Ramdohr, Basilius von: Venus Urania. Ueber die Natur der Liebe, über ihre Veredlung und Verschönerung. Zweyter Theil: Aesthetik der Liebe. Leipzig, 1798.das Wesen der Liebe herbeyführen, und an ihre Veredlung und Verschönerung mit besserem Rechte und Erfolge Hand anlegen. Funfzehntes Kapitel. Ueber die Bildung, welche die Liebe von der guten Sitte erhält. Die Existimation der Gesellschaft, worunter wir als Privatpersonen leben, und welche ich die örtliche nenne, um sie dadurch von der bürgerlichen abzusondern, giebt den Verhältnissen zwischen beyden Geschlechtern gemeiniglich eine besondere Bildung, die von derjenigen, welche ihnen der Gesetzgeber giebt, noch verschieden ist. Diese Bildung erstreckt sich zuweilen auf alle Stände, gemeiniglich aber nur auf diejenige Classe wohlerzogener Menschen, die den Ton in den gesellschaftlichen Verhältnissen eines jeden Volks angeben. Der Inbegriff der Ideen und der daraus abgeleiteten Regeln, wie die Menschen im geselligen Umgange sich äußern sollen, um auf Duldung, Schätzung, Verehrung, Liebe, ja Bewunderung und Schönheitsgefühl von ihren Mitgesellschaftern Anspruch machen zu können, wird der gute Ton, die gute Sitte genannt. Sie besteht aber eigentlich aus zweyen Gesetztafeln, von denen die eine das Nothdürftige, Gute, unter dem Nahmen des Anstandes; die andere das Edle und Schöne unter dem Nahmen des feinen Tons unter sich begreift. Es giebt nun auch eine gute Sitte, mit ihren beyden Unterarten, dem Anstande und dem feinen Tone, in den Verhältnissen des geselligen Umgangs zwischen das Wesen der Liebe herbeyführen, und an ihre Veredlung und Verschönerung mit besserem Rechte und Erfolge Hand anlegen. Funfzehntes Kapitel. Ueber die Bildung, welche die Liebe von der guten Sitte erhält. Die Existimation der Gesellschaft, worunter wir als Privatpersonen leben, und welche ich die örtliche nenne, um sie dadurch von der bürgerlichen abzusondern, giebt den Verhältnissen zwischen beyden Geschlechtern gemeiniglich eine besondere Bildung, die von derjenigen, welche ihnen der Gesetzgeber giebt, noch verschieden ist. Diese Bildung erstreckt sich zuweilen auf alle Stände, gemeiniglich aber nur auf diejenige Classe wohlerzogener Menschen, die den Ton in den gesellschaftlichen Verhältnissen eines jeden Volks angeben. Der Inbegriff der Ideen und der daraus abgeleiteten Regeln, wie die Menschen im geselligen Umgange sich äußern sollen, um auf Duldung, Schätzung, Verehrung, Liebe, ja Bewunderung und Schönheitsgefühl von ihren Mitgesellschaftern Anspruch machen zu können, wird der gute Ton, die gute Sitte genannt. Sie besteht aber eigentlich aus zweyen Gesetztafeln, von denen die eine das Nothdürftige, Gute, unter dem Nahmen des Anstandes; die andere das Edle und Schöne unter dem Nahmen des feinen Tons unter sich begreift. Es giebt nun auch eine gute Sitte, mit ihren beyden Unterarten, dem Anstande und dem feinen Tone, in den Verhältnissen des geselligen Umgangs zwischen <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0078" n="78"/> das Wesen der Liebe herbeyführen, und an ihre <choice><sic>Verededlung</sic><corr>Veredlung</corr></choice> und Verschönerung mit besserem Rechte und Erfolge Hand anlegen.</p> </div> <div n="2"> <head>Funfzehntes Kapitel.<lb/></head> <argument> <p>Ueber die Bildung, welche die Liebe von der guten Sitte erhält.<lb/></p> </argument> <p>Die Existimation der Gesellschaft, worunter wir als Privatpersonen leben, und welche ich die örtliche nenne, um sie dadurch von der bürgerlichen abzusondern, giebt den Verhältnissen zwischen beyden Geschlechtern gemeiniglich eine besondere Bildung, die von derjenigen, welche ihnen der Gesetzgeber giebt, noch verschieden ist.</p> <p>Diese Bildung erstreckt sich zuweilen auf alle Stände, gemeiniglich aber nur auf diejenige Classe wohlerzogener Menschen, die den Ton in den gesellschaftlichen Verhältnissen eines jeden Volks angeben. Der Inbegriff der Ideen und der daraus abgeleiteten Regeln, wie die Menschen im geselligen Umgange sich äußern sollen, um auf Duldung, Schätzung, Verehrung, Liebe, ja Bewunderung und Schönheitsgefühl von ihren Mitgesellschaftern Anspruch machen zu können, wird der gute Ton, die gute Sitte genannt. Sie besteht aber eigentlich aus zweyen Gesetztafeln, von denen die eine das Nothdürftige, Gute, unter dem Nahmen des <hi rendition="#g">Anstandes</hi>; die andere das Edle und Schöne unter dem Nahmen <hi rendition="#g">des feinen Tons</hi> unter sich begreift.</p> <p>Es giebt nun auch eine gute Sitte, mit ihren beyden Unterarten, dem Anstande und dem feinen Tone, in den Verhältnissen des geselligen Umgangs zwischen </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [78/0078]
das Wesen der Liebe herbeyführen, und an ihre Veredlung und Verschönerung mit besserem Rechte und Erfolge Hand anlegen.
Funfzehntes Kapitel.
Ueber die Bildung, welche die Liebe von der guten Sitte erhält.
Die Existimation der Gesellschaft, worunter wir als Privatpersonen leben, und welche ich die örtliche nenne, um sie dadurch von der bürgerlichen abzusondern, giebt den Verhältnissen zwischen beyden Geschlechtern gemeiniglich eine besondere Bildung, die von derjenigen, welche ihnen der Gesetzgeber giebt, noch verschieden ist.
Diese Bildung erstreckt sich zuweilen auf alle Stände, gemeiniglich aber nur auf diejenige Classe wohlerzogener Menschen, die den Ton in den gesellschaftlichen Verhältnissen eines jeden Volks angeben. Der Inbegriff der Ideen und der daraus abgeleiteten Regeln, wie die Menschen im geselligen Umgange sich äußern sollen, um auf Duldung, Schätzung, Verehrung, Liebe, ja Bewunderung und Schönheitsgefühl von ihren Mitgesellschaftern Anspruch machen zu können, wird der gute Ton, die gute Sitte genannt. Sie besteht aber eigentlich aus zweyen Gesetztafeln, von denen die eine das Nothdürftige, Gute, unter dem Nahmen des Anstandes; die andere das Edle und Schöne unter dem Nahmen des feinen Tons unter sich begreift.
Es giebt nun auch eine gute Sitte, mit ihren beyden Unterarten, dem Anstande und dem feinen Tone, in den Verhältnissen des geselligen Umgangs zwischen
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax.
(2012-11-20T10:30:31Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate
(2012-11-20T10:30:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat.
(2012-11-20T10:30:31Z)
Weitere Informationen:Anmerkungen zur Transkription:
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |