"Früchte allerhand physicalische Anmerkungen zu "machen, und sie zu anatomiren, stehet denen "meisten Gelehrten nicht an, aus keiner andern "Raison, als weil sie meynen, es lohne sich nicht "die Mühe, solche Sachen, damit alle Bauern "und Tagelöhner fast täglich umgehen, zu obser- "viren und zu untersuchen.
Aber gleichwie die Menschen sich in den mei- sten Geschäften und Handlungen ihres Lebens gar zu gerne nach der üblichen Mode richten, und sich durch Gewohnheiten und Vorurtheile regieren las- sen, so gehet es in der That auch mit dem Acker- bau.
§. 3.
Nach der gemeinen und fast durchgängigenDie gemei- ne Cultur und Nu- zung der Aecker ist sehr unvol- kommen. Art und Weise, werden so wohl die Ritter- als Bauern-Güter in drey Felder, als in das Winter- Feld, in das Sommer-Feld und in die Brache ein- getheilet, so, daß der Acker ein Jahr mit Winter- Früchten, das andere mit Sommer-Früchten be- stellet wird, und das dritte Brache lieget und leer bleibet, ausser einige ganz wenige Flecke, worauf Erbsen, Linsen, Wicken, Lein, auch wohl Möhren und Ruben gesäet werden, welches sie sömmern zu nennen pflegen.
Allein warum muß eben so vieler Acker alle drey Jahr einmal ohnbestelt liegen bleiben? solte man nicht auf Mittel denken, solchen alle Jahre zu nutzen? Jst er etwan weiter nichts zu tragen im Stande als Korn-Früchte, daß man sonst nichts
darauf
A 2
der Aecker ohne Brache.
”Fruͤchte allerhand phyſicaliſche Anmerkungen zu ”machen, und ſie zu anatomiren, ſtehet denen ”meiſten Gelehrten nicht an, aus keiner andern ”Raiſon, als weil ſie meynen, es lohne ſich nicht ”die Muͤhe, ſolche Sachen, damit alle Bauern ”und Tageloͤhner faſt taͤglich umgehen, zu obſer- ”viren und zu unterſuchen.
Aber gleichwie die Menſchen ſich in den mei- ſten Geſchaͤften und Handlungen ihres Lebens gar zu gerne nach der uͤblichen Mode richten, und ſich durch Gewohnheiten und Vorurtheile regieren laſ- ſen, ſo gehet es in der That auch mit dem Acker- bau.
§. 3.
Nach der gemeinen und faſt durchgaͤngigenDie gemei- ne Cultur und Nu- zung der Aecker iſt ſehr unvol- kommen. Art und Weiſe, werden ſo wohl die Ritter- als Bauern-Guͤter in drey Felder, als in das Winter- Feld, in das Sommer-Feld und in die Brache ein- getheilet, ſo, daß der Acker ein Jahr mit Winter- Fruͤchten, das andere mit Sommer-Fruͤchten be- ſtellet wird, und das dritte Brache lieget und leer bleibet, auſſer einige ganz wenige Flecke, worauf Erbſen, Linſen, Wicken, Lein, auch wohl Moͤhren und Ruben geſaͤet werden, welches ſie ſoͤmmern zu nennen pflegen.
Allein warum muß eben ſo vieler Acker alle drey Jahr einmal ohnbeſtelt liegen bleiben? ſolte man nicht auf Mittel denken, ſolchen alle Jahre zu nutzen? Jſt er etwan weiter nichts zu tragen im Stande als Korn-Fruͤchte, daß man ſonſt nichts
darauf
A 2
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><cit><quote><pbn="3"facs="#f0038"/><fwtype="header"place="top"><hirendition="#b">der Aecker ohne Brache.</hi></fw><lb/>”Fruͤchte allerhand phyſicaliſche Anmerkungen zu<lb/>”machen, und ſie zu anatomiren, ſtehet denen<lb/>”meiſten Gelehrten nicht an, aus keiner andern<lb/>”<hirendition="#aq">Raiſon,</hi> als weil ſie meynen, es lohne ſich nicht<lb/>”die Muͤhe, ſolche Sachen, damit alle Bauern<lb/>”und Tageloͤhner faſt taͤglich umgehen, zu obſer-<lb/>”viren und zu unterſuchen.</quote><bibl/></cit><lb/><p>Aber gleichwie die Menſchen ſich in den mei-<lb/>ſten Geſchaͤften und Handlungen ihres Lebens gar<lb/>
zu gerne nach der uͤblichen Mode richten, und ſich<lb/>
durch Gewohnheiten und Vorurtheile regieren laſ-<lb/>ſen, ſo gehet es in der That auch mit dem Acker-<lb/>
bau.</p></div><lb/><divn="2"><head>§. 3.</head><lb/><p>Nach der gemeinen und faſt durchgaͤngigen<noteplace="right">Die gemei-<lb/>
ne Cultur<lb/>
und Nu-<lb/>
zung der<lb/>
Aecker iſt<lb/>ſehr unvol-<lb/>
kommen.</note><lb/>
Art und Weiſe, werden ſo wohl die Ritter- als<lb/>
Bauern-Guͤter in drey Felder, als in das Winter-<lb/>
Feld, in das Sommer-Feld und in die Brache ein-<lb/>
getheilet, ſo, daß der Acker ein Jahr mit Winter-<lb/>
Fruͤchten, das andere mit Sommer-Fruͤchten be-<lb/>ſtellet wird, und das dritte Brache lieget und leer<lb/>
bleibet, auſſer einige ganz wenige Flecke, worauf<lb/>
Erbſen, Linſen, Wicken, Lein, auch wohl Moͤhren<lb/>
und Ruben geſaͤet werden, welches ſie <hirendition="#fr">ſoͤmmern</hi><lb/>
zu nennen pflegen.</p><lb/><p>Allein warum muß eben ſo vieler Acker alle<lb/>
drey Jahr einmal ohnbeſtelt liegen bleiben? ſolte<lb/>
man nicht auf Mittel denken, ſolchen alle Jahre<lb/>
zu nutzen? Jſt er etwan weiter nichts zu tragen<lb/>
im Stande als Korn-Fruͤchte, daß man ſonſt nichts<lb/><fwtype="sig"place="bottom">A 2</fw><fwtype="catch"place="bottom">darauf</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[3/0038]
der Aecker ohne Brache.
”Fruͤchte allerhand phyſicaliſche Anmerkungen zu
”machen, und ſie zu anatomiren, ſtehet denen
”meiſten Gelehrten nicht an, aus keiner andern
”Raiſon, als weil ſie meynen, es lohne ſich nicht
”die Muͤhe, ſolche Sachen, damit alle Bauern
”und Tageloͤhner faſt taͤglich umgehen, zu obſer-
”viren und zu unterſuchen.
Aber gleichwie die Menſchen ſich in den mei-
ſten Geſchaͤften und Handlungen ihres Lebens gar
zu gerne nach der uͤblichen Mode richten, und ſich
durch Gewohnheiten und Vorurtheile regieren laſ-
ſen, ſo gehet es in der That auch mit dem Acker-
bau.
§. 3.
Nach der gemeinen und faſt durchgaͤngigen
Art und Weiſe, werden ſo wohl die Ritter- als
Bauern-Guͤter in drey Felder, als in das Winter-
Feld, in das Sommer-Feld und in die Brache ein-
getheilet, ſo, daß der Acker ein Jahr mit Winter-
Fruͤchten, das andere mit Sommer-Fruͤchten be-
ſtellet wird, und das dritte Brache lieget und leer
bleibet, auſſer einige ganz wenige Flecke, worauf
Erbſen, Linſen, Wicken, Lein, auch wohl Moͤhren
und Ruben geſaͤet werden, welches ſie ſoͤmmern
zu nennen pflegen.
Die gemei-
ne Cultur
und Nu-
zung der
Aecker iſt
ſehr unvol-
kommen.
Allein warum muß eben ſo vieler Acker alle
drey Jahr einmal ohnbeſtelt liegen bleiben? ſolte
man nicht auf Mittel denken, ſolchen alle Jahre
zu nutzen? Jſt er etwan weiter nichts zu tragen
im Stande als Korn-Fruͤchte, daß man ſonſt nichts
darauf
A 2
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Reichardt, Christian: Land- und Garten-Schatzes. Bd. 5. Erfurt, 1754, S. 3. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/reichart_landschatz05_1754/38>, abgerufen am 03.03.2025.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften
(Kontakt).
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2025. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.