Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Reichardt, Christian: Land- u. Garten-Schatzes. Bd. 2. Erfurt, 1753.

Bild:
<< vorherige Seite

12. Cap. Von Orangen-Bäumen.
wil, und andere meines Wissens dergleichen kurze
Anweisung nicht gegeben haben, so wil ich dasje-
nige, was ich hierinnen erfahren, ohne alle Aus-
schweifung den Garten-Liebhabern mittheilen.

§. 2.

Die Art und Beschaffenheit der Erde, wel-Von der
Erde der
Orangen-
Bäume.

che man an den Knoten-Wurzeln derer aus Jta-
lien zu uns gebrachten Bäume unterweilen an-
noch findet, ist durch das Ansehen und Anfühlen
gar leicht zu erkennen. Es siehet dieselbe gelbe
aus, und wenn man sie angreifet, so findet man,
daß sie grob, lettig und fet ist. Einen Klumpen
solcher Erde habe ich einmal zwischen den Knoten-
Wurzeln mit Gewalt heraus genommen, welcher
so feste war, daß ich solchen zum erstenmal mit
einem Beil nicht zerschlagen konnte, indem er
unterweges sehr ausgetrocknet und dürre gewor-
den war. Man sol sich um deswillen bemühen,
unsere Erde auch also zu mischen, daß sie der
fremden so viel möglich seyn wil, gleich werde.
Ob nun aber gleich unsere Erde nicht gelbe aus-
siehet, so dienet sie doch ebenfals zu diesen Bäu-
men, daß sie darinnen sowol fortwachsen, und ih-
re Nahrung finden können, als in ihrer Mutter-
Erde. Jn unsern Landen dienet der ordentliche
Garten- oder Acker-Grund am besten darzu, und
wenn solcher durchsiebet oder reolt worden, so
nimt man hiervon zwey Theile, und einen Theil
Schaf- oder in Ermangelung dessen Küh-Dünger,
welcher zum allerwenigsten ein Jahr in freyer Luft

muß
M 5

12. Cap. Von Orangen-Baͤumen.
wil, und andere meines Wiſſens dergleichen kurze
Anweiſung nicht gegeben haben, ſo wil ich dasje-
nige, was ich hierinnen erfahren, ohne alle Aus-
ſchweifung den Garten-Liebhabern mittheilen.

§. 2.

Die Art und Beſchaffenheit der Erde, wel-Von der
Erde der
Orangen-
Baͤume.

che man an den Knoten-Wurzeln derer aus Jta-
lien zu uns gebrachten Baͤume unterweilen an-
noch findet, iſt durch das Anſehen und Anfuͤhlen
gar leicht zu erkennen. Es ſiehet dieſelbe gelbe
aus, und wenn man ſie angreifet, ſo findet man,
daß ſie grob, lettig und fet iſt. Einen Klumpen
ſolcher Erde habe ich einmal zwiſchen den Knoten-
Wurzeln mit Gewalt heraus genommen, welcher
ſo feſte war, daß ich ſolchen zum erſtenmal mit
einem Beil nicht zerſchlagen konnte, indem er
unterweges ſehr ausgetrocknet und duͤrre gewor-
den war. Man ſol ſich um deswillen bemuͤhen,
unſere Erde auch alſo zu miſchen, daß ſie der
fremden ſo viel moͤglich ſeyn wil, gleich werde.
Ob nun aber gleich unſere Erde nicht gelbe aus-
ſiehet, ſo dienet ſie doch ebenfals zu dieſen Baͤu-
men, daß ſie darinnen ſowol fortwachſen, und ih-
re Nahrung finden koͤnnen, als in ihrer Mutter-
Erde. Jn unſern Landen dienet der ordentliche
Garten- oder Acker-Grund am beſten darzu, und
wenn ſolcher durchſiebet oder reolt worden, ſo
nimt man hiervon zwey Theile, und einen Theil
Schaf- oder in Ermangelung deſſen Kuͤh-Duͤnger,
welcher zum allerwenigſten ein Jahr in freyer Luft

muß
M 5
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0217" n="185"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">12. Cap. Von Orangen-Ba&#x0364;umen.</hi></fw><lb/>
wil, und andere meines Wi&#x017F;&#x017F;ens dergleichen kurze<lb/>
Anwei&#x017F;ung nicht gegeben haben, &#x017F;o wil ich dasje-<lb/>
nige, was ich hierinnen erfahren, ohne alle Aus-<lb/>
&#x017F;chweifung den Garten-Liebhabern mittheilen.</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head>§. 2.</head><lb/>
          <p>Die Art und Be&#x017F;chaffenheit der Erde, wel-<note place="right">Von der<lb/>
Erde der<lb/>
Orangen-<lb/>
Ba&#x0364;ume.</note><lb/>
che man an den Knoten-Wurzeln derer aus Jta-<lb/>
lien zu uns gebrachten Ba&#x0364;ume unterweilen an-<lb/>
noch findet, i&#x017F;t durch das An&#x017F;ehen und Anfu&#x0364;hlen<lb/>
gar leicht zu erkennen. Es &#x017F;iehet die&#x017F;elbe gelbe<lb/>
aus, und wenn man &#x017F;ie angreifet, &#x017F;o findet man,<lb/>
daß &#x017F;ie grob, lettig und fet i&#x017F;t. Einen Klumpen<lb/>
&#x017F;olcher Erde habe ich einmal zwi&#x017F;chen den Knoten-<lb/>
Wurzeln mit Gewalt heraus genommen, welcher<lb/>
&#x017F;o fe&#x017F;te war, daß ich &#x017F;olchen zum er&#x017F;tenmal mit<lb/>
einem Beil nicht zer&#x017F;chlagen konnte, indem er<lb/>
unterweges &#x017F;ehr ausgetrocknet und du&#x0364;rre gewor-<lb/>
den war. Man &#x017F;ol &#x017F;ich um deswillen bemu&#x0364;hen,<lb/>
un&#x017F;ere Erde auch al&#x017F;o zu mi&#x017F;chen, daß &#x017F;ie der<lb/>
fremden &#x017F;o viel mo&#x0364;glich &#x017F;eyn wil, gleich werde.<lb/>
Ob nun aber gleich un&#x017F;ere Erde nicht gelbe aus-<lb/>
&#x017F;iehet, &#x017F;o dienet &#x017F;ie doch ebenfals zu die&#x017F;en Ba&#x0364;u-<lb/>
men, daß &#x017F;ie darinnen &#x017F;owol fortwach&#x017F;en, und ih-<lb/>
re Nahrung finden ko&#x0364;nnen, als in ihrer Mutter-<lb/>
Erde. Jn un&#x017F;ern Landen dienet der ordentliche<lb/>
Garten- oder Acker-Grund am be&#x017F;ten darzu, und<lb/>
wenn &#x017F;olcher durch&#x017F;iebet oder reolt worden, &#x017F;o<lb/>
nimt man hiervon zwey Theile, und einen Theil<lb/>
Schaf- oder in Ermangelung de&#x017F;&#x017F;en Ku&#x0364;h-Du&#x0364;nger,<lb/>
welcher zum allerwenig&#x017F;ten ein Jahr in freyer Luft<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">M 5</fw><fw place="bottom" type="catch">muß</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[185/0217] 12. Cap. Von Orangen-Baͤumen. wil, und andere meines Wiſſens dergleichen kurze Anweiſung nicht gegeben haben, ſo wil ich dasje- nige, was ich hierinnen erfahren, ohne alle Aus- ſchweifung den Garten-Liebhabern mittheilen. §. 2. Die Art und Beſchaffenheit der Erde, wel- che man an den Knoten-Wurzeln derer aus Jta- lien zu uns gebrachten Baͤume unterweilen an- noch findet, iſt durch das Anſehen und Anfuͤhlen gar leicht zu erkennen. Es ſiehet dieſelbe gelbe aus, und wenn man ſie angreifet, ſo findet man, daß ſie grob, lettig und fet iſt. Einen Klumpen ſolcher Erde habe ich einmal zwiſchen den Knoten- Wurzeln mit Gewalt heraus genommen, welcher ſo feſte war, daß ich ſolchen zum erſtenmal mit einem Beil nicht zerſchlagen konnte, indem er unterweges ſehr ausgetrocknet und duͤrre gewor- den war. Man ſol ſich um deswillen bemuͤhen, unſere Erde auch alſo zu miſchen, daß ſie der fremden ſo viel moͤglich ſeyn wil, gleich werde. Ob nun aber gleich unſere Erde nicht gelbe aus- ſiehet, ſo dienet ſie doch ebenfals zu dieſen Baͤu- men, daß ſie darinnen ſowol fortwachſen, und ih- re Nahrung finden koͤnnen, als in ihrer Mutter- Erde. Jn unſern Landen dienet der ordentliche Garten- oder Acker-Grund am beſten darzu, und wenn ſolcher durchſiebet oder reolt worden, ſo nimt man hiervon zwey Theile, und einen Theil Schaf- oder in Ermangelung deſſen Kuͤh-Duͤnger, welcher zum allerwenigſten ein Jahr in freyer Luft muß Von der Erde der Orangen- Baͤume. M 5

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/reichart_landschatz02_1753
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/reichart_landschatz02_1753/217
Zitationshilfe: Reichardt, Christian: Land- u. Garten-Schatzes. Bd. 2. Erfurt, 1753, S. 185. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/reichart_landschatz02_1753/217>, abgerufen am 21.12.2024.