Drittes Capitel. Der Krieg zwischen Markgraf Albrecht und Chur- fürst Moritz im Jahr 1553.
Vergegenwärtigen wir uns vor allem das ein wenig verwickelte Verhältniß des Markgrafen Albrecht überhaupt.
Er war nicht eigentlich ein Mitglied des im J. 1552 zwischen den deutschen Fürsten und der französischen Krone gegen den Kaiser geschlossenen Bündnisses. Er sagt, er habe den Fürsten seine Hülfe zugesagt: gleichwohl unverpflichtet. Er leugnet, daß die Regimenter die er führte, in französischen Diensten gestanden: "keinem Herrn unter der Sonne haben sie geschworen, als uns."
Wie lebhaft er auch die allgemeinen Interessen umfaßte, so war doch sein Sinn, bei dem aufgehenden Kriegsfeuer zugleich für sich selbst zu sorgen. Von Schulden bedrängt, welche durch seine Unternehmungen im Dienste des Kaisers nur noch immer gewachsen, ohne Hofnung zu den Beloh- nungen zu gelangen, die man ihm versprochen hatte, faßte er den Gedanken sich an seinen Nachbarn, den geistlichen Fürsten, mit denen er in altem Hader lag, und der Reichs- stadt Nürnberg schadlos zu halten.
Drittes Capitel. Der Krieg zwiſchen Markgraf Albrecht und Chur- fürſt Moritz im Jahr 1553.
Vergegenwärtigen wir uns vor allem das ein wenig verwickelte Verhältniß des Markgrafen Albrecht überhaupt.
Er war nicht eigentlich ein Mitglied des im J. 1552 zwiſchen den deutſchen Fürſten und der franzöſiſchen Krone gegen den Kaiſer geſchloſſenen Bündniſſes. Er ſagt, er habe den Fürſten ſeine Hülfe zugeſagt: gleichwohl unverpflichtet. Er leugnet, daß die Regimenter die er führte, in franzöſiſchen Dienſten geſtanden: „keinem Herrn unter der Sonne haben ſie geſchworen, als uns.“
Wie lebhaft er auch die allgemeinen Intereſſen umfaßte, ſo war doch ſein Sinn, bei dem aufgehenden Kriegsfeuer zugleich für ſich ſelbſt zu ſorgen. Von Schulden bedrängt, welche durch ſeine Unternehmungen im Dienſte des Kaiſers nur noch immer gewachſen, ohne Hofnung zu den Beloh- nungen zu gelangen, die man ihm verſprochen hatte, faßte er den Gedanken ſich an ſeinen Nachbarn, den geiſtlichen Fürſten, mit denen er in altem Hader lag, und der Reichs- ſtadt Nürnberg ſchadlos zu halten.
<TEI><text><body><divn="1"><pbfacs="#f0311"n="[299]"/><divn="2"><head><hirendition="#g">Drittes Capitel</hi>.<lb/>
Der Krieg zwiſchen Markgraf Albrecht und Chur-<lb/>
fürſt Moritz im Jahr 1553.</head><lb/><p>Vergegenwärtigen wir uns vor allem das ein wenig<lb/>
verwickelte Verhältniß des Markgrafen Albrecht überhaupt.</p><lb/><p>Er war nicht eigentlich ein Mitglied des im J. 1552<lb/>
zwiſchen den deutſchen Fürſten und der franzöſiſchen Krone<lb/>
gegen den Kaiſer geſchloſſenen Bündniſſes. Er ſagt, er habe<lb/>
den Fürſten ſeine Hülfe zugeſagt: gleichwohl unverpflichtet.<lb/>
Er leugnet, daß die Regimenter die er führte, in franzöſiſchen<lb/>
Dienſten geſtanden: „keinem Herrn unter der Sonne haben<lb/>ſie geſchworen, als uns.“</p><lb/><p>Wie lebhaft er auch die allgemeinen Intereſſen umfaßte,<lb/>ſo war doch ſein Sinn, bei dem aufgehenden Kriegsfeuer<lb/>
zugleich für ſich ſelbſt zu ſorgen. Von Schulden bedrängt,<lb/>
welche durch ſeine Unternehmungen im Dienſte des Kaiſers<lb/>
nur noch immer gewachſen, ohne Hofnung zu den Beloh-<lb/>
nungen zu gelangen, die man ihm verſprochen hatte, faßte<lb/>
er den Gedanken ſich an ſeinen Nachbarn, den geiſtlichen<lb/>
Fürſten, mit denen er in altem Hader lag, und der Reichs-<lb/>ſtadt Nürnberg ſchadlos zu halten.</p><lb/></div></div></body></text></TEI>
[[299]/0311]
Drittes Capitel.
Der Krieg zwiſchen Markgraf Albrecht und Chur-
fürſt Moritz im Jahr 1553.
Vergegenwärtigen wir uns vor allem das ein wenig
verwickelte Verhältniß des Markgrafen Albrecht überhaupt.
Er war nicht eigentlich ein Mitglied des im J. 1552
zwiſchen den deutſchen Fürſten und der franzöſiſchen Krone
gegen den Kaiſer geſchloſſenen Bündniſſes. Er ſagt, er habe
den Fürſten ſeine Hülfe zugeſagt: gleichwohl unverpflichtet.
Er leugnet, daß die Regimenter die er führte, in franzöſiſchen
Dienſten geſtanden: „keinem Herrn unter der Sonne haben
ſie geſchworen, als uns.“
Wie lebhaft er auch die allgemeinen Intereſſen umfaßte,
ſo war doch ſein Sinn, bei dem aufgehenden Kriegsfeuer
zugleich für ſich ſelbſt zu ſorgen. Von Schulden bedrängt,
welche durch ſeine Unternehmungen im Dienſte des Kaiſers
nur noch immer gewachſen, ohne Hofnung zu den Beloh-
nungen zu gelangen, die man ihm verſprochen hatte, faßte
er den Gedanken ſich an ſeinen Nachbarn, den geiſtlichen
Fürſten, mit denen er in altem Hader lag, und der Reichs-
ſtadt Nürnberg ſchadlos zu halten.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 5. Berlin, 1843, S. [299]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation05_1843/311>, abgerufen am 21.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.