Land in Besitz zu nehmen. Die Allodialerbschaft kam an Florenz. Auch das Gebiet von Urbino wurde nach dem Muster der übrigen Landschaften eingerichtet 1).
Kommen wir nun auf diese Verwaltung überhaupt, und zwar zunächst auf den wichtigsten Moment, von dem alles abhängt, die Finanzen.
Anwachs der Schulden des Kirchenstaates.
Wenn Sixtus V. die Ausgaben beschränkte, einen Schatz sammelte, so hatte er doch auch zugleich Einkünfte und Auflagen vermehrt, und eine große Masse Schulden darauf gegründet.
Sich einzuschränken, Geld zu sammeln war nicht Je- dermanns Sache. Auch wurden die Bedürfnisse sowohl der Kirche als des Staates von Jahr zu Jahr dringender. Zuweilen griff man den Schatz an: jedoch war seine Ver- wendung an so strenge Bedingungen gebunden, daß dieß doch nur in seltenen Fällen geschehen konnte. Sonderbarer Weise war es um vieles leichter Anleihen zu machen, als das Geld das man liegen hatte, zu brauchen. Auf das ra- scheste und rücksichtsloseste gingen die Päpste auf diesem Wege vorwärts.
Es ist sehr merkwürdig zu beobachten, wie sich das Verhältniß der Einkünfte und der Summe der Schuld
1) Aluise Contarini findet 1635 die Einwohner sehr unzufrie- den: quei sudditi s'aggravano molto della mutatione, chiamando tirannico il governo de' preti, i quali altro interesse che d'arri- chirsi e d'avanzarsi non vi tengono.
BuchVIII.Die Paͤpſte um d. Mitte d. 17. Jahrh.
Land in Beſitz zu nehmen. Die Allodialerbſchaft kam an Florenz. Auch das Gebiet von Urbino wurde nach dem Muſter der uͤbrigen Landſchaften eingerichtet 1).
Kommen wir nun auf dieſe Verwaltung uͤberhaupt, und zwar zunaͤchſt auf den wichtigſten Moment, von dem alles abhaͤngt, die Finanzen.
Anwachs der Schulden des Kirchenſtaates.
Wenn Sixtus V. die Ausgaben beſchraͤnkte, einen Schatz ſammelte, ſo hatte er doch auch zugleich Einkuͤnfte und Auflagen vermehrt, und eine große Maſſe Schulden darauf gegruͤndet.
Sich einzuſchraͤnken, Geld zu ſammeln war nicht Je- dermanns Sache. Auch wurden die Beduͤrfniſſe ſowohl der Kirche als des Staates von Jahr zu Jahr dringender. Zuweilen griff man den Schatz an: jedoch war ſeine Ver- wendung an ſo ſtrenge Bedingungen gebunden, daß dieß doch nur in ſeltenen Faͤllen geſchehen konnte. Sonderbarer Weiſe war es um vieles leichter Anleihen zu machen, als das Geld das man liegen hatte, zu brauchen. Auf das ra- ſcheſte und ruͤckſichtsloſeſte gingen die Paͤpſte auf dieſem Wege vorwaͤrts.
Es iſt ſehr merkwuͤrdig zu beobachten, wie ſich das Verhaͤltniß der Einkuͤnfte und der Summe der Schuld
1) Aluiſe Contarini findet 1635 die Einwohner ſehr unzufrie- den: quei sudditi s’aggravano molto della mutatione, chiamando tirannico il governo de’ preti, i quali altro interesse che d’arri- chirsi e d’avanzarsi non vi tengono.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0022"n="10"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#g">Buch</hi><hirendition="#aq">VIII.</hi><hirendition="#g">Die Paͤpſte um d. Mitte d. 17. Jahrh</hi>.</fw><lb/>
Land in Beſitz zu nehmen. Die Allodialerbſchaft kam an<lb/>
Florenz. Auch das Gebiet von Urbino wurde nach dem<lb/>
Muſter der uͤbrigen Landſchaften eingerichtet <noteplace="foot"n="1)">Aluiſe Contarini findet 1635 die Einwohner ſehr unzufrie-<lb/>
den: <hirendition="#aq">quei sudditi s’aggravano molto della mutatione, chiamando<lb/>
tirannico il governo de’ preti, i quali altro interesse che d’arri-<lb/>
chirsi e d’avanzarsi non vi tengono</hi>.</note>.</p><lb/><p>Kommen wir nun auf dieſe Verwaltung uͤberhaupt,<lb/>
und zwar zunaͤchſt auf den wichtigſten Moment, von dem<lb/>
alles abhaͤngt, die Finanzen.</p></div><lb/><divn="2"><head>Anwachs der Schulden des Kirchenſtaates.</head><lb/><p>Wenn Sixtus <hirendition="#aq">V.</hi> die Ausgaben beſchraͤnkte, einen Schatz<lb/>ſammelte, ſo hatte er doch auch zugleich Einkuͤnfte und<lb/>
Auflagen vermehrt, und eine große Maſſe Schulden darauf<lb/>
gegruͤndet.</p><lb/><p>Sich einzuſchraͤnken, Geld zu ſammeln war nicht Je-<lb/>
dermanns Sache. Auch wurden die Beduͤrfniſſe ſowohl<lb/>
der Kirche als des Staates von Jahr zu Jahr dringender.<lb/>
Zuweilen griff man den Schatz an: jedoch war ſeine Ver-<lb/>
wendung an ſo ſtrenge Bedingungen gebunden, daß dieß<lb/>
doch nur in ſeltenen Faͤllen geſchehen konnte. Sonderbarer<lb/>
Weiſe war es um vieles leichter Anleihen zu machen, als<lb/>
das Geld das man liegen hatte, zu brauchen. Auf das ra-<lb/>ſcheſte und ruͤckſichtsloſeſte gingen die Paͤpſte auf dieſem<lb/>
Wege vorwaͤrts.</p><lb/><p>Es iſt ſehr merkwuͤrdig zu beobachten, wie ſich das<lb/>
Verhaͤltniß der Einkuͤnfte und der Summe der Schuld<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[10/0022]
Buch VIII. Die Paͤpſte um d. Mitte d. 17. Jahrh.
Land in Beſitz zu nehmen. Die Allodialerbſchaft kam an
Florenz. Auch das Gebiet von Urbino wurde nach dem
Muſter der uͤbrigen Landſchaften eingerichtet 1).
Kommen wir nun auf dieſe Verwaltung uͤberhaupt,
und zwar zunaͤchſt auf den wichtigſten Moment, von dem
alles abhaͤngt, die Finanzen.
Anwachs der Schulden des Kirchenſtaates.
Wenn Sixtus V. die Ausgaben beſchraͤnkte, einen Schatz
ſammelte, ſo hatte er doch auch zugleich Einkuͤnfte und
Auflagen vermehrt, und eine große Maſſe Schulden darauf
gegruͤndet.
Sich einzuſchraͤnken, Geld zu ſammeln war nicht Je-
dermanns Sache. Auch wurden die Beduͤrfniſſe ſowohl
der Kirche als des Staates von Jahr zu Jahr dringender.
Zuweilen griff man den Schatz an: jedoch war ſeine Ver-
wendung an ſo ſtrenge Bedingungen gebunden, daß dieß
doch nur in ſeltenen Faͤllen geſchehen konnte. Sonderbarer
Weiſe war es um vieles leichter Anleihen zu machen, als
das Geld das man liegen hatte, zu brauchen. Auf das ra-
ſcheſte und ruͤckſichtsloſeſte gingen die Paͤpſte auf dieſem
Wege vorwaͤrts.
Es iſt ſehr merkwuͤrdig zu beobachten, wie ſich das
Verhaͤltniß der Einkuͤnfte und der Summe der Schuld
1) Aluiſe Contarini findet 1635 die Einwohner ſehr unzufrie-
den: quei sudditi s’aggravano molto della mutatione, chiamando
tirannico il governo de’ preti, i quali altro interesse che d’arri-
chirsi e d’avanzarsi non vi tengono.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 3. Berlin, 1836, S. 10. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_paepste03_1836/22>, abgerufen am 07.07.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.