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Reichardt, Christian: Land- und Garten-Schatzes. Bd. 6. 2. Aufl. Erfurt, 1765.

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Erstes Cap.
zuweilen mehr Gras, und viel schöner als an an-
dern Orten in die Höhe wächset, ist die Ursache gar
leicht zu sinden. Es rühret solches nemlich daher,
weil durch den Hopfen dem Lande beständiger
Schatten gegeben, und folglich die Feuchtigkeit
länger als an freyen lüftigen Orten erhalten wird,
so kan freylich das Gras, besonders auf einem wohl-
gedüngtem Lande ungemein wachsen.

§. 22.
Wenn die
Hopfen-
Ernde ge-
schehen sol,
und woran
man die
Reifung des
Hopfens er-
kennen kan?

Die Hopfen-Ernde geschiehet in manchem
Jahre 14 Tage eher, in manchen aber auch 14 Ta-
ge langsamer, nachdem es die Witterung mit sich
bringet. Hierbey ist höchst nöthig zu wissen, daß
man solche weder zu frühe, noch zu langsam vor-
nehmen darf, beydes ist schädlich.

Nimt man die Ernde zu bald vor, so macht der
Hopfen dem Biere einen üblen Geschmack, daß
ein Braumeister seine Crudität, er mag es auch
anfangen wie er wil, durch das Kochen nicht hin-
weg bringen kan.

Wird aber die Ernde zu langsam vorgenom-
men, und weiter als sichs gebühret, verschoben, so
verlieren die Köpfe ihr Mehl, und die Samen-
Körner, welche sich zwischen den Schuppen-Blät-
terlein befinden, fallen heraus.

Und eben diese zwey Stücke, als das Mehl und
die Samen-Körner müssen dem Biere die besten
Kräfte mittheilen; wenn diese sich nicht mehr in
den Köpfen befinden, so muß gewiß der Brauer
einen ziemlichen Theil mehr Hopfen nehmen als

ordent-

Erſtes Cap.
zuweilen mehr Gras, und viel ſchoͤner als an an-
dern Orten in die Hoͤhe waͤchſet, iſt die Urſache gar
leicht zu ſinden. Es ruͤhret ſolches nemlich daher,
weil durch den Hopfen dem Lande beſtaͤndiger
Schatten gegeben, und folglich die Feuchtigkeit
laͤnger als an freyen luͤftigen Orten erhalten wird,
ſo kan freylich das Gras, beſonders auf einem wohl-
geduͤngtem Lande ungemein wachſen.

§. 22.
Wenn die
Hopfen-
Ernde ge-
ſchehen ſol,
und woran
man die
Reifung des
Hopfens er-
kennen kan?

Die Hopfen-Ernde geſchiehet in manchem
Jahre 14 Tage eher, in manchen aber auch 14 Ta-
ge langſamer, nachdem es die Witterung mit ſich
bringet. Hierbey iſt hoͤchſt noͤthig zu wiſſen, daß
man ſolche weder zu fruͤhe, noch zu langſam vor-
nehmen darf, beydes iſt ſchaͤdlich.

Nimt man die Ernde zu bald vor, ſo macht der
Hopfen dem Biere einen uͤblen Geſchmack, daß
ein Braumeiſter ſeine Cruditaͤt, er mag es auch
anfangen wie er wil, durch das Kochen nicht hin-
weg bringen kan.

Wird aber die Ernde zu langſam vorgenom-
men, und weiter als ſichs gebuͤhret, verſchoben, ſo
verlieren die Koͤpfe ihr Mehl, und die Samen-
Koͤrner, welche ſich zwiſchen den Schuppen-Blaͤt-
terlein befinden, fallen heraus.

Und eben dieſe zwey Stuͤcke, als das Mehl und
die Samen-Koͤrner muͤſſen dem Biere die beſten
Kraͤfte mittheilen; wenn dieſe ſich nicht mehr in
den Koͤpfen befinden, ſo muß gewiß der Brauer
einen ziemlichen Theil mehr Hopfen nehmen als

ordent-
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[30/0044] Erſtes Cap. zuweilen mehr Gras, und viel ſchoͤner als an an- dern Orten in die Hoͤhe waͤchſet, iſt die Urſache gar leicht zu ſinden. Es ruͤhret ſolches nemlich daher, weil durch den Hopfen dem Lande beſtaͤndiger Schatten gegeben, und folglich die Feuchtigkeit laͤnger als an freyen luͤftigen Orten erhalten wird, ſo kan freylich das Gras, beſonders auf einem wohl- geduͤngtem Lande ungemein wachſen. §. 22. Die Hopfen-Ernde geſchiehet in manchem Jahre 14 Tage eher, in manchen aber auch 14 Ta- ge langſamer, nachdem es die Witterung mit ſich bringet. Hierbey iſt hoͤchſt noͤthig zu wiſſen, daß man ſolche weder zu fruͤhe, noch zu langſam vor- nehmen darf, beydes iſt ſchaͤdlich. Nimt man die Ernde zu bald vor, ſo macht der Hopfen dem Biere einen uͤblen Geſchmack, daß ein Braumeiſter ſeine Cruditaͤt, er mag es auch anfangen wie er wil, durch das Kochen nicht hin- weg bringen kan. Wird aber die Ernde zu langſam vorgenom- men, und weiter als ſichs gebuͤhret, verſchoben, ſo verlieren die Koͤpfe ihr Mehl, und die Samen- Koͤrner, welche ſich zwiſchen den Schuppen-Blaͤt- terlein befinden, fallen heraus. Und eben dieſe zwey Stuͤcke, als das Mehl und die Samen-Koͤrner muͤſſen dem Biere die beſten Kraͤfte mittheilen; wenn dieſe ſich nicht mehr in den Koͤpfen befinden, ſo muß gewiß der Brauer einen ziemlichen Theil mehr Hopfen nehmen als ordent-

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Zitationshilfe: Reichardt, Christian: Land- und Garten-Schatzes. Bd. 6. 2. Aufl. Erfurt, 1765, S. 30. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/reichart_landschatz06_1755/44>, abgerufen am 21.11.2024.