Ramdohr, Basilius von: Venus Urania. Ueber die Natur der Liebe, über ihre Veredlung und Verschönerung. Dritten Theils zweyte Abtheilung: Neuere Geschichte der Geschlechtsverbindung und Liebe. Leipzig, 1798.bleiben. Zephyre! sagt den Einwohnern der Stadt Jezdi, daß Undankbarkeit auf den Kopf der Undankbaren zurückfalle. Selbst entfernt von euch denke ich oft an euch zurück! Ich diene einem Könige mit euch, und wünsche euch Heil! O König, geboren unter einem glücklichen Gestirne, gewähre mir durch Gott die Gnade, daß ich die Erde deines Palastes küsse, und mich in den Himmel versetzt wähne. Haphyz bittet darum! Höre es Liebling! und sprich Amen! Möge es mein Schicksal seyn, immerfort deinen zuckersüßen Mund zu küssen!" Fünftes Kapitel. Fortsetzung. Endliche Bestimmung des Charakters edlerer Liebe unter den spätern Arabern und Persern. Man kann nach diesen Proben an der Veredlung und Verschönerung nicht zweifeln, welche die neueren Araber und Perser den Geschlechtsverbindungen zu geben gesucht haben. Reine Seelenliebe, Beschränkung der Wünsche auf einen bloß geistigen Genuß, besonders in der Voraussetzung, daß körperliche Begierden entehren, darf hier nicht gesucht werden. Alles, was dahin beym Sadi zu deuten scheint, findet seinen Grund in den Regeln des Anstandes und der Schicklichkeit, welche den Religiosen die Befriedigung ihrer Begierden unter gewissen Lagen um so mehr verbot, als diese oft von der Schönheit der Lieblinge angezogen wurden. bleiben. Zephyre! sagt den Einwohnern der Stadt Jezdi, daß Undankbarkeit auf den Kopf der Undankbaren zurückfalle. Selbst entfernt von euch denke ich oft an euch zurück! Ich diene einem Könige mit euch, und wünsche euch Heil! O König, geboren unter einem glücklichen Gestirne, gewähre mir durch Gott die Gnade, daß ich die Erde deines Palastes küsse, und mich in den Himmel versetzt wähne. Haphyz bittet darum! Höre es Liebling! und sprich Amen! Möge es mein Schicksal seyn, immerfort deinen zuckersüßen Mund zu küssen!“ Fünftes Kapitel. Fortsetzung. Endliche Bestimmung des Charakters edlerer Liebe unter den spätern Arabern und Persern. Man kann nach diesen Proben an der Veredlung und Verschönerung nicht zweifeln, welche die neueren Araber und Perser den Geschlechtsverbindungen zu geben gesucht haben. Reine Seelenliebe, Beschränkung der Wünsche auf einen bloß geistigen Genuß, besonders in der Voraussetzung, daß körperliche Begierden entehren, darf hier nicht gesucht werden. Alles, was dahin beym Sadi zu deuten scheint, findet seinen Grund in den Regeln des Anstandes und der Schicklichkeit, welche den Religiosen die Befriedigung ihrer Begierden unter gewissen Lagen um so mehr verbot, als diese oft von der Schönheit der Lieblinge angezogen wurden. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0033" n="33"/> bleiben. Zephyre! sagt den Einwohnern der Stadt Jezdi, daß Undankbarkeit auf den Kopf der Undankbaren zurückfalle. Selbst entfernt von euch denke ich oft an euch zurück! Ich diene einem Könige mit euch, und wünsche euch Heil! O König, geboren unter einem glücklichen Gestirne, gewähre mir durch Gott die Gnade, daß ich die Erde deines Palastes küsse, und mich in den Himmel versetzt wähne. Haphyz bittet darum! Höre es Liebling! und sprich Amen! Möge es mein Schicksal seyn, immerfort deinen zuckersüßen Mund zu küssen!“</p> </div> <div n="2"> <head>Fünftes Kapitel.<lb/></head> <argument> <p>Fortsetzung.<lb/></p> </argument> <argument> <p>Endliche Bestimmung des Charakters edlerer Liebe unter den spätern Arabern und Persern.<lb/></p> </argument> <p>Man kann nach diesen Proben an der Veredlung und Verschönerung nicht zweifeln, welche die neueren Araber und Perser den Geschlechtsverbindungen zu geben gesucht haben.</p> <p>Reine Seelenliebe, Beschränkung der Wünsche auf einen bloß geistigen Genuß, besonders in der Voraussetzung, daß körperliche Begierden entehren, darf hier nicht gesucht werden. Alles, was dahin beym Sadi zu deuten scheint, findet seinen Grund in den Regeln des Anstandes und der Schicklichkeit, welche den Religiosen die Befriedigung ihrer Begierden unter gewissen Lagen um so mehr verbot, als diese oft von der Schönheit der Lieblinge angezogen wurden.</p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [33/0033]
bleiben. Zephyre! sagt den Einwohnern der Stadt Jezdi, daß Undankbarkeit auf den Kopf der Undankbaren zurückfalle. Selbst entfernt von euch denke ich oft an euch zurück! Ich diene einem Könige mit euch, und wünsche euch Heil! O König, geboren unter einem glücklichen Gestirne, gewähre mir durch Gott die Gnade, daß ich die Erde deines Palastes küsse, und mich in den Himmel versetzt wähne. Haphyz bittet darum! Höre es Liebling! und sprich Amen! Möge es mein Schicksal seyn, immerfort deinen zuckersüßen Mund zu küssen!“
Fünftes Kapitel.
Fortsetzung.
Endliche Bestimmung des Charakters edlerer Liebe unter den spätern Arabern und Persern.
Man kann nach diesen Proben an der Veredlung und Verschönerung nicht zweifeln, welche die neueren Araber und Perser den Geschlechtsverbindungen zu geben gesucht haben.
Reine Seelenliebe, Beschränkung der Wünsche auf einen bloß geistigen Genuß, besonders in der Voraussetzung, daß körperliche Begierden entehren, darf hier nicht gesucht werden. Alles, was dahin beym Sadi zu deuten scheint, findet seinen Grund in den Regeln des Anstandes und der Schicklichkeit, welche den Religiosen die Befriedigung ihrer Begierden unter gewissen Lagen um so mehr verbot, als diese oft von der Schönheit der Lieblinge angezogen wurden.
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Zitationshilfe: | Ramdohr, Basilius von: Venus Urania. Ueber die Natur der Liebe, über ihre Veredlung und Verschönerung. Dritten Theils zweyte Abtheilung: Neuere Geschichte der Geschlechtsverbindung und Liebe. Leipzig, 1798, S. 33. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ramdohr_venus0302_1798/33>, abgerufen am 22.07.2024. |