Magliabechiana zu Florenz finden sich zwei Exemplare, die aber nicht durchaus mit einander übereinstimmen. Ich habe mich an das ge- mäßigtere gehalten.
Glücklicher Weise war es nicht nothwendig, aus dieser Relation zu schöpfen, da jenes Diarium und die Nachrichten Pallavicinis in dem Leben Alexanders VII. eine bei weitem bessere Auskunft dar- boten.
129. Relatione dell' ambasceria estraordinaria fatta in Roma alla Sta di N. Sre Alessandro VII dagli Eccmi SSri Pesaro, Conta- rini, Valiero e Sagredo per rendere a nome della Serma Republica di Venetia la solita obedienza al sommo pon- tefice l'anno 1656.
Derselbe Pesaro, in dessen Gesandtschaft die Entzweiung Ur- bans VIII mit der Republik fällt, der seitdem immer eher für einen Gegner der Geistlichkeit gegolten hatte, war an die Spitze der be- glückwünschenden Gesandten gestellt, und jetzt von den Uebrigen mit der Abfassung der Relation beauftragt worden. Sey es nun, daß seine Gesinnung, wie er sagt, von Anfang sehr gemäßigt gewesen war, oder daß die Reihe von Jahren, die seitdem verflossen, eine Veränderung in ihm hervorgebracht hatte: seine Relation ist sehr verständig, wohlmeinend und belehrend.
Schon über die Regierung Innocenz X. drückt er sich zwar miß- billigend, aber nicht so vollkommen wegwerfend aus wie Andere. "Oltre la cupidita insatiabile ch'e regnata in quella casa, vi si e aggionto che essendo mancato di ministri valevoli al sosten- tamento di cosi gran principato, non havendo luogo nell' animo suspicace di quel pontefice la fede di chi si sia, ogni cosa per lo piu si regolava secondo gli appetiti immoderati di una donna, che ha aperto largo campo alle penne satiriche di fare compa- rire i disordini di quel governo maggiori ancora di quel che in fatti si fossero."
Wie gesagt, so wenig das nun lautet wie ein Lobspruch, so ist es doch mit den heftigen Exclamationen Anderer verglichen ein sehr mildes Urtheil.
Aber der vornehmste Gegenstand des Berichtes ist nun der neue Papst Alexander VII.
Pesaro findet, wie ja auch die übrige Welt davon überzeugt war, daß die Meinung von den Tugenden Fabio Chigis, der Ruf seiner Nuntiatur ihn befördert habe, -- obgleich die Medici im Grunde die Erhebung eines ihrer Unterthanen ungern sahen. "Piu santa elettione non si poteva aspettare da un senato di soggetti che per quanto havessero distratta la volonta da mondani interessi, non potevano di meno di non lasciarsi in fine guidare da quel spirito santo che essi presumono assistere ad un' attione di tanta rilevanza."
Er schildert sein Emporkommen, im Allgemeinen den Charakter seiner ersten Handlungen: "von den öconomischen Dingen zeige er
Pesaro Contarini Valiero Sagredo
Magliabechiana zu Florenz finden ſich zwei Exemplare, die aber nicht durchaus mit einander uͤbereinſtimmen. Ich habe mich an das ge- maͤßigtere gehalten.
Gluͤcklicher Weiſe war es nicht nothwendig, aus dieſer Relation zu ſchoͤpfen, da jenes Diarium und die Nachrichten Pallavicinis in dem Leben Alexanders VII. eine bei weitem beſſere Auskunft dar- boten.
129. Relatione dell’ ambasceria estraordinaria fatta in Roma alla Stà di N. Sre Alessandro VII dagli Eccmi SSri Pesaro, Conta- rini, Valiero e Sagredo per rendere a nome della Serma Republica di Venetia la solita obedienza al sommo pon- tefice l’anno 1656.
Derſelbe Peſaro, in deſſen Geſandtſchaft die Entzweiung Ur- bans VIII mit der Republik faͤllt, der ſeitdem immer eher fuͤr einen Gegner der Geiſtlichkeit gegolten hatte, war an die Spitze der be- gluͤckwuͤnſchenden Geſandten geſtellt, und jetzt von den Uebrigen mit der Abfaſſung der Relation beauftragt worden. Sey es nun, daß ſeine Geſinnung, wie er ſagt, von Anfang ſehr gemaͤßigt geweſen war, oder daß die Reihe von Jahren, die ſeitdem verfloſſen, eine Veraͤnderung in ihm hervorgebracht hatte: ſeine Relation iſt ſehr verſtaͤndig, wohlmeinend und belehrend.
Schon uͤber die Regierung Innocenz X. druͤckt er ſich zwar miß- billigend, aber nicht ſo vollkommen wegwerfend aus wie Andere. „Oltre la cupidità insatiabile ch’è regnata in quella casa, vi si è aggionto che essendo mancato di ministri valevoli al sosten- tamento di così gran principato, non havendo luogo nell’ animo suspicace di quel pontefice la fede di chi si sia, ogni cosa per lo più si regolava secondo gli appetiti immoderati di una donna, che ha aperto largo campo alle penne satiriche di fare compa- rire i disordini di quel governo maggiori ancora di quel che in fatti si fossero.“
Wie geſagt, ſo wenig das nun lautet wie ein Lobſpruch, ſo iſt es doch mit den heftigen Exclamationen Anderer verglichen ein ſehr mildes Urtheil.
Aber der vornehmſte Gegenſtand des Berichtes iſt nun der neue Papſt Alexander VII.
Peſaro findet, wie ja auch die uͤbrige Welt davon uͤberzeugt war, daß die Meinung von den Tugenden Fabio Chigis, der Ruf ſeiner Nuntiatur ihn befoͤrdert habe, — obgleich die Medici im Grunde die Erhebung eines ihrer Unterthanen ungern ſahen. „Più santa elettione non si poteva aspettare da un senato di soggetti che per quanto havessero distratta la volontà da mondani interessi, non potevano di meno di non lasciarsi in fine guidare da quel spirito santo che essi presumono assistere ad un’ attione di tanta rilevanza.“
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Pesaro Contarini Valiero Sagredo
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maͤßigtere gehalten.
Gluͤcklicher Weiſe war es nicht nothwendig, aus dieſer Relation
zu ſchoͤpfen, da jenes Diarium und die Nachrichten Pallavicinis in
dem Leben Alexanders VII. eine bei weitem beſſere Auskunft dar-
boten.
129.
Relatione dell’ ambasceria estraordinaria fatta in Roma alla Stà di
N. Sre Alessandro VII dagli Eccmi SSri Pesaro, Conta-
rini, Valiero e Sagredo per rendere a nome della Serma
Republica di Venetia la solita obedienza al sommo pon-
tefice l’anno 1656.
Derſelbe Peſaro, in deſſen Geſandtſchaft die Entzweiung Ur-
bans VIII mit der Republik faͤllt, der ſeitdem immer eher fuͤr einen
Gegner der Geiſtlichkeit gegolten hatte, war an die Spitze der be-
gluͤckwuͤnſchenden Geſandten geſtellt, und jetzt von den Uebrigen mit
der Abfaſſung der Relation beauftragt worden. Sey es nun, daß
ſeine Geſinnung, wie er ſagt, von Anfang ſehr gemaͤßigt geweſen
war, oder daß die Reihe von Jahren, die ſeitdem verfloſſen, eine
Veraͤnderung in ihm hervorgebracht hatte: ſeine Relation iſt ſehr
verſtaͤndig, wohlmeinend und belehrend.
Schon uͤber die Regierung Innocenz X. druͤckt er ſich zwar miß-
billigend, aber nicht ſo vollkommen wegwerfend aus wie Andere.
„Oltre la cupidità insatiabile ch’è regnata in quella casa, vi si
è aggionto che essendo mancato di ministri valevoli al sosten-
tamento di così gran principato, non havendo luogo nell’ animo
suspicace di quel pontefice la fede di chi si sia, ogni cosa per
lo più si regolava secondo gli appetiti immoderati di una donna,
che ha aperto largo campo alle penne satiriche di fare compa-
rire i disordini di quel governo maggiori ancora di quel che in
fatti si fossero.“
Wie geſagt, ſo wenig das nun lautet wie ein Lobſpruch, ſo iſt
es doch mit den heftigen Exclamationen Anderer verglichen ein ſehr
mildes Urtheil.
Aber der vornehmſte Gegenſtand des Berichtes iſt nun der neue
Papſt Alexander VII.
Peſaro findet, wie ja auch die uͤbrige Welt davon uͤberzeugt war,
daß die Meinung von den Tugenden Fabio Chigis, der Ruf ſeiner
Nuntiatur ihn befoͤrdert habe, — obgleich die Medici im Grunde
die Erhebung eines ihrer Unterthanen ungern ſahen. „Più santa
elettione non si poteva aspettare da un senato di soggetti che
per quanto havessero distratta la volontà da mondani interessi,
non potevano di meno di non lasciarsi in fine guidare da quel
spirito santo che essi presumono assistere ad un’ attione di tanta
rilevanza.“
Er ſchildert ſein Emporkommen, im Allgemeinen den Charakter
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Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 3. Berlin, 1836, S. 456. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_paepste03_1836/468>, abgerufen am 03.03.2025.
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