Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 2. Berlin, 1836.

Bild:
<< vorherige Seite

der katholischen Restauration. Deutschland.
Griechen bei Seite zu bringen: jene Union von 1595 er-
weckte vielmehr Abscheu als Nachfolge. Die Partei der
Dissidenten, aus Protestanten und Griechen zusammengesetzt,
war immer von großer Bedeutung: die gewerbreichsten Städte,
die streitbarsten Völkerschaften, wie die Kosaken, gaben ihren
Forderungen einen besondern Nachdruck. Dieser Widerstand
war um so mächtiger, da er an den Nachbarn, die nicht
hatten überwältigt werden können, Rußland und Schwe-
den, von Tage zu Tage einen stärkern Rückhalt fand.

2.
Fortsetzung der Gegenreformation in Deutschland.

Ganz andere Grundsätze hegte man in Deutschland:
jeder Fürst hielt es für sein gutes Recht, in seinen Land-
schaften die Religion nach seinen persönlichen Grundsätzen
einzurichten.

Ohne viel Zuthun der Reichsgewalt, ohne besonderes
Aufsehen wogte dann die angefangene Bewegung weiter.

Besonders hielten es die geistlichen Fürsten für ihre
Pflicht ihre Territorien zum Katholicismus zurückzuführen.

Schon erschienen die Schüler der Jesuiten unter ih-
nen. Johann Adam von Bicken, Churfürst von Mainz
von 1601--1604, war ein Zögling des Collegium Ger-
manicum in Rom. In dem Schloß von Königstein hörte
er einst die Gesänge, mit denen die dortige lutherische Ge-
meinde ihren verstorbenen Pfarrer bestattete. "Mag sie
denn," rief er aus, "ihre Synagoge ehrlich zu Grabe brin-

der katholiſchen Reſtauration. Deutſchland.
Griechen bei Seite zu bringen: jene Union von 1595 er-
weckte vielmehr Abſcheu als Nachfolge. Die Partei der
Diſſidenten, aus Proteſtanten und Griechen zuſammengeſetzt,
war immer von großer Bedeutung: die gewerbreichſten Staͤdte,
die ſtreitbarſten Voͤlkerſchaften, wie die Koſaken, gaben ihren
Forderungen einen beſondern Nachdruck. Dieſer Widerſtand
war um ſo maͤchtiger, da er an den Nachbarn, die nicht
hatten uͤberwaͤltigt werden koͤnnen, Rußland und Schwe-
den, von Tage zu Tage einen ſtaͤrkern Ruͤckhalt fand.

2.
Fortſetzung der Gegenreformation in Deutſchland.

Ganz andere Grundſaͤtze hegte man in Deutſchland:
jeder Fuͤrſt hielt es fuͤr ſein gutes Recht, in ſeinen Land-
ſchaften die Religion nach ſeinen perſoͤnlichen Grundſaͤtzen
einzurichten.

Ohne viel Zuthun der Reichsgewalt, ohne beſonderes
Aufſehen wogte dann die angefangene Bewegung weiter.

Beſonders hielten es die geiſtlichen Fuͤrſten fuͤr ihre
Pflicht ihre Territorien zum Katholicismus zuruͤckzufuͤhren.

Schon erſchienen die Schuͤler der Jeſuiten unter ih-
nen. Johann Adam von Bicken, Churfuͤrſt von Mainz
von 1601—1604, war ein Zoͤgling des Collegium Ger-
manicum in Rom. In dem Schloß von Koͤnigſtein hoͤrte
er einſt die Geſaͤnge, mit denen die dortige lutheriſche Ge-
meinde ihren verſtorbenen Pfarrer beſtattete. „Mag ſie
denn,“ rief er aus, „ihre Synagoge ehrlich zu Grabe brin-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0411" n="399"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">der katholi&#x017F;chen Re&#x017F;tauration. Deut&#x017F;chland</hi>.</fw><lb/>
Griechen bei Seite zu bringen: jene Union von 1595 er-<lb/>
weckte vielmehr Ab&#x017F;cheu als Nachfolge. Die Partei der<lb/>
Di&#x017F;&#x017F;identen, aus Prote&#x017F;tanten und Griechen zu&#x017F;ammenge&#x017F;etzt,<lb/>
war immer von großer Bedeutung: die gewerbreich&#x017F;ten Sta&#x0364;dte,<lb/>
die &#x017F;treitbar&#x017F;ten Vo&#x0364;lker&#x017F;chaften, wie die Ko&#x017F;aken, gaben ihren<lb/>
Forderungen einen be&#x017F;ondern Nachdruck. Die&#x017F;er Wider&#x017F;tand<lb/>
war um &#x017F;o ma&#x0364;chtiger, da er an den Nachbarn, die nicht<lb/>
hatten u&#x0364;berwa&#x0364;ltigt werden ko&#x0364;nnen, Rußland und Schwe-<lb/>
den, von Tage zu Tage einen &#x017F;ta&#x0364;rkern Ru&#x0364;ckhalt fand.</p>
            </div>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>2.<lb/>
Fort&#x017F;etzung der Gegenreformation in Deut&#x017F;chland.</head><lb/>
            <p>Ganz andere Grund&#x017F;a&#x0364;tze hegte man in Deut&#x017F;chland:<lb/>
jeder Fu&#x0364;r&#x017F;t hielt es fu&#x0364;r &#x017F;ein gutes Recht, in &#x017F;einen Land-<lb/>
&#x017F;chaften die Religion nach &#x017F;einen per&#x017F;o&#x0364;nlichen Grund&#x017F;a&#x0364;tzen<lb/>
einzurichten.</p><lb/>
            <p>Ohne viel Zuthun der Reichsgewalt, ohne be&#x017F;onderes<lb/>
Auf&#x017F;ehen wogte dann die angefangene Bewegung weiter.</p><lb/>
            <p>Be&#x017F;onders hielten es die gei&#x017F;tlichen Fu&#x0364;r&#x017F;ten fu&#x0364;r ihre<lb/>
Pflicht ihre Territorien zum Katholicismus zuru&#x0364;ckzufu&#x0364;hren.</p><lb/>
            <p>Schon er&#x017F;chienen die Schu&#x0364;ler der Je&#x017F;uiten unter ih-<lb/>
nen. Johann Adam von Bicken, Churfu&#x0364;r&#x017F;t von Mainz<lb/>
von 1601&#x2014;1604, war ein Zo&#x0364;gling des Collegium Ger-<lb/>
manicum in Rom. In dem Schloß von Ko&#x0364;nig&#x017F;tein ho&#x0364;rte<lb/>
er ein&#x017F;t die Ge&#x017F;a&#x0364;nge, mit denen die dortige lutheri&#x017F;che Ge-<lb/>
meinde ihren ver&#x017F;torbenen Pfarrer be&#x017F;tattete. &#x201E;Mag &#x017F;ie<lb/>
denn,&#x201C; rief er aus, &#x201E;ihre Synagoge ehrlich zu Grabe brin-<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[399/0411] der katholiſchen Reſtauration. Deutſchland. Griechen bei Seite zu bringen: jene Union von 1595 er- weckte vielmehr Abſcheu als Nachfolge. Die Partei der Diſſidenten, aus Proteſtanten und Griechen zuſammengeſetzt, war immer von großer Bedeutung: die gewerbreichſten Staͤdte, die ſtreitbarſten Voͤlkerſchaften, wie die Koſaken, gaben ihren Forderungen einen beſondern Nachdruck. Dieſer Widerſtand war um ſo maͤchtiger, da er an den Nachbarn, die nicht hatten uͤberwaͤltigt werden koͤnnen, Rußland und Schwe- den, von Tage zu Tage einen ſtaͤrkern Ruͤckhalt fand. 2. Fortſetzung der Gegenreformation in Deutſchland. Ganz andere Grundſaͤtze hegte man in Deutſchland: jeder Fuͤrſt hielt es fuͤr ſein gutes Recht, in ſeinen Land- ſchaften die Religion nach ſeinen perſoͤnlichen Grundſaͤtzen einzurichten. Ohne viel Zuthun der Reichsgewalt, ohne beſonderes Aufſehen wogte dann die angefangene Bewegung weiter. Beſonders hielten es die geiſtlichen Fuͤrſten fuͤr ihre Pflicht ihre Territorien zum Katholicismus zuruͤckzufuͤhren. Schon erſchienen die Schuͤler der Jeſuiten unter ih- nen. Johann Adam von Bicken, Churfuͤrſt von Mainz von 1601—1604, war ein Zoͤgling des Collegium Ger- manicum in Rom. In dem Schloß von Koͤnigſtein hoͤrte er einſt die Geſaͤnge, mit denen die dortige lutheriſche Ge- meinde ihren verſtorbenen Pfarrer beſtattete. „Mag ſie denn,“ rief er aus, „ihre Synagoge ehrlich zu Grabe brin-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_paepste02_1836
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_paepste02_1836/411
Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 2. Berlin, 1836, S. 399. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_paepste02_1836/411>, abgerufen am 22.12.2024.