Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Reichardt, Christian: Land- und Garten-Schatzes. Bd. 6. 2. Aufl. Erfurt, 1765.

Bild:
<< vorherige Seite

Das sechste Capitel. Von einigen
auf, damit sie unter denenselben in ihren Nestern
vor der eindringenden Kälte und vielen Nässe sicher
seyn mögen.

Man könte aber hierbey denken, der Maul-
wurf kan ja in die Tiefe wühlen, wenn ihm die
Kälte zu nahe kömt. Es ist wahr, in trockenem
Grunde und Boden, und wo sie vor dem Wasser
sicher sind, pflegen sie solches auch zu thun; Allein
in unseren Gärten, wo sich zwischen der Länderey
Wasser befindet, desgleichen auf feuchten und sum-
pfigen Wiesen müssen sie es wohl unterlassen, ihre
Nester in die Tiefe zu machen.

§. 5.
Von ihrer
Vermeh-
rung.

Es vermehren sich die Maulwürfe eben nicht
alzusehr, indem sie nur in dem Früh-Jahre, im
Merze und Aprille hecken. Zu andern Jahres-
Zeiten wird man keine Nester mit Jungen finden.
Ordentlich haben sie fünf Junge. Doch, wenn sie
zum erstenmal hecken, bringen sie deren auch nur
dreye oder viere hervor.

Daß sie nicht wie die Mäuse auch den Som-
mer über hecken, ist daraus leicht abzunehmen,
weil man zu solcher Jahres-Zeit keine Nester mehr
mit Jungen findet, auch auser den ersten Gehe-
cken keine jungen Maulwürfe auf dem Lande we-
der spüret noch fängt. Denn diese halten sich an-
fänglich zusammen, und fangen im May, und so
fort an zu reiten, sind auch an ihren flachen und klei-
nen Furchen deutlich zu erkennen.

Wenn also die Maulwürfe den Sommer über

mit

Das ſechſte Capitel. Von einigen
auf, damit ſie unter denenſelben in ihren Neſtern
vor der eindringenden Kaͤlte und vielen Naͤſſe ſicher
ſeyn moͤgen.

Man koͤnte aber hierbey denken, der Maul-
wurf kan ja in die Tiefe wuͤhlen, wenn ihm die
Kaͤlte zu nahe koͤmt. Es iſt wahr, in trockenem
Grunde und Boden, und wo ſie vor dem Waſſer
ſicher ſind, pflegen ſie ſolches auch zu thun; Allein
in unſeren Gaͤrten, wo ſich zwiſchen der Laͤnderey
Waſſer befindet, desgleichen auf feuchten und ſum-
pfigen Wieſen muͤſſen ſie es wohl unterlaſſen, ihre
Neſter in die Tiefe zu machen.

§. 5.
Von ihrer
Vermeh-
rung.

Es vermehren ſich die Maulwuͤrfe eben nicht
alzuſehr, indem ſie nur in dem Fruͤh-Jahre, im
Merze und Aprille hecken. Zu andern Jahres-
Zeiten wird man keine Neſter mit Jungen finden.
Ordentlich haben ſie fuͤnf Junge. Doch, wenn ſie
zum erſtenmal hecken, bringen ſie deren auch nur
dreye oder viere hervor.

Daß ſie nicht wie die Maͤuſe auch den Som-
mer uͤber hecken, iſt daraus leicht abzunehmen,
weil man zu ſolcher Jahres-Zeit keine Neſter mehr
mit Jungen findet, auch auſer den erſten Gehe-
cken keine jungen Maulwuͤrfe auf dem Lande we-
der ſpuͤret noch faͤngt. Denn dieſe halten ſich an-
faͤnglich zuſammen, und fangen im May, und ſo
fort an zu reiten, ſind auch an ihren flachen und klei-
nen Furchen deutlich zu erkennen.

Wenn alſo die Maulwuͤrfe den Sommer uͤber

mit
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0186" n="172"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Das &#x017F;ech&#x017F;te Capitel. Von einigen</hi></fw><lb/>
auf, damit &#x017F;ie unter denen&#x017F;elben in ihren Ne&#x017F;tern<lb/>
vor der eindringenden Ka&#x0364;lte und vielen Na&#x0364;&#x017F;&#x017F;e &#x017F;icher<lb/>
&#x017F;eyn mo&#x0364;gen.</p><lb/>
          <p>Man ko&#x0364;nte aber hierbey denken, der Maul-<lb/>
wurf kan ja in die Tiefe wu&#x0364;hlen, wenn ihm die<lb/>
Ka&#x0364;lte zu nahe ko&#x0364;mt. Es i&#x017F;t wahr, in trockenem<lb/>
Grunde und Boden, und wo &#x017F;ie vor dem Wa&#x017F;&#x017F;er<lb/>
&#x017F;icher &#x017F;ind, pflegen &#x017F;ie &#x017F;olches auch zu thun; Allein<lb/>
in un&#x017F;eren Ga&#x0364;rten, wo &#x017F;ich zwi&#x017F;chen der La&#x0364;nderey<lb/>
Wa&#x017F;&#x017F;er befindet, desgleichen auf feuchten und &#x017F;um-<lb/>
pfigen Wie&#x017F;en mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ie es wohl unterla&#x017F;&#x017F;en, ihre<lb/>
Ne&#x017F;ter in die Tiefe zu machen.</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head>§. 5.</head><lb/>
          <note place="left">Von ihrer<lb/>
Vermeh-<lb/>
rung.</note>
          <p>Es vermehren &#x017F;ich die Maulwu&#x0364;rfe eben nicht<lb/>
alzu&#x017F;ehr, indem &#x017F;ie nur in dem Fru&#x0364;h-Jahre, im<lb/>
Merze und Aprille hecken. Zu andern Jahres-<lb/>
Zeiten wird man keine Ne&#x017F;ter mit Jungen finden.<lb/>
Ordentlich haben &#x017F;ie fu&#x0364;nf Junge. Doch, wenn &#x017F;ie<lb/>
zum er&#x017F;tenmal hecken, bringen &#x017F;ie deren auch nur<lb/>
dreye oder viere hervor.</p><lb/>
          <p>Daß &#x017F;ie nicht wie die Ma&#x0364;u&#x017F;e auch den Som-<lb/>
mer u&#x0364;ber hecken, i&#x017F;t daraus leicht abzunehmen,<lb/>
weil man zu &#x017F;olcher Jahres-Zeit keine Ne&#x017F;ter mehr<lb/>
mit Jungen findet, auch au&#x017F;er den er&#x017F;ten Gehe-<lb/>
cken keine jungen Maulwu&#x0364;rfe auf dem Lande we-<lb/>
der &#x017F;pu&#x0364;ret noch fa&#x0364;ngt. Denn die&#x017F;e halten &#x017F;ich an-<lb/>
fa&#x0364;nglich zu&#x017F;ammen, und fangen im May, und &#x017F;o<lb/>
fort an zu reiten, &#x017F;ind auch an ihren flachen und klei-<lb/>
nen Furchen deutlich zu erkennen.</p><lb/>
          <p>Wenn al&#x017F;o die Maulwu&#x0364;rfe den Sommer u&#x0364;ber<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">mit</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[172/0186] Das ſechſte Capitel. Von einigen auf, damit ſie unter denenſelben in ihren Neſtern vor der eindringenden Kaͤlte und vielen Naͤſſe ſicher ſeyn moͤgen. Man koͤnte aber hierbey denken, der Maul- wurf kan ja in die Tiefe wuͤhlen, wenn ihm die Kaͤlte zu nahe koͤmt. Es iſt wahr, in trockenem Grunde und Boden, und wo ſie vor dem Waſſer ſicher ſind, pflegen ſie ſolches auch zu thun; Allein in unſeren Gaͤrten, wo ſich zwiſchen der Laͤnderey Waſſer befindet, desgleichen auf feuchten und ſum- pfigen Wieſen muͤſſen ſie es wohl unterlaſſen, ihre Neſter in die Tiefe zu machen. §. 5. Es vermehren ſich die Maulwuͤrfe eben nicht alzuſehr, indem ſie nur in dem Fruͤh-Jahre, im Merze und Aprille hecken. Zu andern Jahres- Zeiten wird man keine Neſter mit Jungen finden. Ordentlich haben ſie fuͤnf Junge. Doch, wenn ſie zum erſtenmal hecken, bringen ſie deren auch nur dreye oder viere hervor. Daß ſie nicht wie die Maͤuſe auch den Som- mer uͤber hecken, iſt daraus leicht abzunehmen, weil man zu ſolcher Jahres-Zeit keine Neſter mehr mit Jungen findet, auch auſer den erſten Gehe- cken keine jungen Maulwuͤrfe auf dem Lande we- der ſpuͤret noch faͤngt. Denn dieſe halten ſich an- faͤnglich zuſammen, und fangen im May, und ſo fort an zu reiten, ſind auch an ihren flachen und klei- nen Furchen deutlich zu erkennen. Wenn alſo die Maulwuͤrfe den Sommer uͤber mit

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Die erste Ausgabe dieses Werkes erschien 1755. Zu… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/reichart_landschatz06_1755
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/reichart_landschatz06_1755/186
Zitationshilfe: Reichardt, Christian: Land- und Garten-Schatzes. Bd. 6. 2. Aufl. Erfurt, 1765, S. 172. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/reichart_landschatz06_1755/186>, abgerufen am 30.12.2024.