Das Herzogthum Urbino umfaßte sieben Städte, bei 300 Schlösser: es hatte eine fruchtbare, zum Handel wohl- gelegene Seeküste, -- die Apenninen hinauf gesundes, an- muthiges Bergland.
Wie die ferraresischen, machten sich auch die urbina- tischen Herzöge bald durch Waffenthaten, bald durch lite- rarische Bestrebungen, bald durch einen freigebigen glänzen- den Hofhalt bemerklich 1). Guidubaldo II. hatte im Jahre 1570 vier Hofhaltungen eingerichtet: außer seiner eigenen besondere für seine Gemahlin, den Prinzen und die Prin- zessin: sie waren alle glänzend, gern besucht von einheimi- schen Edelleuten, offen für die Fremden 2). Nach alter Sitte ward jeder Fremde in dem Pallast bewirthet. Die Einkünfte des Landes hätten zu so vielem Aufwande wohl nicht hingereicht: sie konnten sich, wenn der Kornhandel in Sinigaglia gut ging, auf 100000 Sc. belaufen. Aber die Fürsten standen, wenigstens dem Namen und Titel nach, immer in fremden Kriegsdiensten: die glückliche Lage des Landes in der Mitte von Italien bewirkte, daß die benach-
1) Bernardo Tasso hat ihnen im 47sten Buche des Amadigi einen prächtigen Lobspruch gewidmet: Vedete i quattro a cui il vecchio Apennino ornera il petto suo di fiori e d'erba -- --
2)Relatione di Lazzaro Mocenigo ritornato da Guidubaldo duca d'Urbino 1570. Vuole alloggiar tutti li personaggi che passano per il suo stato, il numero de' quali alla fine dell' anno si trova esser grandissimo.
BuchVIII.Die Paͤpſte um d. Mitte d. 17. Jahrh.
Heimfall von Urbino.
Das Herzogthum Urbino umfaßte ſieben Staͤdte, bei 300 Schloͤſſer: es hatte eine fruchtbare, zum Handel wohl- gelegene Seekuͤſte, — die Apenninen hinauf geſundes, an- muthiges Bergland.
Wie die ferrareſiſchen, machten ſich auch die urbina- tiſchen Herzoͤge bald durch Waffenthaten, bald durch lite- rariſche Beſtrebungen, bald durch einen freigebigen glaͤnzen- den Hofhalt bemerklich 1). Guidubaldo II. hatte im Jahre 1570 vier Hofhaltungen eingerichtet: außer ſeiner eigenen beſondere fuͤr ſeine Gemahlin, den Prinzen und die Prin- zeſſin: ſie waren alle glaͤnzend, gern beſucht von einheimi- ſchen Edelleuten, offen fuͤr die Fremden 2). Nach alter Sitte ward jeder Fremde in dem Pallaſt bewirthet. Die Einkuͤnfte des Landes haͤtten zu ſo vielem Aufwande wohl nicht hingereicht: ſie konnten ſich, wenn der Kornhandel in Sinigaglia gut ging, auf 100000 Sc. belaufen. Aber die Fuͤrſten ſtanden, wenigſtens dem Namen und Titel nach, immer in fremden Kriegsdienſten: die gluͤckliche Lage des Landes in der Mitte von Italien bewirkte, daß die benach-
1) Bernardo Taſſo hat ihnen im 47ſten Buche des Amadigi einen praͤchtigen Lobſpruch gewidmet: Vedete i quattro a cui il vecchio Apennino ornerà il petto suo di fiori e d’erba — —
2)Relatione di Lazzaro Mocenigo ritornato da Guidubaldo duca d’Urbino 1570. Vuole alloggiar tutti li personaggi che passano per il suo stato, il numero de’ quali alla fine dell’ anno si trova esser grandissimo.
<TEI><text><body><divn="1"><pbn="4"facs="#f0016"/><fwtype="header"place="top"><hirendition="#g">Buch</hi><hirendition="#aq">VIII.</hi><hirendition="#g">Die Paͤpſte um d. Mitte d. 17. Jahrh</hi>.</fw><lb/><divn="2"><head>Heimfall von Urbino.</head><lb/><p>Das Herzogthum Urbino umfaßte ſieben Staͤdte, bei<lb/>
300 Schloͤſſer: es hatte eine fruchtbare, zum Handel wohl-<lb/>
gelegene Seekuͤſte, — die Apenninen hinauf geſundes, an-<lb/>
muthiges Bergland.</p><lb/><p>Wie die ferrareſiſchen, machten ſich auch die urbina-<lb/>
tiſchen Herzoͤge bald durch Waffenthaten, bald durch lite-<lb/>
rariſche Beſtrebungen, bald durch einen freigebigen glaͤnzen-<lb/>
den Hofhalt bemerklich <noteplace="foot"n="1)">Bernardo Taſſo hat ihnen im 47ſten Buche des Amadigi<lb/>
einen praͤchtigen Lobſpruch gewidmet:<lb/><hirendition="#aq">Vedete i quattro a cui il vecchio Apennino<lb/>
ornerà il petto suo di fiori e d’erba</hi>——</note>. Guidubaldo <hirendition="#aq">II.</hi> hatte im Jahre<lb/>
1570 vier Hofhaltungen eingerichtet: außer ſeiner eigenen<lb/>
beſondere fuͤr ſeine Gemahlin, den Prinzen und die Prin-<lb/>
zeſſin: ſie waren alle glaͤnzend, gern beſucht von einheimi-<lb/>ſchen Edelleuten, offen fuͤr die Fremden <noteplace="foot"n="2)"><hirendition="#aq">Relatione di Lazzaro Mocenigo ritornato da Guidubaldo<lb/>
duca d’Urbino 1570. Vuole alloggiar tutti li personaggi che<lb/>
passano per il suo stato, il numero de’ quali alla fine dell’ anno<lb/>
si trova esser grandissimo</hi>.</note>. Nach alter<lb/>
Sitte ward jeder Fremde in dem Pallaſt bewirthet. Die<lb/>
Einkuͤnfte des Landes haͤtten zu ſo vielem Aufwande wohl<lb/>
nicht hingereicht: ſie konnten ſich, wenn der Kornhandel in<lb/>
Sinigaglia gut ging, auf 100000 Sc. belaufen. Aber die<lb/>
Fuͤrſten ſtanden, wenigſtens dem Namen und Titel nach,<lb/>
immer in fremden Kriegsdienſten: die gluͤckliche Lage des<lb/>
Landes in der Mitte von Italien bewirkte, daß die benach-<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[4/0016]
Buch VIII. Die Paͤpſte um d. Mitte d. 17. Jahrh.
Heimfall von Urbino.
Das Herzogthum Urbino umfaßte ſieben Staͤdte, bei
300 Schloͤſſer: es hatte eine fruchtbare, zum Handel wohl-
gelegene Seekuͤſte, — die Apenninen hinauf geſundes, an-
muthiges Bergland.
Wie die ferrareſiſchen, machten ſich auch die urbina-
tiſchen Herzoͤge bald durch Waffenthaten, bald durch lite-
rariſche Beſtrebungen, bald durch einen freigebigen glaͤnzen-
den Hofhalt bemerklich 1). Guidubaldo II. hatte im Jahre
1570 vier Hofhaltungen eingerichtet: außer ſeiner eigenen
beſondere fuͤr ſeine Gemahlin, den Prinzen und die Prin-
zeſſin: ſie waren alle glaͤnzend, gern beſucht von einheimi-
ſchen Edelleuten, offen fuͤr die Fremden 2). Nach alter
Sitte ward jeder Fremde in dem Pallaſt bewirthet. Die
Einkuͤnfte des Landes haͤtten zu ſo vielem Aufwande wohl
nicht hingereicht: ſie konnten ſich, wenn der Kornhandel in
Sinigaglia gut ging, auf 100000 Sc. belaufen. Aber die
Fuͤrſten ſtanden, wenigſtens dem Namen und Titel nach,
immer in fremden Kriegsdienſten: die gluͤckliche Lage des
Landes in der Mitte von Italien bewirkte, daß die benach-
1) Bernardo Taſſo hat ihnen im 47ſten Buche des Amadigi
einen praͤchtigen Lobſpruch gewidmet:
Vedete i quattro a cui il vecchio Apennino
ornerà il petto suo di fiori e d’erba — —
2) Relatione di Lazzaro Mocenigo ritornato da Guidubaldo
duca d’Urbino 1570. Vuole alloggiar tutti li personaggi che
passano per il suo stato, il numero de’ quali alla fine dell’ anno
si trova esser grandissimo.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 3. Berlin, 1836, S. 4. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_paepste03_1836/16>, abgerufen am 03.03.2025.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften
(Kontakt).
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2025. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.