Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Reichardt, Christian: Land- und Garten-Schatzes. Bd. 5. Erfurt, 1754.

Bild:
<< vorherige Seite

1. Cap. Von 18jähriger Nutzung
merkt hinterschleichen, und von weiten zusehen, ob
sie ihre Arbeit, wie sichs gebühret verrichten, wo-
durch sowol der Aufseher als die andern Tage-
löhner in Furcht gesetzet werden.

§. 29.
Einwurf
von dem
Mangel
der Dün-
gung auf
grossen Gü-
thern und
Feldern.

Es könte mir noch weiter eingewendet wer-
den, daß auf grosen Ritter-Gütern, oder auch sonst
bey vielem Ackerbau, die von mir angegebene Cul-
tur durchaus nicht angehen könne, weil man nicht
sehe, wo die viele Düngung herkommen solle,
folglich würden die meisten Aecker ungedüngt lie-
gen bleiben und verderben, und die einmal ge-
machte gute Einrichtung der Felder in gewaltige
Unordnung gebracht werden.

Was diesen Punct belangt, so geht auch
mein Rath keinesweges dahin, daß man alle Gü-
ther und Felder nach meiner angegebenen Art cul-
tiviren solle, denn solches würde freylich gar vie-
ler Ursachen halber ganz unmöglich seyn. Meine
Meinung ist vielmehr, daß man nach Proportion
seiner Güter nur eine gewisse Anzahl Aecker zu
solcher Cultur widme. So könte man z. E. auf
einem grossen Guthe einen Strich Landes von sech-
zehn, achzehen bis zwanzig Aeckern darzu erweh-
len, solche nach meiner Anweisung düngen und
begatten, und nach dem gegebenen Verzeichniß
der Früchte aljährlich bestellen, so würde auf ei-
nem solchem Gute nicht nur die Küche wohl be-
stellet, und das Vieh mit guten Futter versorget
werden, sondern man würde auch durch den Ver-

kauf

1. Cap. Von 18jaͤhriger Nutzung
merkt hinterſchleichen, und von weiten zuſehen, ob
ſie ihre Arbeit, wie ſichs gebuͤhret verrichten, wo-
durch ſowol der Aufſeher als die andern Tage-
loͤhner in Furcht geſetzet werden.

§. 29.
Einwurf
von dem
Mangel
der Duͤn-
gung auf
groſſen Guͤ-
thern und
Feldern.

Es koͤnte mir noch weiter eingewendet wer-
den, daß auf groſen Ritter-Guͤtern, oder auch ſonſt
bey vielem Ackerbau, die von mir angegebene Cul-
tur durchaus nicht angehen koͤnne, weil man nicht
ſehe, wo die viele Duͤngung herkommen ſolle,
folglich wuͤrden die meiſten Aecker ungeduͤngt lie-
gen bleiben und verderben, und die einmal ge-
machte gute Einrichtung der Felder in gewaltige
Unordnung gebracht werden.

Was dieſen Punct belangt, ſo geht auch
mein Rath keinesweges dahin, daß man alle Guͤ-
ther und Felder nach meiner angegebenen Art cul-
tiviren ſolle, denn ſolches wuͤrde freylich gar vie-
ler Urſachen halber ganz unmoͤglich ſeyn. Meine
Meinung iſt vielmehr, daß man nach Proportion
ſeiner Guͤter nur eine gewiſſe Anzahl Aecker zu
ſolcher Cultur widme. So koͤnte man z. E. auf
einem groſſen Guthe einen Strich Landes von ſech-
zehn, achzehen bis zwanzig Aeckern darzu erweh-
len, ſolche nach meiner Anweiſung duͤngen und
begatten, und nach dem gegebenen Verzeichniß
der Fruͤchte aljaͤhrlich beſtellen, ſo wuͤrde auf ei-
nem ſolchem Gute nicht nur die Kuͤche wohl be-
ſtellet, und das Vieh mit guten Futter verſorget
werden, ſondern man wuͤrde auch durch den Ver-

kauf
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0107" n="72"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">1. Cap. Von 18ja&#x0364;hriger Nutzung</hi></fw><lb/>
merkt hinter&#x017F;chleichen, und von weiten zu&#x017F;ehen, ob<lb/>
&#x017F;ie ihre Arbeit, wie &#x017F;ichs gebu&#x0364;hret verrichten, wo-<lb/>
durch &#x017F;owol der Auf&#x017F;eher als die andern Tage-<lb/>
lo&#x0364;hner in Furcht ge&#x017F;etzet werden.</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head>§. 29.</head><lb/>
          <note place="left">Einwurf<lb/>
von dem<lb/>
Mangel<lb/>
der Du&#x0364;n-<lb/>
gung auf<lb/>
gro&#x017F;&#x017F;en Gu&#x0364;-<lb/>
thern und<lb/>
Feldern.</note>
          <p>Es ko&#x0364;nte mir noch weiter eingewendet wer-<lb/>
den, daß auf gro&#x017F;en Ritter-Gu&#x0364;tern, oder auch &#x017F;on&#x017F;t<lb/>
bey vielem Ackerbau, die von mir angegebene Cul-<lb/>
tur durchaus nicht angehen ko&#x0364;nne, weil man nicht<lb/>
&#x017F;ehe, wo die viele Du&#x0364;ngung herkommen &#x017F;olle,<lb/>
folglich wu&#x0364;rden die mei&#x017F;ten Aecker ungedu&#x0364;ngt lie-<lb/>
gen bleiben und verderben, und die einmal ge-<lb/>
machte gute Einrichtung der Felder in gewaltige<lb/>
Unordnung gebracht werden.</p><lb/>
          <p>Was die&#x017F;en Punct belangt, &#x017F;o geht auch<lb/>
mein Rath keinesweges dahin, daß man alle Gu&#x0364;-<lb/>
ther und Felder nach meiner angegebenen Art cul-<lb/>
tiviren &#x017F;olle, denn &#x017F;olches wu&#x0364;rde freylich gar vie-<lb/>
ler Ur&#x017F;achen halber ganz unmo&#x0364;glich &#x017F;eyn. Meine<lb/>
Meinung i&#x017F;t vielmehr, daß man nach Proportion<lb/>
&#x017F;einer Gu&#x0364;ter nur eine gewi&#x017F;&#x017F;e Anzahl Aecker zu<lb/>
&#x017F;olcher Cultur widme. So ko&#x0364;nte man z. E. auf<lb/>
einem gro&#x017F;&#x017F;en Guthe einen Strich Landes von &#x017F;ech-<lb/>
zehn, achzehen bis zwanzig Aeckern darzu erweh-<lb/>
len, &#x017F;olche nach meiner Anwei&#x017F;ung du&#x0364;ngen und<lb/>
begatten, und nach dem gegebenen Verzeichniß<lb/>
der Fru&#x0364;chte alja&#x0364;hrlich be&#x017F;tellen, &#x017F;o wu&#x0364;rde auf ei-<lb/>
nem &#x017F;olchem Gute nicht nur die Ku&#x0364;che wohl be-<lb/>
&#x017F;tellet, und das Vieh mit guten Futter ver&#x017F;orget<lb/>
werden, &#x017F;ondern man wu&#x0364;rde auch durch den Ver-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">kauf</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[72/0107] 1. Cap. Von 18jaͤhriger Nutzung merkt hinterſchleichen, und von weiten zuſehen, ob ſie ihre Arbeit, wie ſichs gebuͤhret verrichten, wo- durch ſowol der Aufſeher als die andern Tage- loͤhner in Furcht geſetzet werden. §. 29. Es koͤnte mir noch weiter eingewendet wer- den, daß auf groſen Ritter-Guͤtern, oder auch ſonſt bey vielem Ackerbau, die von mir angegebene Cul- tur durchaus nicht angehen koͤnne, weil man nicht ſehe, wo die viele Duͤngung herkommen ſolle, folglich wuͤrden die meiſten Aecker ungeduͤngt lie- gen bleiben und verderben, und die einmal ge- machte gute Einrichtung der Felder in gewaltige Unordnung gebracht werden. Was dieſen Punct belangt, ſo geht auch mein Rath keinesweges dahin, daß man alle Guͤ- ther und Felder nach meiner angegebenen Art cul- tiviren ſolle, denn ſolches wuͤrde freylich gar vie- ler Urſachen halber ganz unmoͤglich ſeyn. Meine Meinung iſt vielmehr, daß man nach Proportion ſeiner Guͤter nur eine gewiſſe Anzahl Aecker zu ſolcher Cultur widme. So koͤnte man z. E. auf einem groſſen Guthe einen Strich Landes von ſech- zehn, achzehen bis zwanzig Aeckern darzu erweh- len, ſolche nach meiner Anweiſung duͤngen und begatten, und nach dem gegebenen Verzeichniß der Fruͤchte aljaͤhrlich beſtellen, ſo wuͤrde auf ei- nem ſolchem Gute nicht nur die Kuͤche wohl be- ſtellet, und das Vieh mit guten Futter verſorget werden, ſondern man wuͤrde auch durch den Ver- kauf

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/reichart_landschatz05_1754
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/reichart_landschatz05_1754/107
Zitationshilfe: Reichardt, Christian: Land- und Garten-Schatzes. Bd. 5. Erfurt, 1754, S. 72. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/reichart_landschatz05_1754/107>, abgerufen am 21.12.2024.