Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 4. Berlin, 1843.

Bild:
<< vorherige Seite

Siebentes Buch. Fünftes Capitel.
Angesichts dieses Abschied zu nehmen und die Parteien auf
den in Regensburg bevorstehenden Reichstag zu laden.

Und so gelang es dem römischen Stuhl doch wirklich,
den Versuch der Deutschen, in sich selbst eine Vereinbarung
zu treffen, auch dießmal zu vereiteln: wenigstens in der ge-
fährlichen Combination, in welcher derselbe in Worms auftrat:
der Nuntius nahm nur darum an der Versammlung Theil
um die Erreichung ihres Zweckes zu verhindern.

Noch war die Sache jedoch nicht zu Ende. Im Cha-
racter des Kaisers lag es überhaupt nicht, was er einmal
unternommen sobald wieder aufzugeben. Es war sehr sein
Ernst, daß die Verhandlungen in Regensburg wieder erneuert
werden sollten.

Schon genug aber, daß sich die Curie einer Zusammen-
setzung von Abgeordneten entledigt hatte, durch welche sie in
Gefahr gerathen wäre, in der Minorität zu bleiben.

Es mußte sich nun zeigen wie weit es der Kaiser brin-
gen würde.

Religionsgespräch auf dem Reichstage zu Regensburg.

Am 23sten Februar 1541 langte der Kaiser in Regens-
burg
an: prunklos wie er es liebte, und mit geringem Ge-
folge: 1 erst am 5ten April waren Fürsten und Botschafter
genug beisammen, um den Reichstag eröffnen zu können.

Die katholischen Stände versammelten sich in des Kai-
sers Wohnung: von da ritten sie nach der Domkirche, wo

1 Curt von der Schulenburg an Joachim II 1 März. (Berl.
Archiv.)

Siebentes Buch. Fuͤnftes Capitel.
Angeſichts dieſes Abſchied zu nehmen und die Parteien auf
den in Regensburg bevorſtehenden Reichstag zu laden.

Und ſo gelang es dem römiſchen Stuhl doch wirklich,
den Verſuch der Deutſchen, in ſich ſelbſt eine Vereinbarung
zu treffen, auch dießmal zu vereiteln: wenigſtens in der ge-
fährlichen Combination, in welcher derſelbe in Worms auftrat:
der Nuntius nahm nur darum an der Verſammlung Theil
um die Erreichung ihres Zweckes zu verhindern.

Noch war die Sache jedoch nicht zu Ende. Im Cha-
racter des Kaiſers lag es überhaupt nicht, was er einmal
unternommen ſobald wieder aufzugeben. Es war ſehr ſein
Ernſt, daß die Verhandlungen in Regensburg wieder erneuert
werden ſollten.

Schon genug aber, daß ſich die Curie einer Zuſammen-
ſetzung von Abgeordneten entledigt hatte, durch welche ſie in
Gefahr gerathen wäre, in der Minorität zu bleiben.

Es mußte ſich nun zeigen wie weit es der Kaiſer brin-
gen würde.

Religionsgeſpräch auf dem Reichstage zu Regensburg.

Am 23ſten Februar 1541 langte der Kaiſer in Regens-
burg
an: prunklos wie er es liebte, und mit geringem Ge-
folge: 1 erſt am 5ten April waren Fürſten und Botſchafter
genug beiſammen, um den Reichstag eröffnen zu können.

Die katholiſchen Stände verſammelten ſich in des Kai-
ſers Wohnung: von da ritten ſie nach der Domkirche, wo

1 Curt von der Schulenburg an Joachim II 1 Maͤrz. (Berl.
Archiv.)
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0216" n="204"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Siebentes Buch. Fu&#x0364;nftes Capitel</hi>.</fw><lb/>
Ange&#x017F;ichts die&#x017F;es Ab&#x017F;chied zu nehmen und die Parteien auf<lb/>
den in <placeName>Regensburg</placeName> bevor&#x017F;tehenden Reichstag zu laden.</p><lb/>
            <p>Und &#x017F;o gelang es dem römi&#x017F;chen Stuhl doch wirklich,<lb/>
den Ver&#x017F;uch der Deut&#x017F;chen, in &#x017F;ich &#x017F;elb&#x017F;t eine Vereinbarung<lb/>
zu treffen, auch dießmal zu vereiteln: wenig&#x017F;tens in der ge-<lb/>
fährlichen Combination, in welcher der&#x017F;elbe in <placeName>Worms</placeName> auftrat:<lb/>
der Nuntius nahm nur darum an der Ver&#x017F;ammlung Theil<lb/>
um die Erreichung ihres Zweckes zu verhindern.</p><lb/>
            <p>Noch war die Sache jedoch nicht zu Ende. Im Cha-<lb/>
racter des Kai&#x017F;ers lag es überhaupt nicht, was er einmal<lb/>
unternommen &#x017F;obald wieder aufzugeben. Es war &#x017F;ehr &#x017F;ein<lb/>
Ern&#x017F;t, daß die Verhandlungen in <placeName>Regensburg</placeName> wieder erneuert<lb/>
werden &#x017F;ollten.</p><lb/>
            <p>Schon genug aber, daß &#x017F;ich die Curie einer Zu&#x017F;ammen-<lb/>
&#x017F;etzung von Abgeordneten entledigt hatte, durch welche &#x017F;ie in<lb/>
Gefahr gerathen wäre, in der Minorität zu bleiben.</p><lb/>
            <p>Es mußte &#x017F;ich nun zeigen wie weit es der Kai&#x017F;er brin-<lb/>
gen würde.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>Religionsge&#x017F;präch auf dem Reichstage zu <placeName>Regensburg</placeName>.</head><lb/>
            <p>Am 23&#x017F;ten Februar 1541 langte der Kai&#x017F;er in <placeName>Regens-<lb/>
burg</placeName> an: prunklos wie er es liebte, und mit geringem Ge-<lb/>
folge: <note place="foot" n="1"><persName ref="nognd">Curt von der Schulenburg</persName> an <persName ref="http://d-nb.info/gnd/118557556">Joachim <hi rendition="#aq">II</hi></persName> 1 Ma&#x0364;rz. (Berl.<lb/>
Archiv.)</note> er&#x017F;t am 5ten April waren Für&#x017F;ten und Bot&#x017F;chafter<lb/>
genug bei&#x017F;ammen, um den Reichstag eröffnen zu können.</p><lb/>
            <p>Die katholi&#x017F;chen Stände ver&#x017F;ammelten &#x017F;ich in des Kai-<lb/>
&#x017F;ers Wohnung: von da ritten &#x017F;ie nach der Domkirche, wo<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[204/0216] Siebentes Buch. Fuͤnftes Capitel. Angeſichts dieſes Abſchied zu nehmen und die Parteien auf den in Regensburg bevorſtehenden Reichstag zu laden. Und ſo gelang es dem römiſchen Stuhl doch wirklich, den Verſuch der Deutſchen, in ſich ſelbſt eine Vereinbarung zu treffen, auch dießmal zu vereiteln: wenigſtens in der ge- fährlichen Combination, in welcher derſelbe in Worms auftrat: der Nuntius nahm nur darum an der Verſammlung Theil um die Erreichung ihres Zweckes zu verhindern. Noch war die Sache jedoch nicht zu Ende. Im Cha- racter des Kaiſers lag es überhaupt nicht, was er einmal unternommen ſobald wieder aufzugeben. Es war ſehr ſein Ernſt, daß die Verhandlungen in Regensburg wieder erneuert werden ſollten. Schon genug aber, daß ſich die Curie einer Zuſammen- ſetzung von Abgeordneten entledigt hatte, durch welche ſie in Gefahr gerathen wäre, in der Minorität zu bleiben. Es mußte ſich nun zeigen wie weit es der Kaiſer brin- gen würde. Religionsgeſpräch auf dem Reichstage zu Regensburg. Am 23ſten Februar 1541 langte der Kaiſer in Regens- burg an: prunklos wie er es liebte, und mit geringem Ge- folge: 1 erſt am 5ten April waren Fürſten und Botſchafter genug beiſammen, um den Reichstag eröffnen zu können. Die katholiſchen Stände verſammelten ſich in des Kai- ſers Wohnung: von da ritten ſie nach der Domkirche, wo 1 Curt von der Schulenburg an Joachim II 1 Maͤrz. (Berl. Archiv.)

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation04_1843
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation04_1843/216
Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 4. Berlin, 1843, S. 204. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation04_1843/216>, abgerufen am 22.12.2024.