gen: niemals könne er eine günstigere Gelegenheit finden. Eben hiedurch kam Medici wieder empor. Der kaiserliche Botschafter Sessa stand ihm bei. Leicht dürfte dieß Ereigniß zu der Wendung der Politik Hadrians den entscheidenden Anlaß gegeben haben.
14. Clementis VII P. M. conclave et creatio. Bibl. Barb. 4. 70 Bl.
Auf dem Titel findet sich folgende Bemerkung: "Hoc conclave sapit stylum Joh. Bapt. Sangae civis Romani, qui fuit Clementi VII ab epistolis." Allein man kann wohl unbedenklich diese Ver- muthung verwerfen. Ein anderes MS der Barberina, das den Ti- tel führt: Vianesii Albergati Bononiensis commentarii rerum sui temporis, enthält nichts als dieses Conclave. Es bildet den ersten Theil der Commentarien, von denen indeß keine Fortsetzung zu finden ist. Wir dürfen annehmen, daß das obgedachte Conclave den Via- nesio Albergati zum Verfasser hat.
Wer war aber dieser Autor? Mazzuchelli hat mehrere Alber- gati, diesen aber nicht.
In einem Briefe Girolamo Negros findet sich folgendes Histör- chen. Ein Bolognese ließ Papst Hadrian wissen, er habe ihm ein wichtiges Geheimniß mitzutheilen, doch fehle es ihm an dem Geld um die Reise zu machen. Messer Vianesio, ein Freund und Begün- stigter der Medici, verwendete sich für ihn. Diesem sagte endlich der Papst, er möchte die 24 Ducaten auslegen, welche der Bolo- gnese forderte, er solle sie zurückbekommen. Vianesio that es; sein Mann kam an. Auf das geheimste ward er eingeführt. "Heiliger Vater," fing er an, "wenn Ihr die Türken besiegen wollt, so müßt Ihr eine große Armata zu Land und See rüsten." Weiter brachte er nichts vor. "Per deum!" sagte der Papst, den dieß ungemein verdroß, als er Messer Vianesio wiedersah, "dieser Euer Bolognese ist ein großer Gauner: aber er soll mich auf Eure Kosten betrogen haben." Er gab ihm die 24 Duc. nicht wieder. Wahrscheinlich ist dieß unser Autor. Auch in unserm Werkchen sagt er, er habe zwi- schen den Medici und dem Papst den Unterhändler gemacht: me etiam internuntio. Er hatte gute Bekanntschaft mit Hadrian, den er bereits in Spanien kennen gelernt hatte.
Doch hat er ihm das unrühmlichste Denkmal von der Welt ge- stiftet. Man lernt daraus den ganzen Haß kennen, den Hadrian bei diesen Italienern erweckte: "Si ipsius avaritiam, crudelitatem et principatus administrandi inscitiam considerabimus, barbaro- rumque quos secum adduxerat asperam feramque naturam, me- rito inter pessimos pontifices referendus est. Er schämt sich nicht die elendesten Pasquille auf den Gestorbenen mitzutheilen, z. B. eins, wo er erst mit einem Esel, dann mit einem Wolf -- post paulo faciem induit lupi acrem, -- ja endlich mit Caracalla und Nero verglichen wird. Fragt man aber nach Beweisen, so wird der arme Papst durch das, was Vianesio erzählt, sogar gerechtfertigt.
Hadrian hatte eine Stube in der Torre Borgia, zu der er den Schlüssel immer bei sich trug, die man das Allerheiligste zu nennen
pflegte
Clementis VII conclave.
gen: niemals koͤnne er eine guͤnſtigere Gelegenheit finden. Eben hiedurch kam Medici wieder empor. Der kaiſerliche Botſchafter Seſſa ſtand ihm bei. Leicht duͤrfte dieß Ereigniß zu der Wendung der Politik Hadrians den entſcheidenden Anlaß gegeben haben.
14. Clementis VII P. M. conclave et creatio. Bibl. Barb. 4. 70 Bl.
Auf dem Titel findet ſich folgende Bemerkung: „Hoc conclave sapit stylum Joh. Bapt. Sangae civis Romani, qui fuit Clementi VII ab epistolis.“ Allein man kann wohl unbedenklich dieſe Ver- muthung verwerfen. Ein anderes MS der Barberina, das den Ti- tel fuͤhrt: Vianesii Albergati Bononiensis commentarii rerum sui temporis, enthaͤlt nichts als dieſes Conclave. Es bildet den erſten Theil der Commentarien, von denen indeß keine Fortſetzung zu finden iſt. Wir duͤrfen annehmen, daß das obgedachte Conclave den Via- neſio Albergati zum Verfaſſer hat.
Wer war aber dieſer Autor? Mazzuchelli hat mehrere Alber- gati, dieſen aber nicht.
In einem Briefe Girolamo Negros findet ſich folgendes Hiſtoͤr- chen. Ein Bologneſe ließ Papſt Hadrian wiſſen, er habe ihm ein wichtiges Geheimniß mitzutheilen, doch fehle es ihm an dem Geld um die Reiſe zu machen. Meſſer Vianeſio, ein Freund und Beguͤn- ſtigter der Medici, verwendete ſich fuͤr ihn. Dieſem ſagte endlich der Papſt, er moͤchte die 24 Ducaten auslegen, welche der Bolo- gneſe forderte, er ſolle ſie zuruͤckbekommen. Vianeſio that es; ſein Mann kam an. Auf das geheimſte ward er eingefuͤhrt. „Heiliger Vater,“ fing er an, „wenn Ihr die Tuͤrken beſiegen wollt, ſo muͤßt Ihr eine große Armata zu Land und See ruͤſten.“ Weiter brachte er nichts vor. „Per deum!“ ſagte der Papſt, den dieß ungemein verdroß, als er Meſſer Vianeſio wiederſah, „dieſer Euer Bologneſe iſt ein großer Gauner: aber er ſoll mich auf Eure Koſten betrogen haben.“ Er gab ihm die 24 Duc. nicht wieder. Wahrſcheinlich iſt dieß unſer Autor. Auch in unſerm Werkchen ſagt er, er habe zwi- ſchen den Medici und dem Papſt den Unterhaͤndler gemacht: me etiam internuntio. Er hatte gute Bekanntſchaft mit Hadrian, den er bereits in Spanien kennen gelernt hatte.
Doch hat er ihm das unruͤhmlichſte Denkmal von der Welt ge- ſtiftet. Man lernt daraus den ganzen Haß kennen, den Hadrian bei dieſen Italienern erweckte: „Si ipsius avaritiam, crudelitatem et principatus administrandi inscitiam considerabimus, barbaro- rumque quos secum adduxerat asperam feramque naturam, me- rito inter pessimos pontifices referendus est. Er ſchaͤmt ſich nicht die elendeſten Pasquille auf den Geſtorbenen mitzutheilen, z. B. eins, wo er erſt mit einem Eſel, dann mit einem Wolf — post paulo faciem induit lupi acrem, — ja endlich mit Caracalla und Nero verglichen wird. Fragt man aber nach Beweiſen, ſo wird der arme Papſt durch das, was Vianeſio erzaͤhlt, ſogar gerechtfertigt.
Hadrian hatte eine Stube in der Torre Borgia, zu der er den Schluͤſſel immer bei ſich trug, die man das Allerheiligſte zu nennen
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Seſſa ſtand ihm bei. Leicht duͤrfte dieß Ereigniß zu der Wendung
der Politik Hadrians den entſcheidenden Anlaß gegeben haben.
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Clementis VII P. M. conclave et creatio. Bibl. Barb. 4. 70 Bl.
Auf dem Titel findet ſich folgende Bemerkung: „Hoc conclave
sapit stylum Joh. Bapt. Sangae civis Romani, qui fuit Clementi
VII ab epistolis.“ Allein man kann wohl unbedenklich dieſe Ver-
muthung verwerfen. Ein anderes MS der Barberina, das den Ti-
tel fuͤhrt: Vianesii Albergati Bononiensis commentarii rerum sui
temporis, enthaͤlt nichts als dieſes Conclave. Es bildet den erſten
Theil der Commentarien, von denen indeß keine Fortſetzung zu finden
iſt. Wir duͤrfen annehmen, daß das obgedachte Conclave den Via-
neſio Albergati zum Verfaſſer hat.
Wer war aber dieſer Autor? Mazzuchelli hat mehrere Alber-
gati, dieſen aber nicht.
In einem Briefe Girolamo Negros findet ſich folgendes Hiſtoͤr-
chen. Ein Bologneſe ließ Papſt Hadrian wiſſen, er habe ihm ein
wichtiges Geheimniß mitzutheilen, doch fehle es ihm an dem Geld
um die Reiſe zu machen. Meſſer Vianeſio, ein Freund und Beguͤn-
ſtigter der Medici, verwendete ſich fuͤr ihn. Dieſem ſagte endlich
der Papſt, er moͤchte die 24 Ducaten auslegen, welche der Bolo-
gneſe forderte, er ſolle ſie zuruͤckbekommen. Vianeſio that es; ſein
Mann kam an. Auf das geheimſte ward er eingefuͤhrt. „Heiliger
Vater,“ fing er an, „wenn Ihr die Tuͤrken beſiegen wollt, ſo muͤßt
Ihr eine große Armata zu Land und See ruͤſten.“ Weiter brachte
er nichts vor. „Per deum!“ ſagte der Papſt, den dieß ungemein
verdroß, als er Meſſer Vianeſio wiederſah, „dieſer Euer Bologneſe
iſt ein großer Gauner: aber er ſoll mich auf Eure Koſten betrogen
haben.“ Er gab ihm die 24 Duc. nicht wieder. Wahrſcheinlich iſt
dieß unſer Autor. Auch in unſerm Werkchen ſagt er, er habe zwi-
ſchen den Medici und dem Papſt den Unterhaͤndler gemacht: me
etiam internuntio. Er hatte gute Bekanntſchaft mit Hadrian, den
er bereits in Spanien kennen gelernt hatte.
Doch hat er ihm das unruͤhmlichſte Denkmal von der Welt ge-
ſtiftet. Man lernt daraus den ganzen Haß kennen, den Hadrian
bei dieſen Italienern erweckte: „Si ipsius avaritiam, crudelitatem
et principatus administrandi inscitiam considerabimus, barbaro-
rumque quos secum adduxerat asperam feramque naturam, me-
rito inter pessimos pontifices referendus est. Er ſchaͤmt ſich nicht
die elendeſten Pasquille auf den Geſtorbenen mitzutheilen, z. B.
eins, wo er erſt mit einem Eſel, dann mit einem Wolf — post
paulo faciem induit lupi acrem, — ja endlich mit Caracalla und
Nero verglichen wird. Fragt man aber nach Beweiſen, ſo wird der
arme Papſt durch das, was Vianeſio erzaͤhlt, ſogar gerechtfertigt.
Hadrian hatte eine Stube in der Torre Borgia, zu der er den
Schluͤſſel immer bei ſich trug, die man das Allerheiligſte zu nennen
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Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 3. Berlin, 1836, S. 240. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_paepste03_1836/252>, abgerufen am 03.03.2025.
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