Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 1. Berlin, 1834.

Bild:
<< vorherige Seite

Sixtus V. Bauunternehmungen.
beiden Systemen, dem katholischen und dem protestantischen,
brach ein Krieg aus, an dem die Päpste den lebhaftesten
Antheil nahmen.

Wir betrachten ihn in dem folgenden Buche. Zunächst
bleiben wir noch einen Augenblick bei Rom stehen, welches
von neuem eine allgemeine Wirkung auf die Welt auszu-
üben wußte.



Bauunternehmungen Sixtus V.

Es war das dritte Mal, daß sich Rom auch äußer-
lich als die Hauptstadt einer Welt darstellte.

Man kennt die Pracht und Größe des antiken Roms;
aus Trümmern und Erzählungen hat man es sich mannich-
faltig zu vergegenwärtigen gesucht. Auch das Mittelalter
verdiente wohl einmal einen ähnlichen Fleiß. Herrlich war
auch dieß mittlere Rom mit der Majestät seiner Basiliken,
dem Dienst seiner Grotten und Catacomben, den Patriar-
chien des Papstes, in denen die Denkmäler des frühesten
Christenthums aufbewahrt wurden, dem noch immer präch-
tigen Kaiserpallast, der den deutschen Königen gehörte, den
Festungen, welche sich in der Mitte so vieler Gewalten
unabhängige Geschlechter trotzig eingerichtet hatten.

Während der Abwesenheit der Päpste in Avignon war
dieß mittlere Rom so gut verfallen, wie das antike längst
in Trümmern lag.

Als Eugenius IV. im Jahre 1443 nach Rom zurück-
kehrte, war es eine Stadt der Ruhhirten geworden; die

Sixtus V. Bauunternehmungen.
beiden Syſtemen, dem katholiſchen und dem proteſtantiſchen,
brach ein Krieg aus, an dem die Paͤpſte den lebhafteſten
Antheil nahmen.

Wir betrachten ihn in dem folgenden Buche. Zunaͤchſt
bleiben wir noch einen Augenblick bei Rom ſtehen, welches
von neuem eine allgemeine Wirkung auf die Welt auszu-
uͤben wußte.



Bauunternehmungen Sixtus V.

Es war das dritte Mal, daß ſich Rom auch aͤußer-
lich als die Hauptſtadt einer Welt darſtellte.

Man kennt die Pracht und Groͤße des antiken Roms;
aus Truͤmmern und Erzaͤhlungen hat man es ſich mannich-
faltig zu vergegenwaͤrtigen geſucht. Auch das Mittelalter
verdiente wohl einmal einen aͤhnlichen Fleiß. Herrlich war
auch dieß mittlere Rom mit der Majeſtaͤt ſeiner Baſiliken,
dem Dienſt ſeiner Grotten und Catacomben, den Patriar-
chien des Papſtes, in denen die Denkmaͤler des fruͤheſten
Chriſtenthums aufbewahrt wurden, dem noch immer praͤch-
tigen Kaiſerpallaſt, der den deutſchen Koͤnigen gehoͤrte, den
Feſtungen, welche ſich in der Mitte ſo vieler Gewalten
unabhaͤngige Geſchlechter trotzig eingerichtet hatten.

Waͤhrend der Abweſenheit der Paͤpſte in Avignon war
dieß mittlere Rom ſo gut verfallen, wie das antike laͤngſt
in Truͤmmern lag.

Als Eugenius IV. im Jahre 1443 nach Rom zuruͤck-
kehrte, war es eine Stadt der Ruhhirten geworden; die

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0495" n="469"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Sixtus <hi rendition="#aq">V.</hi> Bauunternehmungen</hi>.</fw><lb/>
beiden Sy&#x017F;temen, dem katholi&#x017F;chen und dem prote&#x017F;tanti&#x017F;chen,<lb/>
brach ein Krieg aus, an dem die Pa&#x0364;p&#x017F;te den lebhafte&#x017F;ten<lb/>
Antheil nahmen.</p><lb/>
              <p>Wir betrachten ihn in dem folgenden Buche. Zuna&#x0364;ch&#x017F;t<lb/>
bleiben wir noch einen Augenblick bei Rom &#x017F;tehen, welches<lb/>
von neuem eine allgemeine Wirkung auf die Welt auszu-<lb/>
u&#x0364;ben wußte.</p>
            </div><lb/>
            <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
            <div n="4">
              <head>Bauunternehmungen Sixtus <hi rendition="#aq">V.</hi></head><lb/>
              <p>Es war das dritte Mal, daß &#x017F;ich Rom auch a&#x0364;ußer-<lb/>
lich als die Haupt&#x017F;tadt einer Welt dar&#x017F;tellte.</p><lb/>
              <p>Man kennt die Pracht und Gro&#x0364;ße des antiken Roms;<lb/>
aus Tru&#x0364;mmern und Erza&#x0364;hlungen hat man es &#x017F;ich mannich-<lb/>
faltig zu vergegenwa&#x0364;rtigen ge&#x017F;ucht. Auch das Mittelalter<lb/>
verdiente wohl einmal einen a&#x0364;hnlichen Fleiß. Herrlich war<lb/>
auch dieß mittlere Rom mit der Maje&#x017F;ta&#x0364;t &#x017F;einer Ba&#x017F;iliken,<lb/>
dem Dien&#x017F;t &#x017F;einer Grotten und Catacomben, den Patriar-<lb/>
chien des Pap&#x017F;tes, in denen die Denkma&#x0364;ler des fru&#x0364;he&#x017F;ten<lb/>
Chri&#x017F;tenthums aufbewahrt wurden, dem noch immer pra&#x0364;ch-<lb/>
tigen Kai&#x017F;erpalla&#x017F;t, der den deut&#x017F;chen Ko&#x0364;nigen geho&#x0364;rte, den<lb/>
Fe&#x017F;tungen, welche &#x017F;ich in der Mitte &#x017F;o vieler Gewalten<lb/>
unabha&#x0364;ngige Ge&#x017F;chlechter trotzig eingerichtet hatten.</p><lb/>
              <p>Wa&#x0364;hrend der Abwe&#x017F;enheit der Pa&#x0364;p&#x017F;te in Avignon war<lb/>
dieß mittlere Rom &#x017F;o gut verfallen, wie das antike la&#x0364;ng&#x017F;t<lb/>
in Tru&#x0364;mmern lag.</p><lb/>
              <p>Als Eugenius <hi rendition="#aq">IV.</hi> im Jahre 1443 nach Rom zuru&#x0364;ck-<lb/>
kehrte, war es eine Stadt der Ruhhirten geworden; die<lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[469/0495] Sixtus V. Bauunternehmungen. beiden Syſtemen, dem katholiſchen und dem proteſtantiſchen, brach ein Krieg aus, an dem die Paͤpſte den lebhafteſten Antheil nahmen. Wir betrachten ihn in dem folgenden Buche. Zunaͤchſt bleiben wir noch einen Augenblick bei Rom ſtehen, welches von neuem eine allgemeine Wirkung auf die Welt auszu- uͤben wußte. Bauunternehmungen Sixtus V. Es war das dritte Mal, daß ſich Rom auch aͤußer- lich als die Hauptſtadt einer Welt darſtellte. Man kennt die Pracht und Groͤße des antiken Roms; aus Truͤmmern und Erzaͤhlungen hat man es ſich mannich- faltig zu vergegenwaͤrtigen geſucht. Auch das Mittelalter verdiente wohl einmal einen aͤhnlichen Fleiß. Herrlich war auch dieß mittlere Rom mit der Majeſtaͤt ſeiner Baſiliken, dem Dienſt ſeiner Grotten und Catacomben, den Patriar- chien des Papſtes, in denen die Denkmaͤler des fruͤheſten Chriſtenthums aufbewahrt wurden, dem noch immer praͤch- tigen Kaiſerpallaſt, der den deutſchen Koͤnigen gehoͤrte, den Feſtungen, welche ſich in der Mitte ſo vieler Gewalten unabhaͤngige Geſchlechter trotzig eingerichtet hatten. Waͤhrend der Abweſenheit der Paͤpſte in Avignon war dieß mittlere Rom ſo gut verfallen, wie das antike laͤngſt in Truͤmmern lag. Als Eugenius IV. im Jahre 1443 nach Rom zuruͤck- kehrte, war es eine Stadt der Ruhhirten geworden; die

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_paepste01_1834
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_paepste01_1834/495
Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 1. Berlin, 1834, S. 469. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_paepste01_1834/495>, abgerufen am 22.12.2024.