Von allen Ritterschaften der Welt hatte allein die spa- nische noch etwas von ihrem geistlichen Element behauptet. Die Kriege mit den Mauren, die auf der Halbinsel kaum geendigt, in Africa noch immer fortgesetzt wurden, die Nachbarschaft der zurückgebliebenen und unterjochten Moris- ken selbst, mit denen man stets in glaubensfeindlicher Be- rührung blieb, die abenteuerlichen Züge gegen andere Un- gläubige jenseit des Weltmeers erhielten diesen Geist. In Büchern, wie der Amadis, voll einer naiv-schwärmerischen loyalen Tapferkeit ward er idealisirt.
Don Innigo Lopez de Recalde 1), der jüngste Sohn aus dem Hause Loyola, auf dem Schlosse dieses Namens zwischen Azpeitia und Azcoitia in Guipuscoa geboren, aus einem Geschlechte, welches zu den besten des Landes gehörte -- de parientes mayores -- dessen Haupt alle- mal durch ein besonderes Schreiben zur Huldigung einge- laden werden mußte, aufgewachsen an dem Hofe Ferdi- nands des Katholischen und in dem Gefolge des Herzogs von Najara, war erfüllt von diesem Geiste. Er strebte nach dem Lobe der Ritterschaft; schöne Waffen und Pferde, der Ruhm der Tapferkeit, die Abenteuer des Zweikampfs und der Liebe hatten für ihn so viel Reiz wie für einen
1) So heißt er in gerichtlichen Acten; daß man nicht weiß, wie er zu dem Namen Recalde gekommen, kann nichts gegen die Aechtheit desselben beweisen. Acta Sanctorum 31 Julii. Commen- tarius praevius p. 410.
12
Ignatius Loyola.
Ignatius Loyola.
Von allen Ritterſchaften der Welt hatte allein die ſpa- niſche noch etwas von ihrem geiſtlichen Element behauptet. Die Kriege mit den Mauren, die auf der Halbinſel kaum geendigt, in Africa noch immer fortgeſetzt wurden, die Nachbarſchaft der zuruͤckgebliebenen und unterjochten Moris- ken ſelbſt, mit denen man ſtets in glaubensfeindlicher Be- ruͤhrung blieb, die abenteuerlichen Zuͤge gegen andere Un- glaͤubige jenſeit des Weltmeers erhielten dieſen Geiſt. In Buͤchern, wie der Amadis, voll einer naiv-ſchwaͤrmeriſchen loyalen Tapferkeit ward er idealiſirt.
Don Iñigo Lopez de Recalde 1), der juͤngſte Sohn aus dem Hauſe Loyola, auf dem Schloſſe dieſes Namens zwiſchen Azpeitia und Azcoitia in Guipuscoa geboren, aus einem Geſchlechte, welches zu den beſten des Landes gehoͤrte — de parientes mayores — deſſen Haupt alle- mal durch ein beſonderes Schreiben zur Huldigung einge- laden werden mußte, aufgewachſen an dem Hofe Ferdi- nands des Katholiſchen und in dem Gefolge des Herzogs von Najara, war erfuͤllt von dieſem Geiſte. Er ſtrebte nach dem Lobe der Ritterſchaft; ſchoͤne Waffen und Pferde, der Ruhm der Tapferkeit, die Abenteuer des Zweikampfs und der Liebe hatten fuͤr ihn ſo viel Reiz wie fuͤr einen
1) So heißt er in gerichtlichen Acten; daß man nicht weiß, wie er zu dem Namen Recalde gekommen, kann nichts gegen die Aechtheit deſſelben beweiſen. Acta Sanctorum 31 Julii. Commen- tarius praevius p. 410.
12
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><pbfacs="#f0203"n="177"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#g">Ignatius Loyola</hi>.</fw></div><lb/><divn="2"><head>Ignatius Loyola.</head><lb/><p>Von allen Ritterſchaften der Welt hatte allein die ſpa-<lb/>
niſche noch etwas von ihrem geiſtlichen Element behauptet.<lb/>
Die Kriege mit den Mauren, die auf der Halbinſel kaum<lb/>
geendigt, in Africa noch immer fortgeſetzt wurden, die<lb/>
Nachbarſchaft der zuruͤckgebliebenen und unterjochten Moris-<lb/>
ken ſelbſt, mit denen man ſtets in glaubensfeindlicher Be-<lb/>
ruͤhrung blieb, die abenteuerlichen Zuͤge gegen andere Un-<lb/>
glaͤubige jenſeit des Weltmeers erhielten dieſen Geiſt. In<lb/>
Buͤchern, wie der Amadis, voll einer naiv-ſchwaͤrmeriſchen<lb/>
loyalen Tapferkeit ward er idealiſirt.</p><lb/><p>Don Iñigo Lopez de Recalde <noteplace="foot"n="1)">So heißt er in gerichtlichen Acten; daß man nicht weiß,<lb/>
wie er zu dem Namen Recalde gekommen, kann nichts gegen die<lb/>
Aechtheit deſſelben beweiſen. <hirendition="#aq">Acta Sanctorum 31 Julii. Commen-<lb/>
tarius praevius p.</hi> 410.</note>, der juͤngſte Sohn<lb/>
aus dem Hauſe Loyola, auf dem Schloſſe dieſes Namens<lb/>
zwiſchen Azpeitia und Azcoitia in Guipuscoa geboren,<lb/>
aus einem Geſchlechte, welches zu den beſten des Landes<lb/>
gehoͤrte —<hirendition="#aq">de parientes mayores</hi>— deſſen Haupt alle-<lb/>
mal durch ein beſonderes Schreiben zur Huldigung einge-<lb/>
laden werden mußte, aufgewachſen an dem Hofe Ferdi-<lb/>
nands des Katholiſchen und in dem Gefolge des Herzogs<lb/>
von Najara, war erfuͤllt von dieſem Geiſte. Er ſtrebte<lb/>
nach dem Lobe der Ritterſchaft; ſchoͤne Waffen und Pferde,<lb/>
der Ruhm der Tapferkeit, die Abenteuer des Zweikampfs<lb/>
und der Liebe hatten fuͤr ihn ſo viel Reiz wie fuͤr einen<lb/><fwplace="bottom"type="sig">12</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[177/0203]
Ignatius Loyola.
Ignatius Loyola.
Von allen Ritterſchaften der Welt hatte allein die ſpa-
niſche noch etwas von ihrem geiſtlichen Element behauptet.
Die Kriege mit den Mauren, die auf der Halbinſel kaum
geendigt, in Africa noch immer fortgeſetzt wurden, die
Nachbarſchaft der zuruͤckgebliebenen und unterjochten Moris-
ken ſelbſt, mit denen man ſtets in glaubensfeindlicher Be-
ruͤhrung blieb, die abenteuerlichen Zuͤge gegen andere Un-
glaͤubige jenſeit des Weltmeers erhielten dieſen Geiſt. In
Buͤchern, wie der Amadis, voll einer naiv-ſchwaͤrmeriſchen
loyalen Tapferkeit ward er idealiſirt.
Don Iñigo Lopez de Recalde 1), der juͤngſte Sohn
aus dem Hauſe Loyola, auf dem Schloſſe dieſes Namens
zwiſchen Azpeitia und Azcoitia in Guipuscoa geboren,
aus einem Geſchlechte, welches zu den beſten des Landes
gehoͤrte — de parientes mayores — deſſen Haupt alle-
mal durch ein beſonderes Schreiben zur Huldigung einge-
laden werden mußte, aufgewachſen an dem Hofe Ferdi-
nands des Katholiſchen und in dem Gefolge des Herzogs
von Najara, war erfuͤllt von dieſem Geiſte. Er ſtrebte
nach dem Lobe der Ritterſchaft; ſchoͤne Waffen und Pferde,
der Ruhm der Tapferkeit, die Abenteuer des Zweikampfs
und der Liebe hatten fuͤr ihn ſo viel Reiz wie fuͤr einen
1) So heißt er in gerichtlichen Acten; daß man nicht weiß,
wie er zu dem Namen Recalde gekommen, kann nichts gegen die
Aechtheit deſſelben beweiſen. Acta Sanctorum 31 Julii. Commen-
tarius praevius p. 410.
12
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 1. Berlin, 1834, S. 177. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_paepste01_1834/203>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.