Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 2. Berlin, 1836.

Bild:
<< vorherige Seite
Streitkräfte des Papstthums.

Vor allem leistete hier die zugleich weltkluge und re-
ligionseifrige, mit dem Sinne des modernen Katholicismus
durchdrungene Gesellschaft der Jesuiten der römischen Kirche
gute Dienste. Vergegenwärtigen wir zunächst deren Wirk-
samkeit.

Die ersten Jesuitenschulen in Deutschland.

Auf dem Reichstag zu Augsburg im Jahre 1550
hatte Ferdinand I. seinen Beichtvater den Bischof Urban
von Laibach bei sich. Es war dieß Einer von den weni-
gen Prälaten, die sich in ihrem Glauben nicht hatten er-
schüttern lassen. Oft bestieg er zu Hause die Kanzel, um
das Volk in der Landessprache zu ermahnen bei dem Glau-
ben seiner Väter auszuharren, um von dem Einigen Schaf-
stall und dem Einigen Hirten zu predigen 1). Damals
nun befand sich auch der Jesuit Le Jay in Augsburg,
und erregte durch einige Bekehrungen Aufsehen. Bischof
Urban lernte ihn kennen, und hörte zuerst durch ihn von
den Collegien, welche die Jesuiten an mehreren Universi-
täten gestiftet. Da in Deutschland die katholische Theo-
logie in so großem Verfall war, so gab er seinem Herrn
den Rath, in Wien ein ähnliches Collegium einzurich-
ten. Lebhaft ging Ferdinand darauf ein: in dem Schrei-
ben, das er hierüber an Ignatius Loyola richtete, spricht
er die Ueberzeugung aus, das einzige Mittel die fallende

1) Valvassor: Ehre des Herzogthums Krain. Theil II, Buch
VII, p. 433.
Streitkraͤfte des Papſtthums.

Vor allem leiſtete hier die zugleich weltkluge und re-
ligionseifrige, mit dem Sinne des modernen Katholicismus
durchdrungene Geſellſchaft der Jeſuiten der roͤmiſchen Kirche
gute Dienſte. Vergegenwaͤrtigen wir zunaͤchſt deren Wirk-
ſamkeit.

Die erſten Jeſuitenſchulen in Deutſchland.

Auf dem Reichstag zu Augsburg im Jahre 1550
hatte Ferdinand I. ſeinen Beichtvater den Biſchof Urban
von Laibach bei ſich. Es war dieß Einer von den weni-
gen Praͤlaten, die ſich in ihrem Glauben nicht hatten er-
ſchuͤttern laſſen. Oft beſtieg er zu Hauſe die Kanzel, um
das Volk in der Landesſprache zu ermahnen bei dem Glau-
ben ſeiner Vaͤter auszuharren, um von dem Einigen Schaf-
ſtall und dem Einigen Hirten zu predigen 1). Damals
nun befand ſich auch der Jeſuit Le Jay in Augsburg,
und erregte durch einige Bekehrungen Aufſehen. Biſchof
Urban lernte ihn kennen, und hoͤrte zuerſt durch ihn von
den Collegien, welche die Jeſuiten an mehreren Univerſi-
taͤten geſtiftet. Da in Deutſchland die katholiſche Theo-
logie in ſo großem Verfall war, ſo gab er ſeinem Herrn
den Rath, in Wien ein aͤhnliches Collegium einzurich-
ten. Lebhaft ging Ferdinand darauf ein: in dem Schrei-
ben, das er hieruͤber an Ignatius Loyola richtete, ſpricht
er die Ueberzeugung aus, das einzige Mittel die fallende

1) Valvaſſor: Ehre des Herzogthums Krain. Theil II, Buch
VII, p. 433.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0037" n="25"/>
          <fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Streitkra&#x0364;fte des Pap&#x017F;tthums</hi>.</fw><lb/>
          <p>Vor allem lei&#x017F;tete hier die zugleich weltkluge und re-<lb/>
ligionseifrige, mit dem Sinne des modernen Katholicismus<lb/>
durchdrungene Ge&#x017F;ell&#x017F;chaft der Je&#x017F;uiten der ro&#x0364;mi&#x017F;chen Kirche<lb/>
gute Dien&#x017F;te. Vergegenwa&#x0364;rtigen wir zuna&#x0364;ch&#x017F;t deren Wirk-<lb/>
&#x017F;amkeit.</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head>Die er&#x017F;ten Je&#x017F;uiten&#x017F;chulen in Deut&#x017F;chland.</head><lb/>
          <p>Auf dem Reichstag zu Augsburg im Jahre 1550<lb/>
hatte Ferdinand <hi rendition="#aq">I.</hi> &#x017F;einen Beichtvater den Bi&#x017F;chof Urban<lb/>
von Laibach bei &#x017F;ich. Es war dieß Einer von den weni-<lb/>
gen Pra&#x0364;laten, die &#x017F;ich in ihrem Glauben nicht hatten er-<lb/>
&#x017F;chu&#x0364;ttern la&#x017F;&#x017F;en. Oft be&#x017F;tieg er zu Hau&#x017F;e die Kanzel, um<lb/>
das Volk in der Landes&#x017F;prache zu ermahnen bei dem Glau-<lb/>
ben &#x017F;einer Va&#x0364;ter auszuharren, um von dem Einigen Schaf-<lb/>
&#x017F;tall und dem Einigen Hirten zu predigen <note place="foot" n="1)">Valva&#x017F;&#x017F;or: Ehre des Herzogthums Krain. Theil <hi rendition="#aq">II,</hi> Buch<lb/><hi rendition="#aq">VII, p.</hi> 433.</note>. Damals<lb/>
nun befand &#x017F;ich auch der Je&#x017F;uit Le Jay in Augsburg,<lb/>
und erregte durch einige Bekehrungen Auf&#x017F;ehen. Bi&#x017F;chof<lb/>
Urban lernte ihn kennen, und ho&#x0364;rte zuer&#x017F;t durch ihn von<lb/>
den Collegien, welche die Je&#x017F;uiten an mehreren Univer&#x017F;i-<lb/>
ta&#x0364;ten ge&#x017F;tiftet. Da in Deut&#x017F;chland die katholi&#x017F;che Theo-<lb/>
logie in &#x017F;o großem Verfall war, &#x017F;o gab er &#x017F;einem Herrn<lb/>
den Rath, in Wien ein a&#x0364;hnliches Collegium einzurich-<lb/>
ten. Lebhaft ging Ferdinand darauf ein: in dem Schrei-<lb/>
ben, das er hieru&#x0364;ber an Ignatius Loyola richtete, &#x017F;pricht<lb/>
er die Ueberzeugung aus, das einzige Mittel die fallende<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[25/0037] Streitkraͤfte des Papſtthums. Vor allem leiſtete hier die zugleich weltkluge und re- ligionseifrige, mit dem Sinne des modernen Katholicismus durchdrungene Geſellſchaft der Jeſuiten der roͤmiſchen Kirche gute Dienſte. Vergegenwaͤrtigen wir zunaͤchſt deren Wirk- ſamkeit. Die erſten Jeſuitenſchulen in Deutſchland. Auf dem Reichstag zu Augsburg im Jahre 1550 hatte Ferdinand I. ſeinen Beichtvater den Biſchof Urban von Laibach bei ſich. Es war dieß Einer von den weni- gen Praͤlaten, die ſich in ihrem Glauben nicht hatten er- ſchuͤttern laſſen. Oft beſtieg er zu Hauſe die Kanzel, um das Volk in der Landesſprache zu ermahnen bei dem Glau- ben ſeiner Vaͤter auszuharren, um von dem Einigen Schaf- ſtall und dem Einigen Hirten zu predigen 1). Damals nun befand ſich auch der Jeſuit Le Jay in Augsburg, und erregte durch einige Bekehrungen Aufſehen. Biſchof Urban lernte ihn kennen, und hoͤrte zuerſt durch ihn von den Collegien, welche die Jeſuiten an mehreren Univerſi- taͤten geſtiftet. Da in Deutſchland die katholiſche Theo- logie in ſo großem Verfall war, ſo gab er ſeinem Herrn den Rath, in Wien ein aͤhnliches Collegium einzurich- ten. Lebhaft ging Ferdinand darauf ein: in dem Schrei- ben, das er hieruͤber an Ignatius Loyola richtete, ſpricht er die Ueberzeugung aus, das einzige Mittel die fallende 1) Valvaſſor: Ehre des Herzogthums Krain. Theil II, Buch VII, p. 433.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_paepste02_1836
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_paepste02_1836/37
Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 2. Berlin, 1836, S. 25. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_paepste02_1836/37>, abgerufen am 23.11.2024.