Fünfter Abschnitt. Zweite Epoche der kirchlichen Restauration.
63. Conclaven.
Ich fürchte nicht darüber in Anspruch genommen zu werden, daß ich nicht jedes fliegende Blatt, jeden minder bedeutenden Auf- satz, der mir im Laufe der mancherlei hieher gehörigen Studien handschriftlich vorgekommen, an dieser Stelle registrire: eher möchte ich schon zu viel gethan haben. Gar mancher Leser der mir noch seine Aufmerksamkeit schenkt, wird ohnehin über eine formlose aus verschiedenen Sprachen gemischte Arbeit Mißbehagen empfinden; und doch würde es nicht rathsam seyn, die urkundlichen Mittheilungen deutsch zu geben: sie würden dadurch an ihrer Brauchbarkeit und Authenticität verlieren. Eben darum aber darf ich doch auch meine Collectaneen nicht ohne Weiteres in diese Sammlung ergießen.
Von den Conclaven z. B., von denen eine große Anzahl Hand- schriften existirt, will ich doch nur summarisch Meldung thun.
Nach jeder Papstwahl, vornehmlich von der zweiten Hälfte des sechzehnten Jahrhunderts bis in den Anfang des achtzehnten erschien ein Bericht über dieselbe; zwar nicht anders als handschriftlich, aber doch auf eine Weise, daß er sich weit verbreitete und sogar oft Gegenschriften hervorrief. Dann und wann sind sie von Cardinä- len verfaßt; in der Regel aber von ihren Secretären, die unter dem Titel von Conclavisten in den Conclaven blieben, und sich im Interesse ihrer Herrn besonders angelegen seyn ließen den Gang der Intriguen zu beobachten, was für diese selbst, schon der Haltung wegen die ihnen ihre Würde auflegte, nicht so leicht gewesen wäre. Zuweilen haben aber auch Andere die Feder ergriffen. "Con quella maggior diligenza che ho potuto", sagt der Autor des Conclaves Gregors XIII, "ho raccolto cosi dalli signori conclavisti come da cardinali che sono stati partecipi del negotio, tutto l'ordine e la verita di questo conclave." Wir sehen, er selbst war nicht dabei. Bald sind es Tagebücher, die wir in die Hände bekommen, bald Briefe, bald auch ausgearbeitete Erzählungen. Jedes ist ein selbständiges Werkchen: die allgemein bekannten Formalitäten werden doch noch dann und wann wiederholt. Ihr Werth ist, wie sich versteht, sehr verschieden. Zuweilen zerfließt alles in ein unauffaßbares Detail, -- zuweilen, jedoch selten, erhebt man sich bis zu einer wirklichen Er-
Fuͤnfter Abſchnitt. Zweite Epoche der kirchlichen Reſtauration.
63. Conclaven.
Ich fuͤrchte nicht daruͤber in Anſpruch genommen zu werden, daß ich nicht jedes fliegende Blatt, jeden minder bedeutenden Auf- ſatz, der mir im Laufe der mancherlei hieher gehoͤrigen Studien handſchriftlich vorgekommen, an dieſer Stelle regiſtrire: eher moͤchte ich ſchon zu viel gethan haben. Gar mancher Leſer der mir noch ſeine Aufmerkſamkeit ſchenkt, wird ohnehin uͤber eine formloſe aus verſchiedenen Sprachen gemiſchte Arbeit Mißbehagen empfinden; und doch wuͤrde es nicht rathſam ſeyn, die urkundlichen Mittheilungen deutſch zu geben: ſie wuͤrden dadurch an ihrer Brauchbarkeit und Authenticitaͤt verlieren. Eben darum aber darf ich doch auch meine Collectaneen nicht ohne Weiteres in dieſe Sammlung ergießen.
Von den Conclaven z. B., von denen eine große Anzahl Hand- ſchriften exiſtirt, will ich doch nur ſummariſch Meldung thun.
Nach jeder Papſtwahl, vornehmlich von der zweiten Haͤlfte des ſechzehnten Jahrhunderts bis in den Anfang des achtzehnten erſchien ein Bericht uͤber dieſelbe; zwar nicht anders als handſchriftlich, aber doch auf eine Weiſe, daß er ſich weit verbreitete und ſogar oft Gegenſchriften hervorrief. Dann und wann ſind ſie von Cardinaͤ- len verfaßt; in der Regel aber von ihren Secretaͤren, die unter dem Titel von Conclaviſten in den Conclaven blieben, und ſich im Intereſſe ihrer Herrn beſonders angelegen ſeyn ließen den Gang der Intriguen zu beobachten, was fuͤr dieſe ſelbſt, ſchon der Haltung wegen die ihnen ihre Wuͤrde auflegte, nicht ſo leicht geweſen waͤre. Zuweilen haben aber auch Andere die Feder ergriffen. „Con quella maggior diligenza che ho potuto“, ſagt der Autor des Conclaves Gregors XIII, „ho raccolto così dalli signori conclavisti come da cardinali che sono stati partecipi del negotio, tutto l’ordine e la verità di questo conclave.“ Wir ſehen, er ſelbſt war nicht dabei. Bald ſind es Tagebuͤcher, die wir in die Haͤnde bekommen, bald Briefe, bald auch ausgearbeitete Erzaͤhlungen. Jedes iſt ein ſelbſtaͤndiges Werkchen: die allgemein bekannten Formalitaͤten werden doch noch dann und wann wiederholt. Ihr Werth iſt, wie ſich verſteht, ſehr verſchieden. Zuweilen zerfließt alles in ein unauffaßbares Detail, — zuweilen, jedoch ſelten, erhebt man ſich bis zu einer wirklichen Er-
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Fuͤnfter Abſchnitt.
Zweite Epoche der kirchlichen Reſtauration.
63.
Conclaven.
Ich fuͤrchte nicht daruͤber in Anſpruch genommen zu werden,
daß ich nicht jedes fliegende Blatt, jeden minder bedeutenden Auf-
ſatz, der mir im Laufe der mancherlei hieher gehoͤrigen Studien
handſchriftlich vorgekommen, an dieſer Stelle regiſtrire: eher moͤchte
ich ſchon zu viel gethan haben. Gar mancher Leſer der mir noch
ſeine Aufmerkſamkeit ſchenkt, wird ohnehin uͤber eine formloſe aus
verſchiedenen Sprachen gemiſchte Arbeit Mißbehagen empfinden; und
doch wuͤrde es nicht rathſam ſeyn, die urkundlichen Mittheilungen
deutſch zu geben: ſie wuͤrden dadurch an ihrer Brauchbarkeit und
Authenticitaͤt verlieren. Eben darum aber darf ich doch auch meine
Collectaneen nicht ohne Weiteres in dieſe Sammlung ergießen.
Von den Conclaven z. B., von denen eine große Anzahl Hand-
ſchriften exiſtirt, will ich doch nur ſummariſch Meldung thun.
Nach jeder Papſtwahl, vornehmlich von der zweiten Haͤlfte des
ſechzehnten Jahrhunderts bis in den Anfang des achtzehnten erſchien
ein Bericht uͤber dieſelbe; zwar nicht anders als handſchriftlich,
aber doch auf eine Weiſe, daß er ſich weit verbreitete und ſogar oft
Gegenſchriften hervorrief. Dann und wann ſind ſie von Cardinaͤ-
len verfaßt; in der Regel aber von ihren Secretaͤren, die unter dem
Titel von Conclaviſten in den Conclaven blieben, und ſich im Intereſſe
ihrer Herrn beſonders angelegen ſeyn ließen den Gang der Intriguen
zu beobachten, was fuͤr dieſe ſelbſt, ſchon der Haltung wegen die ihnen
ihre Wuͤrde auflegte, nicht ſo leicht geweſen waͤre. Zuweilen haben aber
auch Andere die Feder ergriffen. „Con quella maggior diligenza
che ho potuto“, ſagt der Autor des Conclaves Gregors XIII, „ho
raccolto così dalli signori conclavisti come da cardinali che
sono stati partecipi del negotio, tutto l’ordine e la verità di
questo conclave.“ Wir ſehen, er ſelbſt war nicht dabei. Bald
ſind es Tagebuͤcher, die wir in die Haͤnde bekommen, bald Briefe,
bald auch ausgearbeitete Erzaͤhlungen. Jedes iſt ein ſelbſtaͤndiges
Werkchen: die allgemein bekannten Formalitaͤten werden doch noch
dann und wann wiederholt. Ihr Werth iſt, wie ſich verſteht, ſehr
verſchieden. Zuweilen zerfließt alles in ein unauffaßbares Detail, —
zuweilen, jedoch ſelten, erhebt man ſich bis zu einer wirklichen Er-
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Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 3. Berlin, 1836, S. 346. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_paepste03_1836/358>, abgerufen am 21.11.2024.
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