Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Ramdohr, Basilius von: Venus Urania. Ueber die Natur der Liebe, über ihre Veredlung und Verschönerung. Dritten Theils zweyte Abtheilung: Neuere Geschichte der Geschlechtsverbindung und Liebe. Leipzig, 1798.

Bild:
<< vorherige Seite

Gesellschaft dient; und daß endlich die Superiorität des Geistes alsdann leicht geduldet, und sogar geliebt wird, wenn sie mit anspruchloser Liebe gepaart, niemand zurückschreckt, und den großen Haufen zu keiner anhaltenden Spannung seiner Aufmerksamkeit verpflichtet.

Zartheit der Empfindungen, Feinheit der Bemerkungen, Lebhaftigkeit des Ausdrucks, leichte Behandlung aller Gegenstände, die im täglichen Leben vorkommen, unter Leitung des Geschmacks, des Anstandes, und der Bescheidenheit zeichnen die Werke einer Sevigne, la Fayette, la Sabliere, la Suze, Lambert, Deshoutieres und anderer aus. Sie konnten nur das Produkt einer Gesellschaft seyn, die sich oft genug sah, um das Abentheuerliche, Excentrische, Steife und Unnatürliche abzuschleifen, und nicht so viel, um das Neue, Auffallende, Hervorstechende bloß zur Verscheuchung der Langenweile herbeyzuhohlen.

Drittes Kapitel.

Folgen, welche die veränderte Denkungsart unter Ludewig dem Vierzehnten auf engere Geschlechtsverbindung und Liebe gehabt hat.

Diese veränderte Stimmung der Gesellschaft überhaupt und der Weiber insbesondere mußte Einfluß auf die engeren Geschlechtsverbindungen und die Art, sie darzustellen, haben. Das Natürliche und Vernünftige bekam auch hier die Oberhand. Der Glaube an wahre Freundschaft unter beyden Geschlechtern

Gesellschaft dient; und daß endlich die Superiorität des Geistes alsdann leicht geduldet, und sogar geliebt wird, wenn sie mit anspruchloser Liebe gepaart, niemand zurückschreckt, und den großen Haufen zu keiner anhaltenden Spannung seiner Aufmerksamkeit verpflichtet.

Zartheit der Empfindungen, Feinheit der Bemerkungen, Lebhaftigkeit des Ausdrucks, leichte Behandlung aller Gegenstände, die im täglichen Leben vorkommen, unter Leitung des Geschmacks, des Anstandes, und der Bescheidenheit zeichnen die Werke einer Sevigné, la Fayette, la Sabliere, la Suze, Lambert, Deshoutieres und anderer aus. Sie konnten nur das Produkt einer Gesellschaft seyn, die sich oft genug sah, um das Abentheuerliche, Excentrische, Steife und Unnatürliche abzuschleifen, und nicht so viel, um das Neue, Auffallende, Hervorstechende bloß zur Verscheuchung der Langenweile herbeyzuhohlen.

Drittes Kapitel.

Folgen, welche die veränderte Denkungsart unter Ludewig dem Vierzehnten auf engere Geschlechtsverbindung und Liebe gehabt hat.

Diese veränderte Stimmung der Gesellschaft überhaupt und der Weiber insbesondere mußte Einfluß auf die engeren Geschlechtsverbindungen und die Art, sie darzustellen, haben. Das Natürliche und Vernünftige bekam auch hier die Oberhand. Der Glaube an wahre Freundschaft unter beyden Geschlechtern

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0275" n="275"/>
Gesellschaft dient; und daß endlich die Superiorität des Geistes alsdann leicht geduldet, und sogar geliebt wird, wenn sie mit anspruchloser Liebe gepaart, niemand zurückschreckt, und den großen Haufen zu keiner anhaltenden Spannung seiner Aufmerksamkeit verpflichtet.</p>
          <p>Zartheit der Empfindungen, Feinheit der Bemerkungen, Lebhaftigkeit des Ausdrucks, leichte Behandlung aller Gegenstände, die im täglichen Leben vorkommen, unter Leitung des Geschmacks, des Anstandes, und der Bescheidenheit zeichnen die Werke einer Sevigné, la Fayette, la Sabliere, la Suze, Lambert, Deshoutieres und anderer aus. Sie konnten nur das Produkt einer Gesellschaft seyn, die sich oft genug sah, um das Abentheuerliche, Excentrische, Steife und Unnatürliche abzuschleifen, und nicht so viel, um das Neue, Auffallende, Hervorstechende bloß zur Verscheuchung der Langenweile herbeyzuhohlen.</p>
        </div>
        <div n="2">
          <head>Drittes Kapitel.<lb/></head>
          <argument>
            <p>Folgen, welche die veränderte Denkungsart unter Ludewig dem Vierzehnten auf engere Geschlechtsverbindung und Liebe gehabt hat.<lb/></p>
          </argument>
          <p>Diese veränderte Stimmung der Gesellschaft überhaupt und der Weiber insbesondere mußte Einfluß auf die engeren Geschlechtsverbindungen und die Art, sie darzustellen, haben. Das Natürliche und Vernünftige bekam auch hier die Oberhand. Der Glaube an wahre Freundschaft unter beyden Geschlechtern
</p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[275/0275] Gesellschaft dient; und daß endlich die Superiorität des Geistes alsdann leicht geduldet, und sogar geliebt wird, wenn sie mit anspruchloser Liebe gepaart, niemand zurückschreckt, und den großen Haufen zu keiner anhaltenden Spannung seiner Aufmerksamkeit verpflichtet. Zartheit der Empfindungen, Feinheit der Bemerkungen, Lebhaftigkeit des Ausdrucks, leichte Behandlung aller Gegenstände, die im täglichen Leben vorkommen, unter Leitung des Geschmacks, des Anstandes, und der Bescheidenheit zeichnen die Werke einer Sevigné, la Fayette, la Sabliere, la Suze, Lambert, Deshoutieres und anderer aus. Sie konnten nur das Produkt einer Gesellschaft seyn, die sich oft genug sah, um das Abentheuerliche, Excentrische, Steife und Unnatürliche abzuschleifen, und nicht so viel, um das Neue, Auffallende, Hervorstechende bloß zur Verscheuchung der Langenweile herbeyzuhohlen. Drittes Kapitel. Folgen, welche die veränderte Denkungsart unter Ludewig dem Vierzehnten auf engere Geschlechtsverbindung und Liebe gehabt hat. Diese veränderte Stimmung der Gesellschaft überhaupt und der Weiber insbesondere mußte Einfluß auf die engeren Geschlechtsverbindungen und die Art, sie darzustellen, haben. Das Natürliche und Vernünftige bekam auch hier die Oberhand. Der Glaube an wahre Freundschaft unter beyden Geschlechtern

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax. (2012-11-20T10:30:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2012-11-20T10:30:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2012-11-20T10:30:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Als Grundlage dienen die Wikisource:Editionsrichtlinien.
  • Der Seitenwechsel erfolgt bei Worttrennung nach dem gesamten Wort.
  • Geviertstriche (—) wurden durch Halbgeviertstriche ersetzt (–).
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als moderner Umlaut (ä, ö, ü) transkribiert.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/ramdohr_venus0302_1798
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/ramdohr_venus0302_1798/275
Zitationshilfe: Ramdohr, Basilius von: Venus Urania. Ueber die Natur der Liebe, über ihre Veredlung und Verschönerung. Dritten Theils zweyte Abtheilung: Neuere Geschichte der Geschlechtsverbindung und Liebe. Leipzig, 1798, S. 275. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ramdohr_venus0302_1798/275>, abgerufen am 21.11.2024.