Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Reichardt, Christian: Land- u. Garten-Schatzes. Bd. 2. Erfurt, 1753.

Bild:
<< vorherige Seite

9. Cap. Von der Wartung
zutreffen und werden allerhand Meynungen da-
von angegeben, das mehreste aber bestehet aus
Muthmassungen, und ist gewiß, wobey ich mich
nicht auf alten wil, und mögen andere die Schä-
den benennen wie sie wollen. Jch wil nur ei-
nige dererfelden, nebst den Mitteln, welche man
brauchen kan, um ihnen einigermassen abzuholfen,
kürzlich, auführen: denn den Schäden der Bäume
gänzlich abzuhelfen, wird wohl nicht möglich seyn,
absonderlich, wenn solche bey den alten Bäumen
aus Nachlässigkeit alzusehre überhand genommen
haben.

§. 4.
Was zu
thun, wenn
ein Baum
angehet?

Es findet sich öfters, daß sich an den Bäu-
men, die Rinde oder Schale von dem Holze der
Stämme ablöset und in die Höhe giebt, unter
welchen das Holz, so weit es angegangen ist, braune
und feuchte aussiehet, wodurch endlich der Stam
verdirbt. Diesem Uebel ist am besten zu helfen,
wenn das todte Holz, so weit als solches ange-
gangen ist, mit einem scharfen Stem-Eisen ab-
gehacket und so lange damit fortgefahren wird, bis
man frisches und grünes Holz findet. Man wird
erfahren, daß dieser Ort, wo das Holz weggenom-
men worden, wenn er mit Baum Wachs verstei-
chen wird, wiederum verwächst. Dieses Uebel,
wie auch viele andere, kommen mehrentheils von
der Zersprengung, welche den Winter über in gros-
ser Kälte geschiehet, her, wovon ich unten weit-
läufeiger handeln werde. Solte aber ein solcher
Schade sehr groß seyn, und so viel Baum-Wachs

erfor-

9. Cap. Von der Wartung
zutreffen und werden allerhand Meynungen da-
von angegeben, das mehreſte aber beſtehet aus
Muthmaſſungen, und iſt gewiß, wobey ich mich
nicht auf alten wil, und moͤgen andere die Schaͤ-
den benennen wie ſie wollen. Jch wil nur ei-
nige dererfelden, nebſt den Mitteln, welche man
brauchen kan, um ihnen einigermaſſen abzuholfen,
kuͤrzlich, aufuͤhren: denn den Schaͤden der Baͤume
gaͤnzlich abzuhelfen, wird wohl nicht moͤglich ſeyn,
abſonderlich, wenn ſolche bey den alten Baͤumen
aus Nachlaͤſſigkeit alzuſehre uͤberhand genommen
haben.

§. 4.
Was zu
thun, wenn
ein Baum
angehet?

Es findet ſich oͤfters, daß ſich an den Baͤu-
men, die Rinde oder Schale von dem Holze der
Staͤmme abloͤſet und in die Hoͤhe giebt, unter
welchen das Holz, ſo weit es angegangen iſt, braune
und feuchte ausſiehet, wodurch endlich der Stam
verdirbt. Dieſem Uebel iſt am beſten zu helfen,
wenn das todte Holz, ſo weit als ſolches ange-
gangen iſt, mit einem ſcharfen Stem-Eiſen ab-
gehacket und ſo lange damit fortgefahren wird, bis
man friſches und gruͤnes Holz findet. Man wird
erfahren, daß dieſer Ort, wo das Holz weggenom-
men worden, wenn er mit Baum Wachs verſtei-
chen wird, wiederum verwaͤchſt. Dieſes Uebel,
wie auch viele andere, kommen mehrentheils von
der Zerſprengung, welche den Winter uͤber in groſ-
ſer Kaͤlte geſchiehet, her, wovon ich unten weit-
laͤufeiger handeln werde. Solte aber ein ſolcher
Schade ſehr groß ſeyn, und ſo viel Baum-Wachs

erfor-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0150" n="118"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">9. Cap. Von der Wartung</hi></fw><lb/>
zutreffen und werden allerhand Meynungen da-<lb/>
von angegeben, das mehre&#x017F;te aber be&#x017F;tehet aus<lb/>
Muthma&#x017F;&#x017F;ungen, und i&#x017F;t gewiß, wobey ich mich<lb/>
nicht auf alten wil, und mo&#x0364;gen andere die Scha&#x0364;-<lb/>
den benennen wie &#x017F;ie wollen. Jch wil nur ei-<lb/>
nige dererfelden, neb&#x017F;t den Mitteln, welche man<lb/>
brauchen kan, um ihnen einigerma&#x017F;&#x017F;en abzuholfen,<lb/>
ku&#x0364;rzlich, aufu&#x0364;hren: denn den Scha&#x0364;den der Ba&#x0364;ume<lb/>
ga&#x0364;nzlich abzuhelfen, wird wohl nicht mo&#x0364;glich &#x017F;eyn,<lb/>
ab&#x017F;onderlich, wenn &#x017F;olche bey den alten Ba&#x0364;umen<lb/>
aus Nachla&#x0364;&#x017F;&#x017F;igkeit alzu&#x017F;ehre u&#x0364;berhand genommen<lb/>
haben.</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head>§. 4.</head><lb/>
          <note place="left">Was zu<lb/>
thun, wenn<lb/>
ein Baum<lb/>
angehet?</note>
          <p>Es findet &#x017F;ich o&#x0364;fters, daß &#x017F;ich an den Ba&#x0364;u-<lb/>
men, die Rinde oder Schale von dem Holze der<lb/>
Sta&#x0364;mme ablo&#x0364;&#x017F;et und in die Ho&#x0364;he giebt, unter<lb/>
welchen das Holz, &#x017F;o weit es angegangen i&#x017F;t, braune<lb/>
und feuchte aus&#x017F;iehet, wodurch endlich der Stam<lb/>
verdirbt. Die&#x017F;em Uebel i&#x017F;t am be&#x017F;ten zu helfen,<lb/>
wenn das todte Holz, &#x017F;o weit als &#x017F;olches ange-<lb/>
gangen i&#x017F;t, mit einem &#x017F;charfen Stem-Ei&#x017F;en ab-<lb/>
gehacket und &#x017F;o lange damit fortgefahren wird, bis<lb/>
man fri&#x017F;ches und gru&#x0364;nes Holz findet. Man wird<lb/>
erfahren, daß die&#x017F;er Ort, wo das Holz weggenom-<lb/>
men worden, wenn er mit Baum Wachs ver&#x017F;tei-<lb/>
chen wird, wiederum verwa&#x0364;ch&#x017F;t. Die&#x017F;es Uebel,<lb/>
wie auch viele andere, kommen mehrentheils von<lb/>
der Zer&#x017F;prengung, welche den Winter u&#x0364;ber in gro&#x017F;-<lb/>
&#x017F;er Ka&#x0364;lte ge&#x017F;chiehet, her, wovon ich unten weit-<lb/>
la&#x0364;ufeiger handeln werde. Solte aber ein &#x017F;olcher<lb/>
Schade &#x017F;ehr groß &#x017F;eyn, und &#x017F;o viel Baum-Wachs<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">erfor-</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[118/0150] 9. Cap. Von der Wartung zutreffen und werden allerhand Meynungen da- von angegeben, das mehreſte aber beſtehet aus Muthmaſſungen, und iſt gewiß, wobey ich mich nicht auf alten wil, und moͤgen andere die Schaͤ- den benennen wie ſie wollen. Jch wil nur ei- nige dererfelden, nebſt den Mitteln, welche man brauchen kan, um ihnen einigermaſſen abzuholfen, kuͤrzlich, aufuͤhren: denn den Schaͤden der Baͤume gaͤnzlich abzuhelfen, wird wohl nicht moͤglich ſeyn, abſonderlich, wenn ſolche bey den alten Baͤumen aus Nachlaͤſſigkeit alzuſehre uͤberhand genommen haben. §. 4. Es findet ſich oͤfters, daß ſich an den Baͤu- men, die Rinde oder Schale von dem Holze der Staͤmme abloͤſet und in die Hoͤhe giebt, unter welchen das Holz, ſo weit es angegangen iſt, braune und feuchte ausſiehet, wodurch endlich der Stam verdirbt. Dieſem Uebel iſt am beſten zu helfen, wenn das todte Holz, ſo weit als ſolches ange- gangen iſt, mit einem ſcharfen Stem-Eiſen ab- gehacket und ſo lange damit fortgefahren wird, bis man friſches und gruͤnes Holz findet. Man wird erfahren, daß dieſer Ort, wo das Holz weggenom- men worden, wenn er mit Baum Wachs verſtei- chen wird, wiederum verwaͤchſt. Dieſes Uebel, wie auch viele andere, kommen mehrentheils von der Zerſprengung, welche den Winter uͤber in groſ- ſer Kaͤlte geſchiehet, her, wovon ich unten weit- laͤufeiger handeln werde. Solte aber ein ſolcher Schade ſehr groß ſeyn, und ſo viel Baum-Wachs erfor-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/reichart_landschatz02_1753
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/reichart_landschatz02_1753/150
Zitationshilfe: Reichardt, Christian: Land- u. Garten-Schatzes. Bd. 2. Erfurt, 1753, S. 118. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/reichart_landschatz02_1753/150>, abgerufen am 21.12.2024.