Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 1. Berlin, 1834.Buch IV. Staat und Hof. Bemerkung über die Veränderung der geistigen Richtung überhaupt. Denn man darf nicht etwa glauben, nur der Papst Ein Hauptmoment ist, daß das Studium der Alten, Nun möchte ich dieß nicht durchaus als Verfall be- Wenn nemlich früher die Wissenschaft unmittelbar aus Buch IV. Staat und Hof. Bemerkung über die Veränderung der geiſtigen Richtung überhaupt. Denn man darf nicht etwa glauben, nur der Papſt Ein Hauptmoment iſt, daß das Studium der Alten, Nun moͤchte ich dieß nicht durchaus als Verfall be- Wenn nemlich fruͤher die Wiſſenſchaft unmittelbar aus <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <pb facs="#f0508" n="482"/> <fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Buch</hi><hi rendition="#aq">IV.</hi><hi rendition="#g">Staat und Hof</hi>.</fw> </div> </div> </div><lb/> <div n="2"> <head>Bemerkung über die Veränderung der geiſtigen<lb/> Richtung überhaupt.</head><lb/> <p>Denn man darf nicht etwa glauben, nur der Papſt<lb/> ſey von dieſem Geiſt beherrſcht worden; in jedem Zweige<lb/> thut ſich am Ende des Jahrhunderts eine Richtung her-<lb/> vor, derjenigen entgegengeſetzt, welche den Anfang deſſelben<lb/> bezeichnete.</p><lb/> <p>Ein Hauptmoment iſt, daß das Studium der Alten,<lb/> von dem damals alles ausgegangen, nunmehr unendlich<lb/> zuruͤckgetreten war. Auch jetzt erſchien wieder ein Aldus<lb/> Manutius zu Rom und wurde Profeſſor der Beredtſam-<lb/> keit. Aber weder fuͤr ſein Griechiſch noch ſelbſt fuͤr ſein<lb/> Latein fanden ſich Liebhaber. Zur Stunde ſeiner Vorle-<lb/> ſungen ſah man ihn mit einem und dem andern ſeiner Zu-<lb/> hoͤrer vor dem Portal der Univerſitaͤt auf- und abgehen;<lb/> es waren die einzigen, welche ihm Theilnahme bewieſen.<lb/> Wie hatte das Studium des Griechiſchen im Anfang des<lb/> Jahrhunderts ſo unglaublichen Fortgang! Am Ende deſ-<lb/> ſelben gab es in Italien keinen namhaften Helleniſten<lb/> mehr.</p><lb/> <p>Nun moͤchte ich dieß nicht durchaus als Verfall be-<lb/> zeichnen: in gewiſſer Beziehung haͤngt es mit dem noth-<lb/> wendigen Fortſchritt der wiſſenſchaftlichen Entwickelung zu-<lb/> ſammen.</p><lb/> <p>Wenn nemlich fruͤher die Wiſſenſchaft unmittelbar aus<lb/> den Alten geſchoͤpft wurde, ſo war dieß jetzt nicht mehr<lb/> moͤglich. Auf der einen Seite hatte der Stoff ungeheuer<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [482/0508]
Buch IV. Staat und Hof.
Bemerkung über die Veränderung der geiſtigen
Richtung überhaupt.
Denn man darf nicht etwa glauben, nur der Papſt
ſey von dieſem Geiſt beherrſcht worden; in jedem Zweige
thut ſich am Ende des Jahrhunderts eine Richtung her-
vor, derjenigen entgegengeſetzt, welche den Anfang deſſelben
bezeichnete.
Ein Hauptmoment iſt, daß das Studium der Alten,
von dem damals alles ausgegangen, nunmehr unendlich
zuruͤckgetreten war. Auch jetzt erſchien wieder ein Aldus
Manutius zu Rom und wurde Profeſſor der Beredtſam-
keit. Aber weder fuͤr ſein Griechiſch noch ſelbſt fuͤr ſein
Latein fanden ſich Liebhaber. Zur Stunde ſeiner Vorle-
ſungen ſah man ihn mit einem und dem andern ſeiner Zu-
hoͤrer vor dem Portal der Univerſitaͤt auf- und abgehen;
es waren die einzigen, welche ihm Theilnahme bewieſen.
Wie hatte das Studium des Griechiſchen im Anfang des
Jahrhunderts ſo unglaublichen Fortgang! Am Ende deſ-
ſelben gab es in Italien keinen namhaften Helleniſten
mehr.
Nun moͤchte ich dieß nicht durchaus als Verfall be-
zeichnen: in gewiſſer Beziehung haͤngt es mit dem noth-
wendigen Fortſchritt der wiſſenſchaftlichen Entwickelung zu-
ſammen.
Wenn nemlich fruͤher die Wiſſenſchaft unmittelbar aus
den Alten geſchoͤpft wurde, ſo war dieß jetzt nicht mehr
moͤglich. Auf der einen Seite hatte der Stoff ungeheuer
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