andern Garten- und Haushaltungs-Büchern nach- schlagen.
§. 2.
Von den Oculier- Reisern.
Es ist hier abermal nöthig, daß die Rei- ser, wovon man die Augen nehmen wil, von guten tragbaren Bäumen seyn, sonst würde man nimmermehr einen fruchtbaren Baum davon er- halten. Auch hat man jede Art, wo es möglich, wieder auf ihres gleichen zu bringen, und heist es hier, gleich und gleich gesellet sich gerne. Bey Erwehlung aber dieser Oculir-Reiser, es sey von einer Gattung wovon es wolle, muß auch ei- gentlich dahin gesehen werden, daß sie fein braun und reif aussehen. Diese schneidet oder bricht man von dem Baume herunter, kürzet mit dem Messer von einem jeden Blate die Helfte ab, und stellet solche alsobald in einen Topf oder Glas mit reinem Wasser, denn wenn man sie nur so hinlegen wolte, so würden sie gar bald ih- ren Saft verlieren und verwelken, daß hernach die Augen nicht reinlich könten herunter gebracht wer- den. Wenn man sie nicht alsobald gebrauchen wil, können sie eine Nacht, auch wohl etwas län- ger darinnen stehen bleiben; doch muß es auch nicht alzulange geschehen, daß sie nicht ersauffen.
§. 3.
Von Ablö- sung des Auges.
Die Ablösung der Augen wird also verrich- tet: Man schneidet mit dem Oculier-Messer um das Auge herum, und zwar oben länglich und unten breit, wie Tab. I. D. zu sehen, doch ohne das Auge zu beschädigen, und lüftet
hier-
6. Cap. Vom Oculiren.
andern Garten- und Haushaltungs-Buͤchern nach- ſchlagen.
§. 2.
Von den Oculier- Reiſern.
Es iſt hier abermal noͤthig, daß die Rei- ſer, wovon man die Augen nehmen wil, von guten tragbaren Baͤumen ſeyn, ſonſt wuͤrde man nimmermehr einen fruchtbaren Baum davon er- halten. Auch hat man jede Art, wo es moͤglich, wieder auf ihres gleichen zu bringen, und heiſt es hier, gleich und gleich geſellet ſich gerne. Bey Erwehlung aber dieſer Oculir-Reiſer, es ſey von einer Gattung wovon es wolle, muß auch ei- gentlich dahin geſehen werden, daß ſie fein braun und reif ausſehen. Dieſe ſchneidet oder bricht man von dem Baume herunter, kuͤrzet mit dem Meſſer von einem jeden Blate die Helfte ab, und ſtellet ſolche alſobald in einen Topf oder Glas mit reinem Waſſer, denn wenn man ſie nur ſo hinlegen wolte, ſo wuͤrden ſie gar bald ih- ren Saft verlieren und verwelken, daß hernach die Augen nicht reinlich koͤnten herunter gebracht wer- den. Wenn man ſie nicht alſobald gebrauchen wil, koͤnnen ſie eine Nacht, auch wohl etwas laͤn- ger darinnen ſtehen bleiben; doch muß es auch nicht alzulange geſchehen, daß ſie nicht erſauffen.
§. 3.
Von Abloͤ- ſung des Auges.
Die Abloͤſung der Augen wird alſo verrich- tet: Man ſchneidet mit dem Oculier-Meſſer um das Auge herum, und zwar oben laͤnglich und unten breit, wie Tab. I. D. zu ſehen, doch ohne das Auge zu beſchaͤdigen, und luͤftet
hier-
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6. Cap. Vom Oculiren.
andern Garten- und Haushaltungs-Buͤchern nach-
ſchlagen.
§. 2.
Es iſt hier abermal noͤthig, daß die Rei-
ſer, wovon man die Augen nehmen wil, von
guten tragbaren Baͤumen ſeyn, ſonſt wuͤrde man
nimmermehr einen fruchtbaren Baum davon er-
halten. Auch hat man jede Art, wo es moͤglich,
wieder auf ihres gleichen zu bringen, und heiſt
es hier, gleich und gleich geſellet ſich gerne. Bey
Erwehlung aber dieſer Oculir-Reiſer, es ſey von
einer Gattung wovon es wolle, muß auch ei-
gentlich dahin geſehen werden, daß ſie fein braun
und reif ausſehen. Dieſe ſchneidet oder bricht
man von dem Baume herunter, kuͤrzet mit dem
Meſſer von einem jeden Blate die Helfte ab,
und ſtellet ſolche alſobald in einen Topf oder
Glas mit reinem Waſſer, denn wenn man ſie
nur ſo hinlegen wolte, ſo wuͤrden ſie gar bald ih-
ren Saft verlieren und verwelken, daß hernach die
Augen nicht reinlich koͤnten herunter gebracht wer-
den. Wenn man ſie nicht alſobald gebrauchen
wil, koͤnnen ſie eine Nacht, auch wohl etwas laͤn-
ger darinnen ſtehen bleiben; doch muß es auch
nicht alzulange geſchehen, daß ſie nicht erſauffen.
§. 3.
Die Abloͤſung der Augen wird alſo verrich-
tet: Man ſchneidet mit dem Oculier-Meſſer
um das Auge herum, und zwar oben laͤnglich
und unten breit, wie Tab. I. D. zu ſehen,
doch ohne das Auge zu beſchaͤdigen, und luͤftet
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Reichardt, Christian: Land- u. Garten-Schatzes. Bd. 2. Erfurt, 1753, S. 74. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/reichart_landschatz02_1753/106>, abgerufen am 03.03.2025.
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