haft verbündet. Conosce, se non era la Signoria nostra, saria ruinado e caza di Roma.
Beide bestärkten sich wechselseitig in ihren italienischen Intentio- nen, und sahen ihre Ehre darin. Der Papst war stolz, daß er Ve- nedig abgehalten habe sich mit dem Kaiser zu verständigen; dagegen behauptet nun unser Gesandter geradezu, er sey es, durch den Ita- lien frei geworden; schon sei der Papst entschlossen gewesen, Bour- bon als Herzog von Mailand anzuerkennen, er habe demselben so ernsthaft zugeredet daß er von seinem Entschlusse zurückgekommen.
Er bestätigt, daß der Papst dem Kaiser die Dispensation die zu der Ehe desselben nöthig war, nur unter gewissen Bedingungen gewähren wollen -- was obige Instruction nicht andeutet, -- der Kai- ser habe sie aber ohne dieß zu bekommen gewußt.
Bei dieser Relation tritt noch eine besondere Merkwürdigkeit ein. Als später die Gesandten angewiesen wurden, ihre Relationen schrift- lich abzufassen und einzureichen, that das auch Marco Foscari. Es ist auffallend, wie viel schwächer die zweite Relation ist als die erste. Diese ward unmittelbar nach den Ereignissen vorgetragen, aus voller Frische der Erinnerung; später waren so viele andere große Ereignisse eingetreten, daß jene Erinnerungen sich bereits verwischten. Es zeigt das, wie viel Dank wir auch in dieser Hinsicht dem Fleiße des un- ermüdlichen Sanuto schuldig sind. Dieß ist die letzte Relation die ich aus seiner Chronik kennen gelernt. Es folgen andere, welche in eigenen Abschriften, von den Autoren revidirt, aufbehalten worden.
18. Relatione riferita nel consiglio di pregadi per il clarissimo Gas- par Contarini, ritornato ambasciatore del papa Clemente VII e dal impre Carlo V, Marzo 1530. Informationi Politiche XXV. Bibl. zu Berlin.
Der nemliche Gaspar Cantarini von dem in unserer Geschichte so viel Löbliches zu melden war.
Nachdem er schon einmal eine Gesandtschaft bei Carl dem V. verwaltet -- die Relation die er über diese abstattete, gehört zu den seltensten; ich habe ein einziges Exemplar davon gesehen, zu Rom bei den Albani, -- ward er 1528, noch ehe der Papst nach so vielem Unglück und langer Abwesenheit nach Rom zurückgegangen, an die- sen abgeordnet. Er begleitete ihn von Viterbo nach Rom, von Rom zur Kaiserkrönung nach Bologna. Hier nahm er Theil an den Un- terhandlungen.
Von alle dem was er in Viterbo, Rom und Bologna erfahren, gibt er hier Bericht; es ist daran nur das Eine auszusetzen, daß er sich so kurz faßt.
Contarinis Gesandtschaft traf in den wichtigen Moment in wel- chem der Papst sich allmählig wieder zu dem Bunde mit dem Kai- ser neigte wie ihn die Medici früher gehalten. Gar bald bemerkte der Gesandte mit Verwunderung, daß der Papst, obwohl er von den Kaiserlichen so stark beleidigt war, zu ihnen doch fast mehr Vertrauen hatte als zu den Verbündeten; darin bestärkte ihn vornehmlich Mu-
Marco Foscari Rel. 1526.
haft verbuͤndet. Conosce, se non era la Signoria nostra, saria ruinado e caza di Roma.
Beide beſtaͤrkten ſich wechſelſeitig in ihren italieniſchen Intentio- nen, und ſahen ihre Ehre darin. Der Papſt war ſtolz, daß er Ve- nedig abgehalten habe ſich mit dem Kaiſer zu verſtaͤndigen; dagegen behauptet nun unſer Geſandter geradezu, er ſey es, durch den Ita- lien frei geworden; ſchon ſei der Papſt entſchloſſen geweſen, Bour- bon als Herzog von Mailand anzuerkennen, er habe demſelben ſo ernſthaft zugeredet daß er von ſeinem Entſchluſſe zuruͤckgekommen.
Er beſtaͤtigt, daß der Papſt dem Kaiſer die Dispenſation die zu der Ehe deſſelben noͤthig war, nur unter gewiſſen Bedingungen gewaͤhren wollen — was obige Inſtruction nicht andeutet, — der Kai- ſer habe ſie aber ohne dieß zu bekommen gewußt.
Bei dieſer Relation tritt noch eine beſondere Merkwuͤrdigkeit ein. Als ſpaͤter die Geſandten angewieſen wurden, ihre Relationen ſchrift- lich abzufaſſen und einzureichen, that das auch Marco Foscari. Es iſt auffallend, wie viel ſchwaͤcher die zweite Relation iſt als die erſte. Dieſe ward unmittelbar nach den Ereigniſſen vorgetragen, aus voller Friſche der Erinnerung; ſpaͤter waren ſo viele andere große Ereigniſſe eingetreten, daß jene Erinnerungen ſich bereits verwiſchten. Es zeigt das, wie viel Dank wir auch in dieſer Hinſicht dem Fleiße des un- ermuͤdlichen Sanuto ſchuldig ſind. Dieß iſt die letzte Relation die ich aus ſeiner Chronik kennen gelernt. Es folgen andere, welche in eigenen Abſchriften, von den Autoren revidirt, aufbehalten worden.
18. Relatione riferita nel consiglio di pregadi per il clarissimo Gas- par Contarini, ritornato ambasciatore del papa Clemente VII e dal impre Carlo V, Marzo 1530. Informationi Politiche XXV. Bibl. zu Berlin.
Der nemliche Gaspar Cantarini von dem in unſerer Geſchichte ſo viel Loͤbliches zu melden war.
Nachdem er ſchon einmal eine Geſandtſchaft bei Carl dem V. verwaltet — die Relation die er uͤber dieſe abſtattete, gehoͤrt zu den ſeltenſten; ich habe ein einziges Exemplar davon geſehen, zu Rom bei den Albani, — ward er 1528, noch ehe der Papſt nach ſo vielem Ungluͤck und langer Abweſenheit nach Rom zuruͤckgegangen, an die- ſen abgeordnet. Er begleitete ihn von Viterbo nach Rom, von Rom zur Kaiſerkroͤnung nach Bologna. Hier nahm er Theil an den Un- terhandlungen.
Von alle dem was er in Viterbo, Rom und Bologna erfahren, gibt er hier Bericht; es iſt daran nur das Eine auszuſetzen, daß er ſich ſo kurz faßt.
Contarinis Geſandtſchaft traf in den wichtigen Moment in wel- chem der Papſt ſich allmaͤhlig wieder zu dem Bunde mit dem Kai- ſer neigte wie ihn die Medici fruͤher gehalten. Gar bald bemerkte der Geſandte mit Verwunderung, daß der Papſt, obwohl er von den Kaiſerlichen ſo ſtark beleidigt war, zu ihnen doch faſt mehr Vertrauen hatte als zu den Verbuͤndeten; darin beſtaͤrkte ihn vornehmlich Mu-
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Marco Foscari Rel. 1526.
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ruinado e caza di Roma.
Beide beſtaͤrkten ſich wechſelſeitig in ihren italieniſchen Intentio-
nen, und ſahen ihre Ehre darin. Der Papſt war ſtolz, daß er Ve-
nedig abgehalten habe ſich mit dem Kaiſer zu verſtaͤndigen; dagegen
behauptet nun unſer Geſandter geradezu, er ſey es, durch den Ita-
lien frei geworden; ſchon ſei der Papſt entſchloſſen geweſen, Bour-
bon als Herzog von Mailand anzuerkennen, er habe demſelben ſo
ernſthaft zugeredet daß er von ſeinem Entſchluſſe zuruͤckgekommen.
Er beſtaͤtigt, daß der Papſt dem Kaiſer die Dispenſation die
zu der Ehe deſſelben noͤthig war, nur unter gewiſſen Bedingungen
gewaͤhren wollen — was obige Inſtruction nicht andeutet, — der Kai-
ſer habe ſie aber ohne dieß zu bekommen gewußt.
Bei dieſer Relation tritt noch eine beſondere Merkwuͤrdigkeit ein.
Als ſpaͤter die Geſandten angewieſen wurden, ihre Relationen ſchrift-
lich abzufaſſen und einzureichen, that das auch Marco Foscari. Es
iſt auffallend, wie viel ſchwaͤcher die zweite Relation iſt als die erſte.
Dieſe ward unmittelbar nach den Ereigniſſen vorgetragen, aus voller
Friſche der Erinnerung; ſpaͤter waren ſo viele andere große Ereigniſſe
eingetreten, daß jene Erinnerungen ſich bereits verwiſchten. Es zeigt
das, wie viel Dank wir auch in dieſer Hinſicht dem Fleiße des un-
ermuͤdlichen Sanuto ſchuldig ſind. Dieß iſt die letzte Relation die
ich aus ſeiner Chronik kennen gelernt. Es folgen andere, welche in
eigenen Abſchriften, von den Autoren revidirt, aufbehalten worden.
18.
Relatione riferita nel consiglio di pregadi per il clarissimo Gas-
par Contarini, ritornato ambasciatore del papa Clemente
VII e dal impre Carlo V, Marzo 1530. Informationi
Politiche XXV. Bibl. zu Berlin.
Der nemliche Gaspar Cantarini von dem in unſerer Geſchichte
ſo viel Loͤbliches zu melden war.
Nachdem er ſchon einmal eine Geſandtſchaft bei Carl dem V.
verwaltet — die Relation die er uͤber dieſe abſtattete, gehoͤrt zu den
ſeltenſten; ich habe ein einziges Exemplar davon geſehen, zu Rom bei
den Albani, — ward er 1528, noch ehe der Papſt nach ſo vielem
Ungluͤck und langer Abweſenheit nach Rom zuruͤckgegangen, an die-
ſen abgeordnet. Er begleitete ihn von Viterbo nach Rom, von Rom
zur Kaiſerkroͤnung nach Bologna. Hier nahm er Theil an den Un-
terhandlungen.
Von alle dem was er in Viterbo, Rom und Bologna erfahren,
gibt er hier Bericht; es iſt daran nur das Eine auszuſetzen, daß er
ſich ſo kurz faßt.
Contarinis Geſandtſchaft traf in den wichtigen Moment in wel-
chem der Papſt ſich allmaͤhlig wieder zu dem Bunde mit dem Kai-
ſer neigte wie ihn die Medici fruͤher gehalten. Gar bald bemerkte
der Geſandte mit Verwunderung, daß der Papſt, obwohl er von den
Kaiſerlichen ſo ſtark beleidigt war, zu ihnen doch faſt mehr Vertrauen
hatte als zu den Verbuͤndeten; darin beſtaͤrkte ihn vornehmlich Mu-
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Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 3. Berlin, 1836, S. 265. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_paepste03_1836/277>, abgerufen am 03.03.2025.
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