Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 2. Berlin, 1836.

Bild:
<< vorherige Seite
Erstes Kapitel.
Fortschritte der katholischen Restauration.
1590--1617.


1.
Unternehmungen des Katholicismus in Polen und
den angrenzenden Ländern.

Es ist die Meinung ausgesprochen worden, die Pro-
testanten, die ja, wie wir sahen, in Polen eine Zeitlang ent-
schieden die Oberhand besaßen, wären auch wohl im Stande
gewesen einen König ihres Glaubens auf den Thron zu
erheben: aber ihnen selbst sey am Ende ein Katholik vor-
theilhafter vorgekommen, weil er in dem Papste doch noch
eine höhere Gewalt, einen Richter über sich habe.

Wäre dem so, so würden sie sich für eine so unpro-
testantische Gesinnung selber eine harte Züchtigung zugezo-
gen haben.

Denn eben durch einen katholischen König vermochte
der Papst ihnen den Krieg zu machen.

Hatten doch sogar die päpstlichen Nuntien von allen
fremden Gesandten in Polen allein das Recht sich mit dem
König ohne Anwesenheit eines Senators zu unterreden. Man
kennt sie wohl: sie waren klug und gewandt genug um

Erſtes Kapitel.
Fortſchritte der katholiſchen Reſtauration.
1590—1617.


1.
Unternehmungen des Katholicismus in Polen und
den angrenzenden Laͤndern.

Es iſt die Meinung ausgeſprochen worden, die Pro-
teſtanten, die ja, wie wir ſahen, in Polen eine Zeitlang ent-
ſchieden die Oberhand beſaßen, waͤren auch wohl im Stande
geweſen einen Koͤnig ihres Glaubens auf den Thron zu
erheben: aber ihnen ſelbſt ſey am Ende ein Katholik vor-
theilhafter vorgekommen, weil er in dem Papſte doch noch
eine hoͤhere Gewalt, einen Richter uͤber ſich habe.

Waͤre dem ſo, ſo wuͤrden ſie ſich fuͤr eine ſo unpro-
teſtantiſche Geſinnung ſelber eine harte Zuͤchtigung zugezo-
gen haben.

Denn eben durch einen katholiſchen Koͤnig vermochte
der Papſt ihnen den Krieg zu machen.

Hatten doch ſogar die paͤpſtlichen Nuntien von allen
fremden Geſandten in Polen allein das Recht ſich mit dem
Koͤnig ohne Anweſenheit eines Senators zu unterreden. Man
kennt ſie wohl: ſie waren klug und gewandt genug um

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0377" n="365"/>
        <div n="2">
          <head><hi rendition="#g">Er&#x017F;tes Kapitel</hi>.<lb/>
Fort&#x017F;chritte der katholi&#x017F;chen Re&#x017F;tauration.<lb/>
1590&#x2014;1617.</head><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
          <div n="3">
            <head>1.<lb/>
Unternehmungen des Katholicismus in Polen und<lb/>
den angrenzenden La&#x0364;ndern.</head><lb/>
            <p>Es i&#x017F;t die Meinung ausge&#x017F;prochen worden, die Pro-<lb/>
te&#x017F;tanten, die ja, wie wir &#x017F;ahen, in Polen eine Zeitlang ent-<lb/>
&#x017F;chieden die Oberhand be&#x017F;aßen, wa&#x0364;ren auch wohl im Stande<lb/>
gewe&#x017F;en einen Ko&#x0364;nig ihres Glaubens auf den Thron zu<lb/>
erheben: aber ihnen &#x017F;elb&#x017F;t &#x017F;ey am Ende ein Katholik vor-<lb/>
theilhafter vorgekommen, weil er in dem Pap&#x017F;te doch noch<lb/>
eine ho&#x0364;here Gewalt, einen Richter u&#x0364;ber &#x017F;ich habe.</p><lb/>
            <p>Wa&#x0364;re dem &#x017F;o, &#x017F;o wu&#x0364;rden &#x017F;ie &#x017F;ich fu&#x0364;r eine &#x017F;o unpro-<lb/>
te&#x017F;tanti&#x017F;che Ge&#x017F;innung &#x017F;elber eine harte Zu&#x0364;chtigung zugezo-<lb/>
gen haben.</p><lb/>
            <p>Denn eben durch einen katholi&#x017F;chen Ko&#x0364;nig vermochte<lb/>
der Pap&#x017F;t ihnen den Krieg zu machen.</p><lb/>
            <p>Hatten doch &#x017F;ogar die pa&#x0364;p&#x017F;tlichen Nuntien von allen<lb/>
fremden Ge&#x017F;andten in Polen allein das Recht &#x017F;ich mit dem<lb/>
Ko&#x0364;nig ohne Anwe&#x017F;enheit eines Senators zu unterreden. Man<lb/>
kennt &#x017F;ie wohl: &#x017F;ie waren klug und gewandt genug um<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[365/0377] Erſtes Kapitel. Fortſchritte der katholiſchen Reſtauration. 1590—1617. 1. Unternehmungen des Katholicismus in Polen und den angrenzenden Laͤndern. Es iſt die Meinung ausgeſprochen worden, die Pro- teſtanten, die ja, wie wir ſahen, in Polen eine Zeitlang ent- ſchieden die Oberhand beſaßen, waͤren auch wohl im Stande geweſen einen Koͤnig ihres Glaubens auf den Thron zu erheben: aber ihnen ſelbſt ſey am Ende ein Katholik vor- theilhafter vorgekommen, weil er in dem Papſte doch noch eine hoͤhere Gewalt, einen Richter uͤber ſich habe. Waͤre dem ſo, ſo wuͤrden ſie ſich fuͤr eine ſo unpro- teſtantiſche Geſinnung ſelber eine harte Zuͤchtigung zugezo- gen haben. Denn eben durch einen katholiſchen Koͤnig vermochte der Papſt ihnen den Krieg zu machen. Hatten doch ſogar die paͤpſtlichen Nuntien von allen fremden Geſandten in Polen allein das Recht ſich mit dem Koͤnig ohne Anweſenheit eines Senators zu unterreden. Man kennt ſie wohl: ſie waren klug und gewandt genug um

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_paepste02_1836
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_paepste02_1836/377
Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 2. Berlin, 1836, S. 365. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_paepste02_1836/377>, abgerufen am 21.11.2024.