Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Ramdohr, Basilius von: Venus Urania. Ueber die Natur der Liebe, über ihre Veredlung und Verschönerung. Zweyter Theil: Aesthetik der Liebe. Leipzig, 1798.

Bild:
<< vorherige Seite

Kräfte, die wir zum Theil nicht einmahl kennen. Sie können dem Herzen fehlen; aber da, wo sie vorhanden sind, wird das gereitzte Herz sie leichter wecken.

Vierzehntes Kapitel.

Kenntnisse, nützliche und edle Fertigkeiten, schöne Künste, Sitten in dem geliebten Weibe.

Der Mann kann während der liebenden Verbindung die Kenntnisse der geliebten Gattin vermehren, sie an gewisse Sitten gewöhnen, sie zu gewissen Fertigkeiten und Künsten anführen, die zur Nothdurft, zur Veredlung und Verschönerung des Lebens und der zusammengesetzten Person gehören. Aber seine Bemühung scheint glücklicher zu seyn, wenn sie nicht so wohl den ersten Unterricht, die erste Gründung dieser Stücke zu bezielen braucht, als vielmehr ihre fernere Ausbildung. Es hält schwer, Vorerkenntnisse, die an sich trocken sind, und ein leicht fassendes Gedächtniß fordern, in spätern Jahren zu erlernen; es hält noch schwerer, in diesen Jahren unsern Geist und unsern Körper zu einer gewissen bestimmten Richtung und zu einer geschmeidigen Folge zu gewöhnen, welche durch frühe Uebung am sichersten erlangt werden.

Unerlaßliche Bedingung scheint es wenigstens zu seyn, daß das Mädchen bereits von Kindheit an zu denjenigen Kenntnissen, Sitten, Fertigkeiten und Künsten angezogen sey, die erfordert werden, um seinen künftigen Stand als Hausfrau und Beförderin der örtlichen Geselligkeit nach dem Verhältnisse seiner Lage auszufüllen.

Kräfte, die wir zum Theil nicht einmahl kennen. Sie können dem Herzen fehlen; aber da, wo sie vorhanden sind, wird das gereitzte Herz sie leichter wecken.

Vierzehntes Kapitel.

Kenntnisse, nützliche und edle Fertigkeiten, schöne Künste, Sitten in dem geliebten Weibe.

Der Mann kann während der liebenden Verbindung die Kenntnisse der geliebten Gattin vermehren, sie an gewisse Sitten gewöhnen, sie zu gewissen Fertigkeiten und Künsten anführen, die zur Nothdurft, zur Veredlung und Verschönerung des Lebens und der zusammengesetzten Person gehören. Aber seine Bemühung scheint glücklicher zu seyn, wenn sie nicht so wohl den ersten Unterricht, die erste Gründung dieser Stücke zu bezielen braucht, als vielmehr ihre fernere Ausbildung. Es hält schwer, Vorerkenntnisse, die an sich trocken sind, und ein leicht fassendes Gedächtniß fordern, in spätern Jahren zu erlernen; es hält noch schwerer, in diesen Jahren unsern Geist und unsern Körper zu einer gewissen bestimmten Richtung und zu einer geschmeidigen Folge zu gewöhnen, welche durch frühe Uebung am sichersten erlangt werden.

Unerlaßliche Bedingung scheint es wenigstens zu seyn, daß das Mädchen bereits von Kindheit an zu denjenigen Kenntnissen, Sitten, Fertigkeiten und Künsten angezogen sey, die erfordert werden, um seinen künftigen Stand als Hausfrau und Beförderin der örtlichen Geselligkeit nach dem Verhältnisse seiner Lage auszufüllen.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0190" n="190"/>
Kräfte, die wir zum Theil nicht einmahl kennen. Sie können dem Herzen fehlen; aber da, wo sie vorhanden sind, wird das gereitzte Herz sie leichter wecken.</p>
        </div>
        <div n="2">
          <head>Vierzehntes Kapitel.<lb/></head>
          <argument>
            <p>Kenntnisse, nützliche und edle Fertigkeiten, schöne Künste, Sitten in dem geliebten Weibe.<lb/></p>
          </argument>
          <p>Der Mann kann während der liebenden Verbindung die Kenntnisse der geliebten Gattin vermehren, sie an gewisse Sitten gewöhnen, sie zu gewissen Fertigkeiten und Künsten anführen, die zur Nothdurft, zur Veredlung und Verschönerung des Lebens und der zusammengesetzten Person gehören. Aber seine Bemühung scheint glücklicher zu seyn, wenn sie nicht so wohl den ersten Unterricht, die erste Gründung dieser Stücke zu bezielen braucht, als vielmehr ihre fernere Ausbildung. Es hält schwer, Vorerkenntnisse, die an sich trocken sind, und ein leicht fassendes Gedächtniß fordern, in spätern Jahren zu erlernen; es hält noch schwerer, in diesen Jahren unsern Geist und unsern Körper zu einer gewissen bestimmten Richtung und zu einer geschmeidigen Folge zu gewöhnen, welche durch frühe Uebung am sichersten erlangt werden.</p>
          <p>Unerlaßliche Bedingung scheint es wenigstens zu seyn, daß das Mädchen bereits von Kindheit an zu denjenigen Kenntnissen, Sitten, Fertigkeiten und Künsten angezogen sey, die erfordert werden, um seinen künftigen Stand als Hausfrau und Beförderin der örtlichen Geselligkeit nach dem Verhältnisse seiner Lage auszufüllen.</p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[190/0190] Kräfte, die wir zum Theil nicht einmahl kennen. Sie können dem Herzen fehlen; aber da, wo sie vorhanden sind, wird das gereitzte Herz sie leichter wecken. Vierzehntes Kapitel. Kenntnisse, nützliche und edle Fertigkeiten, schöne Künste, Sitten in dem geliebten Weibe. Der Mann kann während der liebenden Verbindung die Kenntnisse der geliebten Gattin vermehren, sie an gewisse Sitten gewöhnen, sie zu gewissen Fertigkeiten und Künsten anführen, die zur Nothdurft, zur Veredlung und Verschönerung des Lebens und der zusammengesetzten Person gehören. Aber seine Bemühung scheint glücklicher zu seyn, wenn sie nicht so wohl den ersten Unterricht, die erste Gründung dieser Stücke zu bezielen braucht, als vielmehr ihre fernere Ausbildung. Es hält schwer, Vorerkenntnisse, die an sich trocken sind, und ein leicht fassendes Gedächtniß fordern, in spätern Jahren zu erlernen; es hält noch schwerer, in diesen Jahren unsern Geist und unsern Körper zu einer gewissen bestimmten Richtung und zu einer geschmeidigen Folge zu gewöhnen, welche durch frühe Uebung am sichersten erlangt werden. Unerlaßliche Bedingung scheint es wenigstens zu seyn, daß das Mädchen bereits von Kindheit an zu denjenigen Kenntnissen, Sitten, Fertigkeiten und Künsten angezogen sey, die erfordert werden, um seinen künftigen Stand als Hausfrau und Beförderin der örtlichen Geselligkeit nach dem Verhältnisse seiner Lage auszufüllen.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax. (2012-11-20T10:30:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2012-11-20T10:30:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2012-11-20T10:30:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Als Grundlage dienen die Wikisource:Editionsrichtlinien.
  • Der Seitenwechsel erfolgt bei Worttrennung nach dem gesamten Wort.
  • Geviertstriche (—) wurden durch Halbgeviertstriche ersetzt (–).
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als moderner Umlaut (ä, ö, ü) transkribiert.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/ramdohr_venus02_1798
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/ramdohr_venus02_1798/190
Zitationshilfe: Ramdohr, Basilius von: Venus Urania. Ueber die Natur der Liebe, über ihre Veredlung und Verschönerung. Zweyter Theil: Aesthetik der Liebe. Leipzig, 1798, S. 190. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ramdohr_venus02_1798/190>, abgerufen am 30.12.2024.