Reichardt, Christian: Land- u. Garten-Schatzes. Bd. 2. Erfurt, 1753.1. Cap. Von der Beschaffenheit den Gärten, wo gemeiniglich grosse und hoheBäume stehen, und hinter den Häusern über- kommen sie vielen Schatten, welcher ihnen schäd- lich ist. Sie wachsen zwar viel schneller in die Höhe, als in freyer Luft; allein der Trieb und das Holz bleibet weich und schwammicht, und wird niemalen recht reif und hart. Wenn solche Bäu- me hernach in die freye Luft und Sonne, und an andere Oerter versetzet werden, so schrumpfen die Reiser zusammen und verwelken, ehe sie derselben gewohnet werden, und gehen gemeiniglich zurück, daß also die mehresten Käuffer damit betrogen wer- den. Dahero muß man hierzu entweder in einem geräumigen und freygelegenen Garten oder im freyen Felde einen Ort auslesen. §. 2. Wie der-selbe wider das Wild zu verwah- ren. Meynet aber Jemand, daß solches wegen giebt,
1. Cap. Von der Beſchaffenheit den Gaͤrten, wo gemeiniglich groſſe und hoheBaͤume ſtehen, und hinter den Haͤuſern uͤber- kommen ſie vielen Schatten, welcher ihnen ſchaͤd- lich iſt. Sie wachſen zwar viel ſchneller in die Hoͤhe, als in freyer Luft; allein der Trieb und das Holz bleibet weich und ſchwammicht, und wird niemalen recht reif und hart. Wenn ſolche Baͤu- me hernach in die freye Luft und Sonne, und an andere Oerter verſetzet werden, ſo ſchrumpfen die Reiſer zuſammen und verwelken, ehe ſie derſelben gewohnet werden, und gehen gemeiniglich zuruͤck, daß alſo die mehreſten Kaͤuffer damit betrogen wer- den. Dahero muß man hierzu entweder in einem geraͤumigen und freygelegenen Garten oder im freyen Felde einen Ort ausleſen. §. 2. Wie der-ſelbe wider das Wild zu verwah- ren. Meynet aber Jemand, daß ſolches wegen giebt,
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1. Cap. Von der Beſchaffenheit
den Gaͤrten, wo gemeiniglich groſſe und hohe
Baͤume ſtehen, und hinter den Haͤuſern uͤber-
kommen ſie vielen Schatten, welcher ihnen ſchaͤd-
lich iſt. Sie wachſen zwar viel ſchneller in die
Hoͤhe, als in freyer Luft; allein der Trieb und das
Holz bleibet weich und ſchwammicht, und wird
niemalen recht reif und hart. Wenn ſolche Baͤu-
me hernach in die freye Luft und Sonne, und an
andere Oerter verſetzet werden, ſo ſchrumpfen die
Reiſer zuſammen und verwelken, ehe ſie derſelben
gewohnet werden, und gehen gemeiniglich zuruͤck,
daß alſo die mehreſten Kaͤuffer damit betrogen wer-
den. Dahero muß man hierzu entweder in einem
geraͤumigen und freygelegenen Garten oder im
freyen Felde einen Ort ausleſen.
§. 2.
Meynet aber Jemand, daß ſolches wegen
des Wildes nicht allenthalben angienge, indem
man vor demſelben an vielen Orten, beſonders in
freyen Gaͤrten und Feldern, kein Reislein auf-
bringen koͤnte: ſo iſt ſolches freylich andem; al-
lein man kan dieſem Uebel ſchon abhelfen, wenn
man nemlich die Koſten nicht anſiehet, und einen
ſolchen Ort mit einem wohl befeſtigten Zaune oder
Stacket verwahret. Eine ſolche mit Stacketen
verwahrte Plantage von drey Aeckern kan ein jeder
vorbey Reiſender alhier im freyem Felde vor dem
Schmiedſtaͤtter-Thore antreffen, worinnen die
ſchoͤnſten gepfropften und wohl gewachſenen Baͤu-
me zu finden, welche nunmehro zum Verſetzen dien-
lich ſind. Wo es viel hohes Wild und Haſen
giebt,
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