden gefu&#x0364;lte Blumen hervor<lb/>
bringen. Und ich habe ge&#x017F;ehen, daß einige Ga&#x0364;rt-<lb/>
ner aus die&#x017F;em Grunde, &#x017F;olche Pfla&#x0364;nzlein, welche<lb/>
nur zwey Bla&#x0364;trer gehabt, hinweg ge&#x017F;chmi&#x017F;&#x017F;en.</p><lb/>
          <p>Damit ich nun hinter die&#x017F;e Wahrheit kom-<lb/>
men mo&#x0364;chte, &#x017F;o habe ich etlichemal die zweybla&#x0364;tte-<lb/>
rigen Pfla&#x0364;nzlein alleine, und die vielbla&#x0364;tterigen<lb/>
auch alleine pflanzen und zeichnen la&#x017F;&#x017F;en, wobey<lb/>
ich gefunden, daß &#x017F;o wohl die zwey als vielbla&#x0364;t-<lb/>
terigen Pflanzen, gefu&#x0364;lte und einfache Blumen<lb/>
untereinander hervorgebracht haben. Und al&#x017F;o<lb/>
fa&#x0364;lt die&#x017F;e eingebildete Wi&#x017F;&#x017F;en&#x017F;chaft hinweg. Es<lb/>
kan auch im <hi rendition="#fr">er&#x017F;ten Theile des Land- und Gar-<lb/>
ten-Schatzes</hi> pag. 49. hiervon nachgele&#x017F;en wer-<lb/>
den.</p><lb/>
          <p>Wenn die gepflanzten Sto&#x0364;cke im andern<lb/>
Jahre zu ihrer Flor kommen, und man, wie &#x017F;chon<lb/>
ge&#x017F;agt, was &#x017F;onderliches von &#x017F;cho&#x0364;nen Blumen dar-<lb/>
unter findet, &#x017F;o muß man die Sto&#x0364;cke, &#x017F;o viel mo&#x0364;g-<lb/>
lich i&#x017F;t, mit der Erde ausheben und in die Scher-<lb/>
ben ver&#x017F;etzen, fleißig begießen und acht bis zehn Ta-<lb/>
ge in Schatten &#x017F;tellen.</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head>§. 9.</head><lb/>
          <p>Befindet &#x017F;ich entweder in einem Scherben,<note place="right">Die andere<lb/>
Vermeh-<lb/>
rung ge-</note><lb/>
oder auch im Lande ein Nelken-Stock welcher<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">D 4</fw><fw place="bottom" type="catch">&#x017F;cho&#x0364;-</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[55/0069] und Wartung der Nelken. ten ſich faſt im Lande, und in freyer Luft noch viel ſchoͤner als in den Scherben ſelbſten. Viele Gaͤrtner und Garten-Buͤcher geben vor, daß die Pflaͤnzlein, welche anfaͤnglich im Hervorwachſen nur zwey Blaͤtlein braͤchten, ein- fach wuͤrden, welche aber mehrere Blaͤtlein haͤtten, dieſelben wuͤrden gefuͤlte Blumen hervor bringen. Und ich habe geſehen, daß einige Gaͤrt- ner aus dieſem Grunde, ſolche Pflaͤnzlein, welche nur zwey Blaͤtrer gehabt, hinweg geſchmiſſen. Damit ich nun hinter dieſe Wahrheit kom- men moͤchte, ſo habe ich etlichemal die zweyblaͤtte- rigen Pflaͤnzlein alleine, und die vielblaͤtterigen auch alleine pflanzen und zeichnen laſſen, wobey ich gefunden, daß ſo wohl die zwey als vielblaͤt- terigen Pflanzen, gefuͤlte und einfache Blumen untereinander hervorgebracht haben. Und alſo faͤlt dieſe eingebildete Wiſſenſchaft hinweg. Es kan auch im erſten Theile des Land- und Gar- ten-Schatzes pag. 49. hiervon nachgeleſen wer- den. Wenn die gepflanzten Stoͤcke im andern Jahre zu ihrer Flor kommen, und man, wie ſchon geſagt, was ſonderliches von ſchoͤnen Blumen dar- unter findet, ſo muß man die Stoͤcke, ſo viel moͤg- lich iſt, mit der Erde ausheben und in die Scher- ben verſetzen, fleißig begießen und acht bis zehn Ta- ge in Schatten ſtellen. §. 9. Befindet ſich entweder in einem Scherben, oder auch im Lande ein Nelken-Stock welcher ſchoͤ- Die andere Vermeh- rung ge- D 4

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Die erste Ausgabe dieses Werkes erschien 1755. Zu… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/reichart_landschatz06_1755
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/reichart_landschatz06_1755/69
Zitationshilfe: Reichardt, Christian: Land- und Garten-Schatzes. Bd. 6. 2. Aufl. Erfurt, 1765, S. 55. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/reichart_landschatz06_1755/69>, abgerufen am 21.12.2024.