stoli per aver danaro. Er berechnet die weltlichen Einkünfte auf 300000, die geistlichen auf 100000 Duc.
Die Politik Leos findet er durchaus antifranzösisch. Habe es jemals anders geschienen, so habe er sich verstellt. "Fenzeva esso amico del re di Francia." Damals war er aber ganz offen gegen Frankreich, wovon Gradenigo folgenden Grund anführt. Disse che mr di Lutrech et mr de l'Escu havia ditto che'l voleva che le recchia del papa fusse la major parte restasse di la so persona. Heißt es, es solle von dem Papst nicht viel mehr übrig bleiben als seine Ohren? Freilich ein grober Spaß und abgeschmackt dazu, den Leo sehr übel nahm. Nach der Nachricht von der Eroberung Mai- lands soll Leo gesagt haben, es sey erst die Hälfte des Krieges.
Leo hinterließ die päpstliche Kammer so erschöpft, daß man zu seinen Exequien die Wachskerzen nehmen mußte, welche für den kurz vorher gestorbenen Cardinal S. Giorgio bestimmt gewesen waren.
Der Gesandte erwartete noch die Ankunft Hadrians VI. Er beschreibt das mäßige, verständige Leben desselben, und bemerkt, daß er sich im Anfange neutral gehalten habe. Disse: il papa per opi- nion soa, ancora che'l sia dipendente del imperador, e neutral, ed a molto a cuor di far la trieva per atender a le cose del Turco, e questo si judica per le sue operation cotidiane come etiam per la mala contentezza del vicere di Napoli, che venne a Roma per far dichiarar il papa imperial, e S. Sta non volse, onde si parti senza conclusion. Il papa e molto intento a le cose di Hungaria e desidera si fazi la impresa contra infideli, dubita che'l Turco non vegni a Roma, pero cerca di unir li prin- cipi christiani e far la paxe universal, saltem trieve per tre anni.
13. Summario del viazo di oratori nostri andono a Roma a dar la obedientia a papa Hadriano VI.
Die einzige Relation die das Interesse einer Reisebeschreibung gewährt, und die auch auf Gegenstände der Kunst Rücksicht nimmt.
Die Gesandten schildern die Blüthe von Ancona, die Frucht- barkeit der Mark; in Spello werden sie von Oratio Baglione wohl aufgenommen; so kommen sie nach Rom.
Sie schildern ein Gastmahl, das ihnen ein Landsmann, Cardinal Cornelio, gab. Merkwürdig ihre Schilderung der Tafelmusik. A la tavola vennero ogni sorte de musici, che in Roma si atro- vava, li pifari excellenti, di continuo sonorono, ma eravi clavi- cembani con voce dentro mirabilissima, liuti e quatro violoni; -- auch Grimani gab ihnen ein Gastmahl; poi disnar venneno al- cuni musici, tra li quali una donna brutissima che canto in liuto mirabilmente.
Sie besuchen alsdann die Kirchen. In Sta Croce arbeitete man einige Verzierungen an den Thüren -- alcuni arnesi e volte di alcune porte di una preda raccolta delle anticaglie: jeder kleine Stein, den man hier verarbeitete, verdiente nach ihrer Meinung in Gold gefaßt und am Finger getragen zu werden. -- Das Pantheon.
Aluixe Gradenigo Rel. di 1523.
stoli per aver danaro. Er berechnet die weltlichen Einkuͤnfte auf 300000, die geiſtlichen auf 100000 Duc.
Die Politik Leos findet er durchaus antifranzoͤſiſch. Habe es jemals anders geſchienen, ſo habe er ſich verſtellt. „Fenzeva esso amico del re di Francia.“ Damals war er aber ganz offen gegen Frankreich, wovon Gradenigo folgenden Grund anfuͤhrt. Disse che mr di Lutrech et mr de l’Escu havia ditto che’l voleva che le recchia del papa fusse la major parte restasse di la so persona. Heißt es, es ſolle von dem Papſt nicht viel mehr uͤbrig bleiben als ſeine Ohren? Freilich ein grober Spaß und abgeſchmackt dazu, den Leo ſehr uͤbel nahm. Nach der Nachricht von der Eroberung Mai- lands ſoll Leo geſagt haben, es ſey erſt die Haͤlfte des Krieges.
Leo hinterließ die paͤpſtliche Kammer ſo erſchoͤpft, daß man zu ſeinen Exequien die Wachskerzen nehmen mußte, welche fuͤr den kurz vorher geſtorbenen Cardinal S. Giorgio beſtimmt geweſen waren.
Der Geſandte erwartete noch die Ankunft Hadrians VI. Er beſchreibt das maͤßige, verſtaͤndige Leben deſſelben, und bemerkt, daß er ſich im Anfange neutral gehalten habe. Disse: il papa per opi- nion soa, ancora che’l sia dipendente del imperador, è neutral, ed a molto a cuor di far la trieva per atender a le cose del Turco, e questo si judica per le sue operation cotidiane come etiam per la mala contentezza del vicere di Napoli, che venne a Roma per far dichiarar il papa imperial, e S. Stà non volse, onde si partì senza conclusion. Il papa è molto intento a le cose di Hungaria e desidera si fazi la impresa contra infideli, dubita che’l Turco non vegni a Roma, pero cerca di unir li prin- cipi christiani e far la paxe universal, saltem trieve per tre anni.
13. Summario del viazo di oratori nostri andono a Roma a dar la obedientia a papa Hadriano VI.
Die einzige Relation die das Intereſſe einer Reiſebeſchreibung gewaͤhrt, und die auch auf Gegenſtaͤnde der Kunſt Ruͤckſicht nimmt.
Die Geſandten ſchildern die Bluͤthe von Ancona, die Frucht- barkeit der Mark; in Spello werden ſie von Oratio Baglione wohl aufgenommen; ſo kommen ſie nach Rom.
Sie ſchildern ein Gaſtmahl, das ihnen ein Landsmann, Cardinal Cornelio, gab. Merkwuͤrdig ihre Schilderung der Tafelmuſik. A la tavola vennero ogni sorte de musici, che in Roma si atro- vava, li pifari excellenti, di continuo sonorono, ma eravi clavi- cembani con voce dentro mirabilissima, liuti e quatro violoni; — auch Grimani gab ihnen ein Gaſtmahl; poi disnar venneno al- cuni musici, tra li quali una donna brutissima che cantò in liuto mirabilmente.
Sie beſuchen alsdann die Kirchen. In Sta Croce arbeitete man einige Verzierungen an den Thuͤren — alcuni arnesi e volte di alcune porte di una preda raccolta delle anticaglie: jeder kleine Stein, den man hier verarbeitete, verdiente nach ihrer Meinung in Gold gefaßt und am Finger getragen zu werden. — Das Pantheon.
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Die Politik Leos findet er durchaus antifranzoͤſiſch. Habe es
jemals anders geſchienen, ſo habe er ſich verſtellt. „Fenzeva esso
amico del re di Francia.“ Damals war er aber ganz offen gegen
Frankreich, wovon Gradenigo folgenden Grund anfuͤhrt. Disse che
mr di Lutrech et mr de l’Escu havia ditto che’l voleva che le
recchia del papa fusse la major parte restasse di la so persona.
Heißt es, es ſolle von dem Papſt nicht viel mehr uͤbrig bleiben als
ſeine Ohren? Freilich ein grober Spaß und abgeſchmackt dazu, den
Leo ſehr uͤbel nahm. Nach der Nachricht von der Eroberung Mai-
lands ſoll Leo geſagt haben, es ſey erſt die Haͤlfte des Krieges.
Leo hinterließ die paͤpſtliche Kammer ſo erſchoͤpft, daß man zu
ſeinen Exequien die Wachskerzen nehmen mußte, welche fuͤr den kurz
vorher geſtorbenen Cardinal S. Giorgio beſtimmt geweſen waren.
Der Geſandte erwartete noch die Ankunft Hadrians VI. Er
beſchreibt das maͤßige, verſtaͤndige Leben deſſelben, und bemerkt, daß
er ſich im Anfange neutral gehalten habe. Disse: il papa per opi-
nion soa, ancora che’l sia dipendente del imperador, è neutral,
ed a molto a cuor di far la trieva per atender a le cose del
Turco, e questo si judica per le sue operation cotidiane come
etiam per la mala contentezza del vicere di Napoli, che venne
a Roma per far dichiarar il papa imperial, e S. Stà non volse,
onde si partì senza conclusion. Il papa è molto intento a le
cose di Hungaria e desidera si fazi la impresa contra infideli,
dubita che’l Turco non vegni a Roma, pero cerca di unir li prin-
cipi christiani e far la paxe universal, saltem trieve per tre anni.
13.
Summario del viazo di oratori nostri andono a Roma a dar la
obedientia a papa Hadriano VI.
Die einzige Relation die das Intereſſe einer Reiſebeſchreibung
gewaͤhrt, und die auch auf Gegenſtaͤnde der Kunſt Ruͤckſicht nimmt.
Die Geſandten ſchildern die Bluͤthe von Ancona, die Frucht-
barkeit der Mark; in Spello werden ſie von Oratio Baglione wohl
aufgenommen; ſo kommen ſie nach Rom.
Sie ſchildern ein Gaſtmahl, das ihnen ein Landsmann, Cardinal
Cornelio, gab. Merkwuͤrdig ihre Schilderung der Tafelmuſik. A
la tavola vennero ogni sorte de musici, che in Roma si atro-
vava, li pifari excellenti, di continuo sonorono, ma eravi clavi-
cembani con voce dentro mirabilissima, liuti e quatro violoni;
— auch Grimani gab ihnen ein Gaſtmahl; poi disnar venneno al-
cuni musici, tra li quali una donna brutissima che cantò in liuto
mirabilmente.
Sie beſuchen alsdann die Kirchen. In Sta Croce arbeitete man
einige Verzierungen an den Thuͤren — alcuni arnesi e volte di
alcune porte di una preda raccolta delle anticaglie: jeder kleine
Stein, den man hier verarbeitete, verdiente nach ihrer Meinung in
Gold gefaßt und am Finger getragen zu werden. — Das Pantheon.
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Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 3. Berlin, 1836, S. 238. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_paepste03_1836/250>, abgerufen am 03.03.2025.
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