Ramdohr, Basilius von: Venus Urania. Ueber die Natur der Liebe, über ihre Veredlung und Verschönerung. Zweyter Theil: Aesthetik der Liebe. Leipzig, 1798.Viertes Kapitel. Wie diese Mittel veredelt und verschönert werden können. Der edel liebende Mann, der Mann, der Sinn für Vollkommenheit, Adel und Schönheit hat, kann dieser Mittel nicht entbehren, wenn er Gegenliebe erwecken will. Er muß die nehmlichen Maximen befolgen. Aber er sucht sie bey der Anwendung zu veredeln und zu verschönern. Es giebt eine Selbstheit in dem Weibe, die mit Edelsinn und Sinn für Schönheit zusammen geht: dieser sucht er wichtig zu werden. Es giebt eine Sympathie, die unter eben dieser Leitung steht; diese sucht er zu interessieren. Endlich sucht er dem Beschauungshange durch solche Bilder seiner Vorzüge zu gefallen, welche der Prüfung des Verstandes und der Vernunft unterworfen werden mögen. Fünftes Kapitel. In wie fern edle und schöne Liebe in dem Manne auf den Eindruck des Körpers rechnet. Warum soll der edelste Mann, der einen schönen Körper hat, diesen für einen gleichgültigen Vorzug ansehen, um der Geliebten zu gefallen? Sie ist Mensch und Weib! und der Körper spielt eine große Rolle in der Liebe! Darin liegt nichts Niedriges und nichts Schwaches. Ich kenne Weiber, die eine Art von Ehre darin suchen, die größte Gleichgültigkeit gegen die Figur der Männer Viertes Kapitel. Wie diese Mittel veredelt und verschönert werden können. Der edel liebende Mann, der Mann, der Sinn für Vollkommenheit, Adel und Schönheit hat, kann dieser Mittel nicht entbehren, wenn er Gegenliebe erwecken will. Er muß die nehmlichen Maximen befolgen. Aber er sucht sie bey der Anwendung zu veredeln und zu verschönern. Es giebt eine Selbstheit in dem Weibe, die mit Edelsinn und Sinn für Schönheit zusammen geht: dieser sucht er wichtig zu werden. Es giebt eine Sympathie, die unter eben dieser Leitung steht; diese sucht er zu interessieren. Endlich sucht er dem Beschauungshange durch solche Bilder seiner Vorzüge zu gefallen, welche der Prüfung des Verstandes und der Vernunft unterworfen werden mögen. Fünftes Kapitel. In wie fern edle und schöne Liebe in dem Manne auf den Eindruck des Körpers rechnet. Warum soll der edelste Mann, der einen schönen Körper hat, diesen für einen gleichgültigen Vorzug ansehen, um der Geliebten zu gefallen? Sie ist Mensch und Weib! und der Körper spielt eine große Rolle in der Liebe! Darin liegt nichts Niedriges und nichts Schwaches. Ich kenne Weiber, die eine Art von Ehre darin suchen, die größte Gleichgültigkeit gegen die Figur der Männer <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0208" n="208"/> <div n="2"> <head>Viertes Kapitel.<lb/></head> <argument> <p>Wie diese Mittel veredelt und verschönert werden können.<lb/></p> </argument> <p>Der edel liebende Mann, der Mann, der Sinn für Vollkommenheit, Adel und Schönheit hat, kann dieser Mittel nicht entbehren, wenn er Gegenliebe erwecken will. Er muß die nehmlichen Maximen befolgen. Aber er sucht sie bey der Anwendung zu veredeln und zu verschönern.</p> <p>Es giebt eine Selbstheit in dem Weibe, die mit Edelsinn und Sinn für Schönheit zusammen geht: dieser sucht er wichtig zu werden. Es giebt eine Sympathie, die unter eben dieser Leitung steht; diese sucht er zu interessieren. Endlich sucht er dem Beschauungshange durch solche Bilder seiner Vorzüge zu gefallen, welche der Prüfung des Verstandes und der Vernunft unterworfen werden mögen.</p> </div> <div n="2"> <head>Fünftes Kapitel.<lb/></head> <argument> <p>In wie fern edle und schöne Liebe in dem Manne auf den Eindruck des Körpers rechnet.<lb/></p> </argument> <p>Warum soll der edelste Mann, der einen schönen Körper hat, diesen für einen gleichgültigen Vorzug ansehen, um der Geliebten zu gefallen? Sie ist Mensch und Weib! und der Körper spielt eine große Rolle in der Liebe! Darin liegt nichts Niedriges und nichts Schwaches.</p> <p>Ich kenne Weiber, die eine Art von Ehre darin suchen, die größte Gleichgültigkeit gegen die Figur der Männer </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [208/0208]
Viertes Kapitel.
Wie diese Mittel veredelt und verschönert werden können.
Der edel liebende Mann, der Mann, der Sinn für Vollkommenheit, Adel und Schönheit hat, kann dieser Mittel nicht entbehren, wenn er Gegenliebe erwecken will. Er muß die nehmlichen Maximen befolgen. Aber er sucht sie bey der Anwendung zu veredeln und zu verschönern.
Es giebt eine Selbstheit in dem Weibe, die mit Edelsinn und Sinn für Schönheit zusammen geht: dieser sucht er wichtig zu werden. Es giebt eine Sympathie, die unter eben dieser Leitung steht; diese sucht er zu interessieren. Endlich sucht er dem Beschauungshange durch solche Bilder seiner Vorzüge zu gefallen, welche der Prüfung des Verstandes und der Vernunft unterworfen werden mögen.
Fünftes Kapitel.
In wie fern edle und schöne Liebe in dem Manne auf den Eindruck des Körpers rechnet.
Warum soll der edelste Mann, der einen schönen Körper hat, diesen für einen gleichgültigen Vorzug ansehen, um der Geliebten zu gefallen? Sie ist Mensch und Weib! und der Körper spielt eine große Rolle in der Liebe! Darin liegt nichts Niedriges und nichts Schwaches.
Ich kenne Weiber, die eine Art von Ehre darin suchen, die größte Gleichgültigkeit gegen die Figur der Männer
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Zitationshilfe: | Ramdohr, Basilius von: Venus Urania. Ueber die Natur der Liebe, über ihre Veredlung und Verschönerung. Zweyter Theil: Aesthetik der Liebe. Leipzig, 1798, S. 208. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ramdohr_venus02_1798/208>, abgerufen am 24.02.2025. |