Ramdohr, Basilius von: Venus Urania. Ueber die Natur der Liebe, über ihre Veredlung und Verschönerung. Dritten Theils zweyte Abtheilung: Neuere Geschichte der Geschlechtsverbindung und Liebe. Leipzig, 1798.Zwey und zwanzigstes Buch. Denkungsart der letzten Hälfte des vorigen, und unsers Jahrhunderts über Liebe und Geschlechtsverbindung bis zum Anfange der französischen Revolution. Erstes Kapitel. Einleitung. Es bleibt mir nun noch übrig, die Denkungsart der letzten Hälfte des vorigen, und unsers Jahrhunderts über Geschlechtsverbindung und Liebe zu entwickeln. Aber vielleicht läßt sich diese im Allgemeinen gar nicht angeben. Wir haben beynahe keinen einzigen von den Begriffen fahren lassen, welche die Vorwelt mit diesen Gegenständen verbunden hat, und wir haben sie noch mit einigen vermehrt. Vielleicht ist es gerade das Charakteristische unserer Sitten, daß sie keinen auffallend allgemeinen Charakter an sich tragen. In der vorigen Periode rechneten es wenigstens die Höfe zur guten Sitte, über Geschlechtsverbindung und Liebe einerley Grundsätze, nehmlich die der Galanterie, anzunehmen. Aber jetzt ist die Gesellschaft, mithin auch die gute Sitte, nicht mehr auf die Höfe eingeschränkt; Zwey und zwanzigstes Buch. Denkungsart der letzten Hälfte des vorigen, und unsers Jahrhunderts über Liebe und Geschlechtsverbindung bis zum Anfange der französischen Revolution. Erstes Kapitel. Einleitung. Es bleibt mir nun noch übrig, die Denkungsart der letzten Hälfte des vorigen, und unsers Jahrhunderts über Geschlechtsverbindung und Liebe zu entwickeln. Aber vielleicht läßt sich diese im Allgemeinen gar nicht angeben. Wir haben beynahe keinen einzigen von den Begriffen fahren lassen, welche die Vorwelt mit diesen Gegenständen verbunden hat, und wir haben sie noch mit einigen vermehrt. Vielleicht ist es gerade das Charakteristische unserer Sitten, daß sie keinen auffallend allgemeinen Charakter an sich tragen. In der vorigen Periode rechneten es wenigstens die Höfe zur guten Sitte, über Geschlechtsverbindung und Liebe einerley Grundsätze, nehmlich die der Galanterie, anzunehmen. Aber jetzt ist die Gesellschaft, mithin auch die gute Sitte, nicht mehr auf die Höfe eingeschränkt; <TEI> <text> <body> <pb facs="#f0268" n="268"/> <div n="1"> <head>Zwey und zwanzigstes Buch.<lb/></head> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <head>Denkungsart der letzten Hälfte des <choice><sic>vorigen</sic><corr>vorigen,</corr></choice> und unsers Jahrhunderts über Liebe und Geschlechtsverbindung bis zum Anfange der französischen Revolution.<lb/></head> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div n="2"> <head>Erstes Kapitel.<lb/></head> <argument> <p>Einleitung.<lb/></p> </argument> <p>Es bleibt mir nun noch übrig, die Denkungsart der letzten Hälfte des <choice><sic>vorigen</sic><corr>vorigen,</corr></choice> und unsers Jahrhunderts über Geschlechtsverbindung und Liebe zu entwickeln. Aber vielleicht läßt sich diese im Allgemeinen gar nicht angeben. Wir haben beynahe keinen einzigen von den Begriffen fahren lassen, welche die Vorwelt mit diesen Gegenständen verbunden hat, und wir haben sie noch mit einigen vermehrt. Vielleicht ist es gerade das Charakteristische unserer Sitten, daß sie keinen auffallend allgemeinen Charakter an sich tragen.</p> <p>In der vorigen Periode rechneten es wenigstens die Höfe zur guten Sitte, über Geschlechtsverbindung und Liebe einerley Grundsätze, nehmlich die der Galanterie, anzunehmen. Aber jetzt ist die Gesellschaft, mithin auch die gute Sitte, nicht mehr auf die Höfe eingeschränkt; </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [268/0268]
Zwey und zwanzigstes Buch.
Denkungsart der letzten Hälfte des vorigen, und unsers Jahrhunderts über Liebe und Geschlechtsverbindung bis zum Anfange der französischen Revolution.
Erstes Kapitel.
Einleitung.
Es bleibt mir nun noch übrig, die Denkungsart der letzten Hälfte des vorigen, und unsers Jahrhunderts über Geschlechtsverbindung und Liebe zu entwickeln. Aber vielleicht läßt sich diese im Allgemeinen gar nicht angeben. Wir haben beynahe keinen einzigen von den Begriffen fahren lassen, welche die Vorwelt mit diesen Gegenständen verbunden hat, und wir haben sie noch mit einigen vermehrt. Vielleicht ist es gerade das Charakteristische unserer Sitten, daß sie keinen auffallend allgemeinen Charakter an sich tragen.
In der vorigen Periode rechneten es wenigstens die Höfe zur guten Sitte, über Geschlechtsverbindung und Liebe einerley Grundsätze, nehmlich die der Galanterie, anzunehmen. Aber jetzt ist die Gesellschaft, mithin auch die gute Sitte, nicht mehr auf die Höfe eingeschränkt;
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