Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Ramdohr, Basilius von: Venus Urania. Ueber die Natur der Liebe, über ihre Veredlung und Verschönerung. Zweyter Theil: Aesthetik der Liebe. Leipzig, 1798.

Bild:
<< vorherige Seite

und Füllung ihrer Phantasie zu suchen, worunter sie sich und den Genuß der Liebe allein wieder erkennen mögen.

Sechstes Kapitel.

Mittel, um immer schön zu bleiben.

Die Sinne haben einen großen Antheil an der Zärtlichkeit; einen noch größern hat daran der niedere Beschauungshang. Es ist unmöglich, daß die körperliche Wohlgestalt nicht ein Raub der Jahre werde; es ist unmöglich, daß sich nicht der üppige Körperbau verliere, der die Lüsternheit unmittelbar aufreitzt. Aber es ist möglich, daß unser Aeußeres, das sich nicht auf die körperliche Wohlgestalt allein beschränkt, dennoch fortdauernd die Wonne des Schönen erwecke, und dadurch mittelbar den Geist in eine Ueppigkeit und Lüsternheit versetze, die wieder in dem Körper ähnliche Wirkungen hervorbringt.

Ich habe schon oft in diesem Werke auf den genauen Zusammenhang des Schönheitssinnes mit der Geschlechtssympathie, und der Stimmung des Körpers mit der der Seelen aufmerksam gemacht. Ich wiederhole es hier: Weiber, die weder wohlgestaltet noch üppig gebauet sind, können noch Gefühle des Schönen, ja der Ueppigkeit und Lüsternheit erwecken; oft in stärkerer Maße, als wirklich wohlgestaltete, wirklich üppig gebauete Schönen! Wodurch? Durch Formen, die nicht unmittelbar ihrem Körper gehören, die aber, weil sie ihm nahe liegen, oft mit ihm verwechselt werden, durch die Nettigkeit, durch die Ueppigkeit, durch den Geschmack, der in ihrer Kleidung, in ihrem Putze herrscht; durch den gefälligen Ausdruck

und Füllung ihrer Phantasie zu suchen, worunter sie sich und den Genuß der Liebe allein wieder erkennen mögen.

Sechstes Kapitel.

Mittel, um immer schön zu bleiben.

Die Sinne haben einen großen Antheil an der Zärtlichkeit; einen noch größern hat daran der niedere Beschauungshang. Es ist unmöglich, daß die körperliche Wohlgestalt nicht ein Raub der Jahre werde; es ist unmöglich, daß sich nicht der üppige Körperbau verliere, der die Lüsternheit unmittelbar aufreitzt. Aber es ist möglich, daß unser Aeußeres, das sich nicht auf die körperliche Wohlgestalt allein beschränkt, dennoch fortdauernd die Wonne des Schönen erwecke, und dadurch mittelbar den Geist in eine Ueppigkeit und Lüsternheit versetze, die wieder in dem Körper ähnliche Wirkungen hervorbringt.

Ich habe schon oft in diesem Werke auf den genauen Zusammenhang des Schönheitssinnes mit der Geschlechtssympathie, und der Stimmung des Körpers mit der der Seelen aufmerksam gemacht. Ich wiederhole es hier: Weiber, die weder wohlgestaltet noch üppig gebauet sind, können noch Gefühle des Schönen, ja der Ueppigkeit und Lüsternheit erwecken; oft in stärkerer Maße, als wirklich wohlgestaltete, wirklich üppig gebauete Schönen! Wodurch? Durch Formen, die nicht unmittelbar ihrem Körper gehören, die aber, weil sie ihm nahe liegen, oft mit ihm verwechselt werden, durch die Nettigkeit, durch die Ueppigkeit, durch den Geschmack, der in ihrer Kleidung, in ihrem Putze herrscht; durch den gefälligen Ausdruck

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0361" n="361"/>
und Füllung ihrer Phantasie zu suchen, worunter sie sich und den Genuß der Liebe allein wieder erkennen mögen.</p>
        </div>
        <div n="2">
          <head>Sechstes Kapitel.<lb/></head>
          <argument>
            <p>Mittel, um immer schön zu bleiben.<lb/></p>
          </argument>
          <p>Die Sinne haben einen großen Antheil an der Zärtlichkeit; einen noch größern hat daran der niedere Beschauungshang. Es ist unmöglich, daß die körperliche Wohlgestalt nicht ein Raub der Jahre werde; es ist unmöglich, daß sich nicht der üppige Körperbau verliere, der die Lüsternheit unmittelbar aufreitzt. Aber es ist möglich, daß unser Aeußeres, das sich nicht auf die körperliche Wohlgestalt allein beschränkt, dennoch fortdauernd die Wonne des Schönen erwecke, und dadurch mittelbar den Geist in eine Ueppigkeit und Lüsternheit versetze, die wieder in dem Körper ähnliche Wirkungen hervorbringt.</p>
          <p>Ich habe schon oft in diesem Werke auf den genauen Zusammenhang des Schönheitssinnes mit der Geschlechtssympathie, und der Stimmung des Körpers mit der der Seelen aufmerksam gemacht. Ich wiederhole es hier: Weiber, die weder wohlgestaltet noch üppig gebauet sind, können noch Gefühle des Schönen, ja der Ueppigkeit und Lüsternheit erwecken; oft in stärkerer Maße, als wirklich wohlgestaltete, wirklich üppig gebauete Schönen! Wodurch? Durch Formen, die nicht unmittelbar ihrem Körper gehören, die aber, weil sie ihm nahe liegen, oft mit ihm verwechselt werden, durch die Nettigkeit, durch die Ueppigkeit, durch den Geschmack, der in ihrer Kleidung, in ihrem Putze herrscht; durch den gefälligen Ausdruck
</p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[361/0361] und Füllung ihrer Phantasie zu suchen, worunter sie sich und den Genuß der Liebe allein wieder erkennen mögen. Sechstes Kapitel. Mittel, um immer schön zu bleiben. Die Sinne haben einen großen Antheil an der Zärtlichkeit; einen noch größern hat daran der niedere Beschauungshang. Es ist unmöglich, daß die körperliche Wohlgestalt nicht ein Raub der Jahre werde; es ist unmöglich, daß sich nicht der üppige Körperbau verliere, der die Lüsternheit unmittelbar aufreitzt. Aber es ist möglich, daß unser Aeußeres, das sich nicht auf die körperliche Wohlgestalt allein beschränkt, dennoch fortdauernd die Wonne des Schönen erwecke, und dadurch mittelbar den Geist in eine Ueppigkeit und Lüsternheit versetze, die wieder in dem Körper ähnliche Wirkungen hervorbringt. Ich habe schon oft in diesem Werke auf den genauen Zusammenhang des Schönheitssinnes mit der Geschlechtssympathie, und der Stimmung des Körpers mit der der Seelen aufmerksam gemacht. Ich wiederhole es hier: Weiber, die weder wohlgestaltet noch üppig gebauet sind, können noch Gefühle des Schönen, ja der Ueppigkeit und Lüsternheit erwecken; oft in stärkerer Maße, als wirklich wohlgestaltete, wirklich üppig gebauete Schönen! Wodurch? Durch Formen, die nicht unmittelbar ihrem Körper gehören, die aber, weil sie ihm nahe liegen, oft mit ihm verwechselt werden, durch die Nettigkeit, durch die Ueppigkeit, durch den Geschmack, der in ihrer Kleidung, in ihrem Putze herrscht; durch den gefälligen Ausdruck

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax. (2012-11-20T10:30:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2012-11-20T10:30:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2012-11-20T10:30:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Als Grundlage dienen die Wikisource:Editionsrichtlinien.
  • Der Seitenwechsel erfolgt bei Worttrennung nach dem gesamten Wort.
  • Geviertstriche (—) wurden durch Halbgeviertstriche ersetzt (–).
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als moderner Umlaut (ä, ö, ü) transkribiert.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/ramdohr_venus02_1798
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/ramdohr_venus02_1798/361
Zitationshilfe: Ramdohr, Basilius von: Venus Urania. Ueber die Natur der Liebe, über ihre Veredlung und Verschönerung. Zweyter Theil: Aesthetik der Liebe. Leipzig, 1798, S. 361. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ramdohr_venus02_1798/361>, abgerufen am 21.11.2024.