Er blühet gemeiniglich im Julius und Au- gustus, und wenn die Stengel in die Höhe ge- wachsen und ihre volkommene Knöpflein erreichet haben, so werden sie abgeschnitten, die Blätter abgelesen, abgeputzet, auf Bindlein gebunden und an die Luft im Schatten aufgehänget, damit man solche zur gehörigen Zeit gebrauchen kan. Es sie- het dieses Kraut, wenn es dürre geworden, fast wie Wermuth aus, daher können sich die Köche und Weiber, wenn sie keine Gedanken darauf ha- ben, auch hierinnen vergreifen, wie ich denn vor vielen Jahren bey einem Pfarrherrn auf dem Lan- de, von welchem ich zur Kirchweihe war eingeladen worden, diesen Spaß selbst gesehen, daß die Haus-Mutter an statt des Beyfusses Wermuth in die Gänse gestecket, daher auch wegen der Bitter- keit nichts davon zu geniessen war.
§. 8.
Von der Raute.
Die Raute,Ruta hortensis latifolia, C. B. P. Ruta sativa vel hortensis, I. B. wird auch auf verschiedene Art vermehret. Erstlich erziehet man solche vom Samen, welcher im April in Garten auf ein kleines Beet gesäet wird. Wenn derselbe aufgegangen und die Pflanzen erwachsen und zum Versetzen dienlich sind, werden sie einen Schuh weit in das Viereck nach der Garten- Schnure gestecket; doch kan man auch die Garten- Beete damit einfassen.
Die andere Vermehrung geschiehet durch Zertheilung der alten Stöcke, welche sowol gegen den Herbst als das Frühjahr zu verpflanzen sind.
Die
6. Cap. Von einigen zur Arzeney
Er bluͤhet gemeiniglich im Julius und Au- guſtus, und wenn die Stengel in die Hoͤhe ge- wachſen und ihre volkommene Knoͤpflein erreichet haben, ſo werden ſie abgeſchnitten, die Blaͤtter abgeleſen, abgeputzet, auf Bindlein gebunden und an die Luft im Schatten aufgehaͤnget, damit man ſolche zur gehoͤrigen Zeit gebrauchen kan. Es ſie- het dieſes Kraut, wenn es duͤrre geworden, faſt wie Wermuth aus, daher koͤnnen ſich die Koͤche und Weiber, wenn ſie keine Gedanken darauf ha- ben, auch hierinnen vergreifen, wie ich denn vor vielen Jahren bey einem Pfarrherrn auf dem Lan- de, von welchem ich zur Kirchweihe war eingeladen worden, dieſen Spaß ſelbſt geſehen, daß die Haus-Mutter an ſtatt des Beyfuſſes Wermuth in die Gaͤnſe geſtecket, daher auch wegen der Bitter- keit nichts davon zu genieſſen war.
§. 8.
Von der Raute.
Die Raute,Ruta hortenſis latifolia, C. B. P. Ruta ſativa vel hortenſis, I. B. wird auch auf verſchiedene Art vermehret. Erſtlich erziehet man ſolche vom Samen, welcher im April in Garten auf ein kleines Beet geſaͤet wird. Wenn derſelbe aufgegangen und die Pflanzen erwachſen und zum Verſetzen dienlich ſind, werden ſie einen Schuh weit in das Viereck nach der Garten- Schnure geſtecket; doch kan man auch die Garten- Beete damit einfaſſen.
Die andere Vermehrung geſchiehet durch Zertheilung der alten Stoͤcke, welche ſowol gegen den Herbſt als das Fruͤhjahr zu verpflanzen ſind.
Die
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6. Cap. Von einigen zur Arzeney
Er bluͤhet gemeiniglich im Julius und Au-
guſtus, und wenn die Stengel in die Hoͤhe ge-
wachſen und ihre volkommene Knoͤpflein erreichet
haben, ſo werden ſie abgeſchnitten, die Blaͤtter
abgeleſen, abgeputzet, auf Bindlein gebunden und
an die Luft im Schatten aufgehaͤnget, damit man
ſolche zur gehoͤrigen Zeit gebrauchen kan. Es ſie-
het dieſes Kraut, wenn es duͤrre geworden, faſt
wie Wermuth aus, daher koͤnnen ſich die Koͤche
und Weiber, wenn ſie keine Gedanken darauf ha-
ben, auch hierinnen vergreifen, wie ich denn vor
vielen Jahren bey einem Pfarrherrn auf dem Lan-
de, von welchem ich zur Kirchweihe war eingeladen
worden, dieſen Spaß ſelbſt geſehen, daß die
Haus-Mutter an ſtatt des Beyfuſſes Wermuth in
die Gaͤnſe geſtecket, daher auch wegen der Bitter-
keit nichts davon zu genieſſen war.
§. 8.
Die Raute, Ruta hortenſis latifolia,
C. B. P. Ruta ſativa vel hortenſis, I. B. wird auch
auf verſchiedene Art vermehret. Erſtlich erziehet
man ſolche vom Samen, welcher im April in
Garten auf ein kleines Beet geſaͤet wird. Wenn
derſelbe aufgegangen und die Pflanzen erwachſen
und zum Verſetzen dienlich ſind, werden ſie einen
Schuh weit in das Viereck nach der Garten-
Schnure geſtecket; doch kan man auch die Garten-
Beete damit einfaſſen.
Die andere Vermehrung geſchiehet durch
Zertheilung der alten Stoͤcke, welche ſowol gegen
den Herbſt als das Fruͤhjahr zu verpflanzen ſind.
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Reichardt, Christian: Land- u. Garten-Schatzes. Bd. 4. Erfurt, 1753, S. 194. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/reichart_landschatz04_1753/204>, abgerufen am 03.03.2025.
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