wir wenige Körner davon in unsere Scheuren bringen.
§. 6.
Weil die Winter-GersteHordeum poly-Von der Winter- Gerste. stichum hybernum, C. B. P. Hordeum polysti- chum, J. B. bey uns nicht bekant, vielweniger in unsern Feldern gebauet wird, so muß ich hierinnen meine Unwissenheit bekennen. Jn dem Sächsi- schen Land- und Hauswirthschafts-Buche, pag. 434. alwo man mit mehrern nachlesen kan, finde ich, daß diese Gerste nicht zum Brauen diene, indem sie viel flachere Körner als die Sommer Ger- ste hätte. Doch diene sie zum mahlen besser, weil sie ein schmackhafter Brod gebe, und könte der Ar- me, wenn er mit seinem Brod-Korn fertig wäre, mit der Winter-Gerste den Mangel ersetzen.
Es ist mit Bestellung der Winter-Gerste aber noch die Frage, und komt darauf an, ob es nicht besser und erträglicher wäre: wenn solche Aecker mit Winter-Weitzen oder Rocken bestelt würden, indem ja zu solcher Gerste das Land auch muß ge- brachet, geruret, und in allen eben so zubereitet werden, als wie zu den Winter-Weitzen und Ro- cken. Jch kan also die Ursache nicht finden, war- um man dergleichen Bestellen mit der Winter- Gerste vornehmen wolte. Doch könnte man es wohl durch versuchte Proben erfahren haben, daß dieselbe an den Orten, wo sie im Gebrauch ist, viel- leicht bessere Früchte und Körner giebet als der Weitzen und Rocken selbst, welches seinen Grund in dem schlechten Lande, und in dem Mangel der
Besse-
5. Theil. J
ins beſondere.
wir wenige Koͤrner davon in unſere Scheuren bringen.
§. 6.
Weil die Winter-GerſteHordeum poly-Von der Winter- Gerſte. ſtichum hybernum, C. B. P. Hordeum polyſti- chum, J. B. bey uns nicht bekant, vielweniger in unſern Feldern gebauet wird, ſo muß ich hierinnen meine Unwiſſenheit bekennen. Jn dem Saͤchſi- ſchen Land- und Hauswirthſchafts-Buche, pag. 434. alwo man mit mehrern nachleſen kan, finde ich, daß dieſe Gerſte nicht zum Brauen diene, indem ſie viel flachere Koͤrner als die Sommer Ger- ſte haͤtte. Doch diene ſie zum mahlen beſſer, weil ſie ein ſchmackhafter Brod gebe, und koͤnte der Ar- me, wenn er mit ſeinem Brod-Korn fertig waͤre, mit der Winter-Gerſte den Mangel erſetzen.
Es iſt mit Beſtellung der Winter-Gerſte aber noch die Frage, und komt darauf an, ob es nicht beſſer und ertraͤglicher waͤre: wenn ſolche Aecker mit Winter-Weitzen oder Rocken beſtelt wuͤrden, indem ja zu ſolcher Gerſte das Land auch muß ge- brachet, geruret, und in allen eben ſo zubereitet werden, als wie zu den Winter-Weitzen und Ro- cken. Jch kan alſo die Urſache nicht finden, war- um man dergleichen Beſtellen mit der Winter- Gerſte vornehmen wolte. Doch koͤnnte man es wohl durch verſuchte Proben erfahren haben, daß dieſelbe an den Orten, wo ſie im Gebrauch iſt, viel- leicht beſſere Fruͤchte und Koͤrner giebet als der Weitzen und Rocken ſelbſt, welches ſeinen Grund in dem ſchlechten Lande, und in dem Mangel der
Beſſe-
5. Theil. J
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ins beſondere.
wir wenige Koͤrner davon in unſere Scheuren
bringen.
§. 6.
Weil die Winter-Gerſte Hordeum poly-
ſtichum hybernum, C. B. P. Hordeum polyſti-
chum, J. B. bey uns nicht bekant, vielweniger in
unſern Feldern gebauet wird, ſo muß ich hierinnen
meine Unwiſſenheit bekennen. Jn dem Saͤchſi-
ſchen Land- und Hauswirthſchafts-Buche,
pag. 434. alwo man mit mehrern nachleſen kan,
finde ich, daß dieſe Gerſte nicht zum Brauen diene,
indem ſie viel flachere Koͤrner als die Sommer Ger-
ſte haͤtte. Doch diene ſie zum mahlen beſſer, weil
ſie ein ſchmackhafter Brod gebe, und koͤnte der Ar-
me, wenn er mit ſeinem Brod-Korn fertig waͤre,
mit der Winter-Gerſte den Mangel erſetzen.
Von der
Winter-
Gerſte.
Es iſt mit Beſtellung der Winter-Gerſte aber
noch die Frage, und komt darauf an, ob es nicht
beſſer und ertraͤglicher waͤre: wenn ſolche Aecker
mit Winter-Weitzen oder Rocken beſtelt wuͤrden,
indem ja zu ſolcher Gerſte das Land auch muß ge-
brachet, geruret, und in allen eben ſo zubereitet
werden, als wie zu den Winter-Weitzen und Ro-
cken. Jch kan alſo die Urſache nicht finden, war-
um man dergleichen Beſtellen mit der Winter-
Gerſte vornehmen wolte. Doch koͤnnte man es
wohl durch verſuchte Proben erfahren haben, daß
dieſelbe an den Orten, wo ſie im Gebrauch iſt, viel-
leicht beſſere Fruͤchte und Koͤrner giebet als der
Weitzen und Rocken ſelbſt, welches ſeinen Grund
in dem ſchlechten Lande, und in dem Mangel der
Beſſe-
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Reichardt, Christian: Land- und Garten-Schatzes. Bd. 5. Erfurt, 1754, S. 129. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/reichart_landschatz05_1754/164>, abgerufen am 03.03.2025.
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