Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 3. Berlin, 1840.

Bild:
<< vorherige Seite

Vorrede.
sten und Feldhauptleuten. An vielen Stellen, wo
mir noch Zweifel übrig geblieben, sah ich die Noti-
zen, die wir Bucholz verdanken, oder meine eignen
ältern Sammlungen auf das erwünschteste ergänzt.
Wie hätte ich aber vollends hoffen dürfen, die in
Weimar unterbrochene Arbeit in Brüssel fortsetzen
zu können? -- Als Carl V den Churfürsten Johann
Friedrich bei Mühlberg gefangen nahm, fielen auch
dessen Papiere in seine Hände, und er nahm sie
nach den Niederlanden mit. Sie bilden jetzt den
7ten, 8ten und 9ten Band der bezeichneten Samm-
lung. Ich durchlief die mir wohlbekannten Schrift-
züge der Canzlei Johann Friedrichs mit um so grö-
ßerer Genugthuung, da ich unerwartet zwar sehr
einfachen, aber doch unentbehrlichen Aufschlüssen über
die Katastrophe des schmalkaldischen Bundes begegnete.

Neben dem Kaiser wirkte aber auch dessen Ne-
benbuhler, der König von Frankreich, der ihm einst
die Krone streitig gemacht, unaufhörlich auf Deutsch-
land ein. So nahe bei Paris konnte ich unmöglich
versäumen, mein Glück auch in den dortigen Samm-
lungen zu versuchen.

Was man in Deutschland von jeher in die
Archive verschlossen, hat man früherhin in Frank-
reich, wie in Italien, nicht selten den Bibliotheken
anvertraut.

Die königliche Bibliothek in Paris ist für die

Vorrede.
ſten und Feldhauptleuten. An vielen Stellen, wo
mir noch Zweifel übrig geblieben, ſah ich die Noti-
zen, die wir Bucholz verdanken, oder meine eignen
ältern Sammlungen auf das erwünſchteſte ergänzt.
Wie hätte ich aber vollends hoffen dürfen, die in
Weimar unterbrochene Arbeit in Brüſſel fortſetzen
zu können? — Als Carl V den Churfürſten Johann
Friedrich bei Mühlberg gefangen nahm, fielen auch
deſſen Papiere in ſeine Hände, und er nahm ſie
nach den Niederlanden mit. Sie bilden jetzt den
7ten, 8ten und 9ten Band der bezeichneten Samm-
lung. Ich durchlief die mir wohlbekannten Schrift-
züge der Canzlei Johann Friedrichs mit um ſo grö-
ßerer Genugthuung, da ich unerwartet zwar ſehr
einfachen, aber doch unentbehrlichen Aufſchlüſſen über
die Kataſtrophe des ſchmalkaldiſchen Bundes begegnete.

Neben dem Kaiſer wirkte aber auch deſſen Ne-
benbuhler, der König von Frankreich, der ihm einſt
die Krone ſtreitig gemacht, unaufhörlich auf Deutſch-
land ein. So nahe bei Paris konnte ich unmöglich
verſäumen, mein Glück auch in den dortigen Samm-
lungen zu verſuchen.

Was man in Deutſchland von jeher in die
Archive verſchloſſen, hat man früherhin in Frank-
reich, wie in Italien, nicht ſelten den Bibliotheken
anvertraut.

Die königliche Bibliothek in Paris iſt für die

<TEI>
  <text>
    <front>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0011" n="V"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Vorrede</hi>.</fw><lb/>
&#x017F;ten und Feldhauptleuten. An vielen Stellen, wo<lb/>
mir noch Zweifel übrig geblieben, &#x017F;ah ich die Noti-<lb/>
zen, die wir Bucholz verdanken, oder meine eignen<lb/>
ältern Sammlungen auf das erwün&#x017F;chte&#x017F;te ergänzt.<lb/>
Wie hätte ich aber vollends hoffen dürfen, die in<lb/>
Weimar unterbrochene Arbeit in Brü&#x017F;&#x017F;el fort&#x017F;etzen<lb/>
zu können? &#x2014; Als Carl <hi rendition="#aq">V</hi> den Churfür&#x017F;ten Johann<lb/>
Friedrich bei Mühlberg gefangen nahm, fielen auch<lb/>
de&#x017F;&#x017F;en Papiere in &#x017F;eine Hände, und er nahm &#x017F;ie<lb/>
nach den Niederlanden mit. Sie bilden jetzt den<lb/>
7ten, 8ten und 9ten Band der bezeichneten Samm-<lb/>
lung. Ich durchlief die mir wohlbekannten Schrift-<lb/>
züge der Canzlei Johann Friedrichs mit um &#x017F;o grö-<lb/>
ßerer Genugthuung, da ich unerwartet zwar &#x017F;ehr<lb/>
einfachen, aber doch unentbehrlichen Auf&#x017F;chlü&#x017F;&#x017F;en über<lb/>
die Kata&#x017F;trophe des &#x017F;chmalkaldi&#x017F;chen Bundes begegnete.</p><lb/>
        <p>Neben dem Kai&#x017F;er wirkte aber auch de&#x017F;&#x017F;en Ne-<lb/>
benbuhler, der König von Frankreich, der ihm ein&#x017F;t<lb/>
die Krone &#x017F;treitig gemacht, unaufhörlich auf Deut&#x017F;ch-<lb/>
land ein. So nahe bei Paris konnte ich unmöglich<lb/>
ver&#x017F;äumen, mein Glück auch in den dortigen Samm-<lb/>
lungen zu ver&#x017F;uchen.</p><lb/>
        <p>Was man in Deut&#x017F;chland von jeher in die<lb/>
Archive ver&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;en, hat man früherhin in Frank-<lb/>
reich, wie in Italien, nicht &#x017F;elten den Bibliotheken<lb/>
anvertraut.</p><lb/>
        <p>Die königliche Bibliothek in Paris i&#x017F;t für die<lb/></p>
      </div>
    </front>
  </text>
</TEI>
[V/0011] Vorrede. ſten und Feldhauptleuten. An vielen Stellen, wo mir noch Zweifel übrig geblieben, ſah ich die Noti- zen, die wir Bucholz verdanken, oder meine eignen ältern Sammlungen auf das erwünſchteſte ergänzt. Wie hätte ich aber vollends hoffen dürfen, die in Weimar unterbrochene Arbeit in Brüſſel fortſetzen zu können? — Als Carl V den Churfürſten Johann Friedrich bei Mühlberg gefangen nahm, fielen auch deſſen Papiere in ſeine Hände, und er nahm ſie nach den Niederlanden mit. Sie bilden jetzt den 7ten, 8ten und 9ten Band der bezeichneten Samm- lung. Ich durchlief die mir wohlbekannten Schrift- züge der Canzlei Johann Friedrichs mit um ſo grö- ßerer Genugthuung, da ich unerwartet zwar ſehr einfachen, aber doch unentbehrlichen Aufſchlüſſen über die Kataſtrophe des ſchmalkaldiſchen Bundes begegnete. Neben dem Kaiſer wirkte aber auch deſſen Ne- benbuhler, der König von Frankreich, der ihm einſt die Krone ſtreitig gemacht, unaufhörlich auf Deutſch- land ein. So nahe bei Paris konnte ich unmöglich verſäumen, mein Glück auch in den dortigen Samm- lungen zu verſuchen. Was man in Deutſchland von jeher in die Archive verſchloſſen, hat man früherhin in Frank- reich, wie in Italien, nicht ſelten den Bibliotheken anvertraut. Die königliche Bibliothek in Paris iſt für die

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation03_1840
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation03_1840/11
Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 3. Berlin, 1840, S. V. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation03_1840/11>, abgerufen am 26.04.2024.