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Reichardt, Christian: Land- u. Garten-Schatzes. Bd. 2. Erfurt, 1753.

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12. Cap. Von Orangen-Bäumen.
ne schneiden, mit Wasser sieden und solches wie-
derum kalt werden lassen. Mit solchen bittern
Wasser habe die Schäfte mit einem Lappen be-
streichen, und solches wohl sechsmal wiederholen
lassen, da ich denn befunden, daß es seine Dienste
ziemlich gethan hat. Ferner habe ich für gut und
nützlich befunden, wenn man Gläser mit engen
Hälsen und etwas weiten Bäuchen nimt, diesel-
ben halb vol reines Wasser schüttet, in jedes einen
halben Löffel vol Honig thut, solches wohl unter-
einander schüttelt, und hernach die Gläser an die
Stämme der Bäume mit einem Faden anbindet,
doch also, daß das Mund-Loch derselben an dem
Stamme anlieget, und nicht der geringste Raum
darzwischen zu sehen ist, so werden die Ameisen hän-
fig hinein kriechen, daß die Gläser ganz vol werden,
wie Tab. III. zu sehen. Wenn dieselben hinein ge-
laufen und sich in grosser Menge darinnen befin-
den, nimt man die Gläser herunter, und schüttelt sie
untereinander, daß sie alle ertrinken, hernach
schmeisset man sie heraus, und schwenket die Glä-
ser fein reine aus, und wiederholet das Anbinden
derselben mit dem Honig-Wasser so lange, bis das
Ungeziefer getilget worden. Wenn man hierin-
nen fleißig ist, kan man sie sonderlich im Frühjahre
Schoppenweise fangen. Hierbey habe ich noch
anzumerken, daß das Honig nicht älter als ein Jahr
seyn muß, indem ich gesehen, daß sie das alte nicht
so gerne angegangen.

§. 17.

Wenn die Orangen-Bäume alzu häufige

Blü-
O 3

12. Cap. Von Orangen-Baͤumen.
ne ſchneiden, mit Waſſer ſieden und ſolches wie-
derum kalt werden laſſen. Mit ſolchen bittern
Waſſer habe die Schaͤfte mit einem Lappen be-
ſtreichen, und ſolches wohl ſechsmal wiederholen
laſſen, da ich denn befunden, daß es ſeine Dienſte
ziemlich gethan hat. Ferner habe ich fuͤr gut und
nuͤtzlich befunden, wenn man Glaͤſer mit engen
Haͤlſen und etwas weiten Baͤuchen nimt, dieſel-
ben halb vol reines Waſſer ſchuͤttet, in jedes einen
halben Loͤffel vol Honig thut, ſolches wohl unter-
einander ſchuͤttelt, und hernach die Glaͤſer an die
Staͤmme der Baͤume mit einem Faden anbindet,
doch alſo, daß das Mund-Loch derſelben an dem
Stamme anlieget, und nicht der geringſte Raum
darzwiſchen zu ſehen iſt, ſo werden die Ameiſen haͤn-
fig hinein kriechen, daß die Glaͤſer ganz vol werden,
wie Tab. III. zu ſehen. Wenn dieſelben hinein ge-
laufen und ſich in groſſer Menge darinnen befin-
den, nimt man die Glaͤſer herunter, und ſchuͤttelt ſie
untereinander, daß ſie alle ertrinken, hernach
ſchmeiſſet man ſie heraus, und ſchwenket die Glaͤ-
ſer fein reine aus, und wiederholet das Anbinden
derſelben mit dem Honig-Waſſer ſo lange, bis das
Ungeziefer getilget worden. Wenn man hierin-
nen fleißig iſt, kan man ſie ſonderlich im Fruͤhjahre
Schoppenweiſe fangen. Hierbey habe ich noch
anzumerken, daß das Honig nicht aͤlter als ein Jahr
ſeyn muß, indem ich geſehen, daß ſie das alte nicht
ſo gerne angegangen.

§. 17.

Wenn die Orangen-Baͤume alzu haͤufige

Bluͤ-
O 3
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[213/0245] 12. Cap. Von Orangen-Baͤumen. ne ſchneiden, mit Waſſer ſieden und ſolches wie- derum kalt werden laſſen. Mit ſolchen bittern Waſſer habe die Schaͤfte mit einem Lappen be- ſtreichen, und ſolches wohl ſechsmal wiederholen laſſen, da ich denn befunden, daß es ſeine Dienſte ziemlich gethan hat. Ferner habe ich fuͤr gut und nuͤtzlich befunden, wenn man Glaͤſer mit engen Haͤlſen und etwas weiten Baͤuchen nimt, dieſel- ben halb vol reines Waſſer ſchuͤttet, in jedes einen halben Loͤffel vol Honig thut, ſolches wohl unter- einander ſchuͤttelt, und hernach die Glaͤſer an die Staͤmme der Baͤume mit einem Faden anbindet, doch alſo, daß das Mund-Loch derſelben an dem Stamme anlieget, und nicht der geringſte Raum darzwiſchen zu ſehen iſt, ſo werden die Ameiſen haͤn- fig hinein kriechen, daß die Glaͤſer ganz vol werden, wie Tab. III. zu ſehen. Wenn dieſelben hinein ge- laufen und ſich in groſſer Menge darinnen befin- den, nimt man die Glaͤſer herunter, und ſchuͤttelt ſie untereinander, daß ſie alle ertrinken, hernach ſchmeiſſet man ſie heraus, und ſchwenket die Glaͤ- ſer fein reine aus, und wiederholet das Anbinden derſelben mit dem Honig-Waſſer ſo lange, bis das Ungeziefer getilget worden. Wenn man hierin- nen fleißig iſt, kan man ſie ſonderlich im Fruͤhjahre Schoppenweiſe fangen. Hierbey habe ich noch anzumerken, daß das Honig nicht aͤlter als ein Jahr ſeyn muß, indem ich geſehen, daß ſie das alte nicht ſo gerne angegangen. §. 17. Wenn die Orangen-Baͤume alzu haͤufige Bluͤ- O 3

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Zitationshilfe: Reichardt, Christian: Land- u. Garten-Schatzes. Bd. 2. Erfurt, 1753, S. 213. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/reichart_landschatz02_1753/245>, abgerufen am 21.11.2024.