Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Reichardt, Christian: Land- u. Garten-Schatzes. Bd. 2. Erfurt, 1753.

Bild:
<< vorherige Seite

5. Cap. Vom Pfropfen.
lerhand Stein-Obst auf vielerley Arten derer
Pflaumen, desgleichen Mispeln auf Birn-Stäm-
me pfropfen und oculiren. Befinden sich währen-
der Pfropf-Zeit an den Stämmen, worauf man
die Reiser setzen wil, Nebenschosse oder Räuber,
so müssen solche vorhero fein glat abgeschnitten
werden.

§. 3.

Wer in einer Baum-Schule viel zu pfro-Wie das
Pfropfen
in die
Schale gut
und ge-
schwind zu
verrichten.

pfen hat, muß vier Personen zu dieser Arbeit ha-
ben, welchen vorhero die Handgriffe müssen ge-
zeiget werden. Z E. Die Erste schneidet die
Reiser zu, und setzet solche in ein Gesäß, worein
vorher reines Wasser gethan worden, damit sie
nicht durch die Luft und Wärme ausgetrocknet
und verderbet werden. Die Zweite säget an den
wilden Stämmen oben die Krone 1 Schuh hoch
von der Erden, jedoch nicht völlig hindurch, son-
dern wenn der Schnit fast bis an die Schale ge-
schehen, so wird der Gipfel mit einem scharfen
Messer vollends herunter geschnitten. Alsdenn
wird der Stam oben recht glat und eben ge-
macht, und mit dem Messer die Rinde, doch ohne
Verletzung des Holzes, an einen recht reinen
und glatten Orte des wilden Stammes, gespaltet,
jedoch nicht länger als der Zuschnit an dem Pfropf-
Reise geschehen ist. Sodann wird zwischen dem
Spalt und Holze das Reis eingeschoben. Die
Dritte folget also dieser auf dem Fusse nach,
und leget von einer Weiden-Stange ein Stück-
lein Schale drittehalb Zol lang über den Spalt

auf

5. Cap. Vom Pfropfen.
lerhand Stein-Obſt auf vielerley Arten derer
Pflaumen, desgleichen Miſpeln auf Birn-Staͤm-
me pfropfen und oculiren. Befinden ſich waͤhren-
der Pfropf-Zeit an den Staͤmmen, worauf man
die Reiſer ſetzen wil, Nebenſchoſſe oder Raͤuber,
ſo muͤſſen ſolche vorhero fein glat abgeſchnitten
werden.

§. 3.

Wer in einer Baum-Schule viel zu pfro-Wie das
Pfropfen
in die
Schale gut
und ge-
ſchwind zu
verrichten.

pfen hat, muß vier Perſonen zu dieſer Arbeit ha-
ben, welchen vorhero die Handgriffe muͤſſen ge-
zeiget werden. Z E. Die Erſte ſchneidet die
Reiſer zu, und ſetzet ſolche in ein Geſaͤß, worein
vorher reines Waſſer gethan worden, damit ſie
nicht durch die Luft und Waͤrme ausgetrocknet
und verderbet werden. Die Zweite ſaͤget an den
wilden Staͤmmen oben die Krone 1 Schuh hoch
von der Erden, jedoch nicht voͤllig hindurch, ſon-
dern wenn der Schnit faſt bis an die Schale ge-
ſchehen, ſo wird der Gipfel mit einem ſcharfen
Meſſer vollends herunter geſchnitten. Alsdenn
wird der Stam oben recht glat und eben ge-
macht, und mit dem Meſſer die Rinde, doch ohne
Verletzung des Holzes, an einen recht reinen
und glatten Orte des wilden Stammes, geſpaltet,
jedoch nicht laͤnger als der Zuſchnit an dem Pfropf-
Reiſe geſchehen iſt. Sodann wird zwiſchen dem
Spalt und Holze das Reis eingeſchoben. Die
Dritte folget alſo dieſer auf dem Fuſſe nach,
und leget von einer Weiden-Stange ein Stuͤck-
lein Schale drittehalb Zol lang uͤber den Spalt

auf
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0093" n="61"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">5. Cap. Vom Pfropfen.</hi></fw><lb/>
lerhand Stein-Ob&#x017F;t auf vielerley Arten derer<lb/>
Pflaumen, desgleichen Mi&#x017F;peln auf Birn-Sta&#x0364;m-<lb/>
me pfropfen und oculiren. Befinden &#x017F;ich wa&#x0364;hren-<lb/>
der Pfropf-Zeit an den Sta&#x0364;mmen, worauf man<lb/>
die Rei&#x017F;er &#x017F;etzen wil, Neben&#x017F;cho&#x017F;&#x017F;e oder Ra&#x0364;uber,<lb/>
&#x017F;o mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en &#x017F;olche vorhero fein glat abge&#x017F;chnitten<lb/>
werden.</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head>§. 3.</head><lb/>
          <p>Wer in einer Baum-Schule viel zu pfro-<note place="right">Wie das<lb/>
Pfropfen<lb/>
in die<lb/>
Schale gut<lb/>
und ge-<lb/>
&#x017F;chwind zu<lb/>
verrichten.</note><lb/>
pfen hat, muß vier Per&#x017F;onen zu die&#x017F;er Arbeit ha-<lb/>
ben, welchen vorhero die Handgriffe mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en ge-<lb/>
zeiget werden. Z E. Die <hi rendition="#fr">Er&#x017F;te</hi> &#x017F;chneidet die<lb/>
Rei&#x017F;er zu, und &#x017F;etzet &#x017F;olche in ein Ge&#x017F;a&#x0364;ß, worein<lb/>
vorher reines Wa&#x017F;&#x017F;er gethan worden, damit &#x017F;ie<lb/>
nicht durch die Luft und Wa&#x0364;rme ausgetrocknet<lb/>
und verderbet werden. Die <hi rendition="#fr">Zweite</hi> &#x017F;a&#x0364;get an den<lb/>
wilden Sta&#x0364;mmen oben die Krone 1 Schuh hoch<lb/>
von der Erden, jedoch nicht vo&#x0364;llig hindurch, &#x017F;on-<lb/>
dern wenn der Schnit fa&#x017F;t bis an die Schale ge-<lb/>
&#x017F;chehen, &#x017F;o wird der Gipfel mit einem &#x017F;charfen<lb/>
Me&#x017F;&#x017F;er vollends herunter ge&#x017F;chnitten. Alsdenn<lb/>
wird der Stam oben recht glat und eben ge-<lb/>
macht, und mit dem Me&#x017F;&#x017F;er die Rinde, doch ohne<lb/>
Verletzung des Holzes, an einen recht reinen<lb/>
und glatten Orte des wilden Stammes, ge&#x017F;paltet,<lb/>
jedoch nicht la&#x0364;nger als der Zu&#x017F;chnit an dem Pfropf-<lb/>
Rei&#x017F;e ge&#x017F;chehen i&#x017F;t. Sodann wird zwi&#x017F;chen dem<lb/>
Spalt und Holze das Reis einge&#x017F;choben. Die<lb/><hi rendition="#fr">Dritte</hi> folget al&#x017F;o die&#x017F;er auf dem Fu&#x017F;&#x017F;e nach,<lb/>
und leget von einer Weiden-Stange ein Stu&#x0364;ck-<lb/>
lein Schale drittehalb Zol lang u&#x0364;ber den Spalt<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">auf</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[61/0093] 5. Cap. Vom Pfropfen. lerhand Stein-Obſt auf vielerley Arten derer Pflaumen, desgleichen Miſpeln auf Birn-Staͤm- me pfropfen und oculiren. Befinden ſich waͤhren- der Pfropf-Zeit an den Staͤmmen, worauf man die Reiſer ſetzen wil, Nebenſchoſſe oder Raͤuber, ſo muͤſſen ſolche vorhero fein glat abgeſchnitten werden. §. 3. Wer in einer Baum-Schule viel zu pfro- pfen hat, muß vier Perſonen zu dieſer Arbeit ha- ben, welchen vorhero die Handgriffe muͤſſen ge- zeiget werden. Z E. Die Erſte ſchneidet die Reiſer zu, und ſetzet ſolche in ein Geſaͤß, worein vorher reines Waſſer gethan worden, damit ſie nicht durch die Luft und Waͤrme ausgetrocknet und verderbet werden. Die Zweite ſaͤget an den wilden Staͤmmen oben die Krone 1 Schuh hoch von der Erden, jedoch nicht voͤllig hindurch, ſon- dern wenn der Schnit faſt bis an die Schale ge- ſchehen, ſo wird der Gipfel mit einem ſcharfen Meſſer vollends herunter geſchnitten. Alsdenn wird der Stam oben recht glat und eben ge- macht, und mit dem Meſſer die Rinde, doch ohne Verletzung des Holzes, an einen recht reinen und glatten Orte des wilden Stammes, geſpaltet, jedoch nicht laͤnger als der Zuſchnit an dem Pfropf- Reiſe geſchehen iſt. Sodann wird zwiſchen dem Spalt und Holze das Reis eingeſchoben. Die Dritte folget alſo dieſer auf dem Fuſſe nach, und leget von einer Weiden-Stange ein Stuͤck- lein Schale drittehalb Zol lang uͤber den Spalt auf Wie das Pfropfen in die Schale gut und ge- ſchwind zu verrichten.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/reichart_landschatz02_1753
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/reichart_landschatz02_1753/93
Zitationshilfe: Reichardt, Christian: Land- u. Garten-Schatzes. Bd. 2. Erfurt, 1753, S. 61. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/reichart_landschatz02_1753/93>, abgerufen am 03.12.2024.