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Reichardt, Christian: Land- u. Garten-Schatzes. Bd. 2. Erfurt, 1753.

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1. Cap. Von der Beschaffenheit
men möchte, vor, welches aber von ihnen in Zwei-
fel gezogen wurde. Zum Beweis befahl ich oh-
ne Barmherzigkeit die Zwetschgen-Bäume also-
bald zu beyden Seiten auszurotten und hinweg
zu schaffen. Das folgende Jahr trieben meine
Obst-Bäume die schönsten Sommer-Reiser
1 auch 2 Schuh lang, welches bey meinen und
andern Leuten zuwege brachte, daß entweder die
Zwetschgen oder die Obst-Bäume auf die Länder
nunmehro allein gesetzet werden.

§. 4.
Von der
Beschaf-
fenheit der
Erde.

Eine Baum-Schule verlanget von rechtswe-
gen ein ebenes und gleiches Feld, und eine gute
geschlachte Crde, wie bey uns anzutreffen ist: denn
bey einer solchen ist man vieler Mühe überheben,
daß man sie nicht erst verbessern muß. Findet
man aber dergleichen nicht, und das Erdreich ist
unfruchtbar; so muß man untersuchen, ob es let-
ticht, oder thonicht ist. Diese beyde dienen nicht
wohl zu einer Baum-Schule, wohl aber zu denen
Weinbergen, wovon ich unten ein mehreres erin-
nern werde. Ferner untersuche man, ob die Er-
de schwer, oder leichte, trocken oder feuchte, oder
aber schiefericht, kalkicht, oder tod und untragbar
sey, und diese vier letzteren Arten schicken sich gleich-
fals zu keiner solchen Auslegung, wohl aber die
drey ersten, welchen man aber dennoch mit der
Düngung und anderer Arbeit zu Hülfe kommen
und sie wilde zu machen und zu verbessern suchen
muß.

Fin-

1. Cap. Von der Beſchaffenheit
men moͤchte, vor, welches aber von ihnen in Zwei-
fel gezogen wurde. Zum Beweis befahl ich oh-
ne Barmherzigkeit die Zwetſchgen-Baͤume alſo-
bald zu beyden Seiten auszurotten und hinweg
zu ſchaffen. Das folgende Jahr trieben meine
Obſt-Baͤume die ſchoͤnſten Sommer-Reiſer
1 auch 2 Schuh lang, welches bey meinen und
andern Leuten zuwege brachte, daß entweder die
Zwetſchgen oder die Obſt-Baͤume auf die Laͤnder
nunmehro allein geſetzet werden.

§. 4.
Von der
Beſchaf-
fenheit der
Erde.

Eine Baum-Schule verlanget von rechtswe-
gen ein ebenes und gleiches Feld, und eine gute
geſchlachte Crde, wie bey uns anzutreffen iſt: denn
bey einer ſolchen iſt man vieler Muͤhe uͤberheben,
daß man ſie nicht erſt verbeſſern muß. Findet
man aber dergleichen nicht, und das Erdreich iſt
unfruchtbar; ſo muß man unterſuchen, ob es let-
ticht, oder thonicht iſt. Dieſe beyde dienen nicht
wohl zu einer Baum-Schule, wohl aber zu denen
Weinbergen, wovon ich unten ein mehreres erin-
nern werde. Ferner unterſuche man, ob die Er-
de ſchwer, oder leichte, trocken oder feuchte, oder
aber ſchiefericht, kalkicht, oder tod und untragbar
ſey, und dieſe vier letzteren Arten ſchicken ſich gleich-
fals zu keiner ſolchen Auslegung, wohl aber die
drey erſten, welchen man aber dennoch mit der
Duͤngung und anderer Arbeit zu Huͤlfe kommen
und ſie wilde zu machen und zu verbeſſern ſuchen
muß.

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[8/0040] 1. Cap. Von der Beſchaffenheit men moͤchte, vor, welches aber von ihnen in Zwei- fel gezogen wurde. Zum Beweis befahl ich oh- ne Barmherzigkeit die Zwetſchgen-Baͤume alſo- bald zu beyden Seiten auszurotten und hinweg zu ſchaffen. Das folgende Jahr trieben meine Obſt-Baͤume die ſchoͤnſten Sommer-Reiſer 1 auch 2 Schuh lang, welches bey meinen und andern Leuten zuwege brachte, daß entweder die Zwetſchgen oder die Obſt-Baͤume auf die Laͤnder nunmehro allein geſetzet werden. §. 4. Eine Baum-Schule verlanget von rechtswe- gen ein ebenes und gleiches Feld, und eine gute geſchlachte Crde, wie bey uns anzutreffen iſt: denn bey einer ſolchen iſt man vieler Muͤhe uͤberheben, daß man ſie nicht erſt verbeſſern muß. Findet man aber dergleichen nicht, und das Erdreich iſt unfruchtbar; ſo muß man unterſuchen, ob es let- ticht, oder thonicht iſt. Dieſe beyde dienen nicht wohl zu einer Baum-Schule, wohl aber zu denen Weinbergen, wovon ich unten ein mehreres erin- nern werde. Ferner unterſuche man, ob die Er- de ſchwer, oder leichte, trocken oder feuchte, oder aber ſchiefericht, kalkicht, oder tod und untragbar ſey, und dieſe vier letzteren Arten ſchicken ſich gleich- fals zu keiner ſolchen Auslegung, wohl aber die drey erſten, welchen man aber dennoch mit der Duͤngung und anderer Arbeit zu Huͤlfe kommen und ſie wilde zu machen und zu verbeſſern ſuchen muß. Fin-

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Zitationshilfe: Reichardt, Christian: Land- u. Garten-Schatzes. Bd. 2. Erfurt, 1753, S. 8. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/reichart_landschatz02_1753/40>, abgerufen am 26.04.2024.