Ramdohr, Basilius von: Venus Urania. Ueber die Natur der Liebe, über ihre Veredlung und Verschönerung. Dritten Theils zweyte Abtheilung: Neuere Geschichte der Geschlechtsverbindung und Liebe. Leipzig, 1798.Kurze Uebersicht des Inhalts des dritten Theils. Zweyte Abtheilung. Den Arabern und Persern wird ein großer Einfluß auf die Kultur des Abendlandes überhaupt, und besonders auf diejenige Sitte beygelegt, die wir mit dem Nahmen der Galanterie bezeichnen. Es ist daher wichtig die Denkungsart dieser Völker über Geschlechtsverbindung und Liebe kennen zu lernen. In den Vorstellungen des Orients sind zwey Perioden zu unterscheiden, von denen die eine vor der näheren Bekanntschaft mit den Schätzen der griechischen Litteratur und dem Aufleben der neuern persischen Poesie, die andre nachher angenommen werden muß. In der ersten, die vom siebenten Jahrhunderte bis zum zehnten dauert, stand die Liebe des Arabers, die gewiß nur sinnliche Zwecke hatte, mit seinem kriegerischen Enthusiasmus in genauer Verbindung. Er sah seine Tapferkeit als ein Mittel, zum Besitz der Schönen zu gelangen, und diesen Besitz als eine Belohnung seiner Tapferkeit an. Eine idealisierende Phantasie und die Füllung des Herzens traten außerdem hinzu, den körperlichen Genuß durch Freuden zu erhöhen, die mehr für die Seele gehören. In der zweyten Periode, die mit dem zehnten Jahrhunderte angeht, und bis zum funfzehnten herunter fortdauert, sind die Araber mit den griechischen Philosophen bekannt geworden, Kurze Uebersicht des Inhalts des dritten Theils. Zweyte Abtheilung. Den Arabern und Persern wird ein großer Einfluß auf die Kultur des Abendlandes überhaupt, und besonders auf diejenige Sitte beygelegt, die wir mit dem Nahmen der Galanterie bezeichnen. Es ist daher wichtig die Denkungsart dieser Völker über Geschlechtsverbindung und Liebe kennen zu lernen. In den Vorstellungen des Orients sind zwey Perioden zu unterscheiden, von denen die eine vor der näheren Bekanntschaft mit den Schätzen der griechischen Litteratur und dem Aufleben der neuern persischen Poesie, die andre nachher angenommen werden muß. In der ersten, die vom siebenten Jahrhunderte bis zum zehnten dauert, stand die Liebe des Arabers, die gewiß nur sinnliche Zwecke hatte, mit seinem kriegerischen Enthusiasmus in genauer Verbindung. Er sah seine Tapferkeit als ein Mittel, zum Besitz der Schönen zu gelangen, und diesen Besitz als eine Belohnung seiner Tapferkeit an. Eine idealisierende Phantasie und die Füllung des Herzens traten außerdem hinzu, den körperlichen Genuß durch Freuden zu erhöhen, die mehr für die Seele gehören. In der zweyten Periode, die mit dem zehnten Jahrhunderte angeht, und bis zum funfzehnten herunter fortdauert, sind die Araber mit den griechischen Philosophen bekannt geworden, <TEI> <text> <body> <pb facs="#f0343" n="343"/> <div n="1"> <head>Kurze Uebersicht<lb/> des Inhalts des dritten Theils.<lb/></head> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div n="2"> <head>Zweyte Abtheilung.<lb/></head> <p>Den <hi rendition="#g">Arabern und Persern</hi> wird ein großer Einfluß auf die Kultur des Abendlandes überhaupt, und besonders auf diejenige Sitte beygelegt, die wir mit dem Nahmen der <hi rendition="#g">Galanterie</hi> bezeichnen. Es ist daher wichtig die Denkungsart dieser Völker über Geschlechtsverbindung und Liebe kennen zu lernen.</p> <p><hi rendition="#g">In den Vorstellungen des Orients sind zwey Perioden zu unterscheiden,</hi> von denen die eine <hi rendition="#g">vor</hi> der näheren Bekanntschaft mit den Schätzen der <hi rendition="#g">griechischen</hi> Litteratur und dem Aufleben der neuern <hi rendition="#g">persischen</hi> Poesie, <hi rendition="#g">die andre nachher</hi> angenommen werden muß. <hi rendition="#g">In der ersten,</hi> die vom siebenten Jahrhunderte bis zum zehnten dauert, <hi rendition="#g">stand die Liebe des Arabers, die gewiß nur sinnliche Zwecke hatte, mit seinem kriegerischen Enthusiasmus in genauer Verbindung.</hi> Er sah seine Tapferkeit als ein Mittel, zum Besitz der Schönen zu gelangen, und diesen Besitz als eine Belohnung seiner Tapferkeit an. Eine idealisierende Phantasie und die Füllung des Herzens traten außerdem hinzu, den körperlichen Genuß durch Freuden zu erhöhen, die mehr für die Seele gehören.</p> <p><hi rendition="#g">In der zweyten Periode,</hi> die mit dem zehnten Jahrhunderte angeht, und bis zum funfzehnten herunter fortdauert, sind die Araber mit den griechischen Philosophen bekannt geworden, </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [343/0343]
Kurze Uebersicht
des Inhalts des dritten Theils.
Zweyte Abtheilung.
Den Arabern und Persern wird ein großer Einfluß auf die Kultur des Abendlandes überhaupt, und besonders auf diejenige Sitte beygelegt, die wir mit dem Nahmen der Galanterie bezeichnen. Es ist daher wichtig die Denkungsart dieser Völker über Geschlechtsverbindung und Liebe kennen zu lernen.
In den Vorstellungen des Orients sind zwey Perioden zu unterscheiden, von denen die eine vor der näheren Bekanntschaft mit den Schätzen der griechischen Litteratur und dem Aufleben der neuern persischen Poesie, die andre nachher angenommen werden muß. In der ersten, die vom siebenten Jahrhunderte bis zum zehnten dauert, stand die Liebe des Arabers, die gewiß nur sinnliche Zwecke hatte, mit seinem kriegerischen Enthusiasmus in genauer Verbindung. Er sah seine Tapferkeit als ein Mittel, zum Besitz der Schönen zu gelangen, und diesen Besitz als eine Belohnung seiner Tapferkeit an. Eine idealisierende Phantasie und die Füllung des Herzens traten außerdem hinzu, den körperlichen Genuß durch Freuden zu erhöhen, die mehr für die Seele gehören.
In der zweyten Periode, die mit dem zehnten Jahrhunderte angeht, und bis zum funfzehnten herunter fortdauert, sind die Araber mit den griechischen Philosophen bekannt geworden,
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