Zweites Capitel. Zeiten der Packischen Händel in Deutschland.
Zuerst geschah es politisch.
Die Herzoge von Baiern finden wir nach wie vor in der engsten Beziehung zu der Opposition gegen Oestreich, zu dem Papst, dem König von Frankreich, 1 dem Woiwoden.
Noch immer hatten sie das Kaiserthum nicht aufge- geben. Sie unterhandelten unaufhörlich mit den leitenden Churfürsten und machten ihnen die weitaussehendsten Ver- sprechungen; auch den König von Frankreich suchten sie noch einmal dazu in Bewegung zu setzen.
Es ist ein Plan in unsern Händen, den sie zur Er- reichung ihres Zweckes dem französischen Hofe eingaben. 2 Französische Gesandte, von lothringischen und englischen un- terstützt, sollten an dem nächsten Reichstag erscheinen, den Ständen in Erinnerung bringen, wie viele Verluste erlitten worden, seit das Haus Oestreich das Kaiserthum besitze; -- da sey Constantinopel, Rhodus, und nunmehr Ungarn der
1Lettre de Breton au Grmtre 17. May 1528 (MS. Bethune.) Le secretaire du duc de Baviere, que vous savez, est depuis deux (jours?) ici et a eu fort bonne audience du roi.
2Forme et maniere de conduire et mener l'affaire d'election au nom du roi de France MS. Bethune 6593 f. 93. Vgl. die Ver- handlung mit Mainz bei Stumpf p. 50.
3*
Zweites Capitel. Zeiten der Packiſchen Händel in Deutſchland.
Zuerſt geſchah es politiſch.
Die Herzoge von Baiern finden wir nach wie vor in der engſten Beziehung zu der Oppoſition gegen Oeſtreich, zu dem Papſt, dem König von Frankreich, 1 dem Woiwoden.
Noch immer hatten ſie das Kaiſerthum nicht aufge- geben. Sie unterhandelten unaufhörlich mit den leitenden Churfürſten und machten ihnen die weitausſehendſten Ver- ſprechungen; auch den König von Frankreich ſuchten ſie noch einmal dazu in Bewegung zu ſetzen.
Es iſt ein Plan in unſern Händen, den ſie zur Er- reichung ihres Zweckes dem franzöſiſchen Hofe eingaben. 2 Franzöſiſche Geſandte, von lothringiſchen und engliſchen un- terſtützt, ſollten an dem nächſten Reichstag erſcheinen, den Ständen in Erinnerung bringen, wie viele Verluſte erlitten worden, ſeit das Haus Oeſtreich das Kaiſerthum beſitze; — da ſey Conſtantinopel, Rhodus, und nunmehr Ungarn der
1Lettre de Breton au Grmtre 17. May 1528 (MS. Bethune.) Le secretaire du duc de Bavière, que vous savez, est depuis deux (jours?) ici et a eu fort bonne audience du roi.
2Forme et manière de conduire et mener l’affaire d’élection au nom du roi de France MS. Bethune 6593 f. 93. Vgl. die Ver- handlung mit Mainz bei Stumpf p. 50.
3*
<TEI><text><body><divn="1"><pbfacs="#f0051"n="[35]"/><divn="2"><head><hirendition="#g">Zweites Capitel</hi>.<lb/>
Zeiten der Packiſchen Händel in Deutſchland.</head><lb/><p>Zuerſt geſchah es politiſch.</p><lb/><p>Die Herzoge von Baiern finden wir nach wie vor in<lb/>
der engſten Beziehung zu der Oppoſition gegen Oeſtreich,<lb/>
zu dem Papſt, dem König von Frankreich, <noteplace="foot"n="1"><hirendition="#aq">Lettre de Breton au Grmtre 17. May 1528 (MS. Bethune.)<lb/>
Le secretaire du duc de Bavière, que vous savez, est depuis<lb/>
deux (jours?) ici et a eu fort bonne audience du roi.</hi></note> dem Woiwoden.</p><lb/><p>Noch immer hatten ſie das Kaiſerthum nicht aufge-<lb/>
geben. Sie unterhandelten unaufhörlich mit den leitenden<lb/>
Churfürſten und machten ihnen die weitausſehendſten Ver-<lb/>ſprechungen; auch den König von Frankreich ſuchten ſie<lb/>
noch einmal dazu in Bewegung zu ſetzen.</p><lb/><p>Es iſt ein Plan in unſern Händen, den ſie zur Er-<lb/>
reichung ihres Zweckes dem franzöſiſchen Hofe eingaben. <noteplace="foot"n="2"><hirendition="#aq">Forme et manière de conduire et mener l’affaire d’élection<lb/>
au nom du roi de France MS. Bethune 6593 f.</hi> 93. Vgl. die Ver-<lb/>
handlung mit Mainz bei Stumpf <hirendition="#aq">p.</hi> 50.</note><lb/>
Franzöſiſche Geſandte, von lothringiſchen und engliſchen un-<lb/>
terſtützt, ſollten an dem nächſten Reichstag erſcheinen, den<lb/>
Ständen in Erinnerung bringen, wie viele Verluſte erlitten<lb/>
worden, ſeit das Haus Oeſtreich das Kaiſerthum beſitze; —<lb/>
da ſey Conſtantinopel, Rhodus, und nunmehr Ungarn der<lb/><fwplace="bottom"type="sig">3*</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[[35]/0051]
Zweites Capitel.
Zeiten der Packiſchen Händel in Deutſchland.
Zuerſt geſchah es politiſch.
Die Herzoge von Baiern finden wir nach wie vor in
der engſten Beziehung zu der Oppoſition gegen Oeſtreich,
zu dem Papſt, dem König von Frankreich, 1 dem Woiwoden.
Noch immer hatten ſie das Kaiſerthum nicht aufge-
geben. Sie unterhandelten unaufhörlich mit den leitenden
Churfürſten und machten ihnen die weitausſehendſten Ver-
ſprechungen; auch den König von Frankreich ſuchten ſie
noch einmal dazu in Bewegung zu ſetzen.
Es iſt ein Plan in unſern Händen, den ſie zur Er-
reichung ihres Zweckes dem franzöſiſchen Hofe eingaben. 2
Franzöſiſche Geſandte, von lothringiſchen und engliſchen un-
terſtützt, ſollten an dem nächſten Reichstag erſcheinen, den
Ständen in Erinnerung bringen, wie viele Verluſte erlitten
worden, ſeit das Haus Oeſtreich das Kaiſerthum beſitze; —
da ſey Conſtantinopel, Rhodus, und nunmehr Ungarn der
1 Lettre de Breton au Grmtre 17. May 1528 (MS. Bethune.)
Le secretaire du duc de Bavière, que vous savez, est depuis
deux (jours?) ici et a eu fort bonne audience du roi.
2 Forme et manière de conduire et mener l’affaire d’élection
au nom du roi de France MS. Bethune 6593 f. 93. Vgl. die Ver-
handlung mit Mainz bei Stumpf p. 50.
3*
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 3. Berlin, 1840, S. [35]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation03_1840/51>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.